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«Sonntagsallianz» gegen 24-Stunden-Arbeitstag

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01.01.2016
Die «Sonntagsallianz» hat ein Referendum gegen die Einführung des 24-Stunden-Betriebs bei Tankstellenshops lanciert. Vertreter der FDP werfen den beteiligten Kirchen vor, sich vereinnahmen zu lassen.

Die Ladenöffnungszeiten bei Tankstellenshops werden geändert. Rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche sollen sie ihre Produkte verkaufen können. Das eidgenössische Parlament hat am 14. Dezember 2012 eine entsprechende Änderung des Arbeitsgesetzes definitiv beschlossen; es werden damit die Regeln über die Nacht- und Sonntagsarbeit gelockert. Die heutige gesetzliche Regelung gestattet es den Shops lediglich nachts Kaffee oder Sandwiches zu verkaufen, nicht aber andere Waren.
Die «Sonntagsallianz» ein Zusammenschluss von 21 gewerkschaftlichen und kirchlichen Organisationen sowie linken Parteien befürchtet einen «Dammbruch» für den gesamten Detailhandel. Die Einführung des 24-Stunden-Arbeitstages in Tankstellenshops werde «zwangsläufig zur generellen Einführung des 24-Stunden-Arbeitstages im Detailhandel und darüber hinaus auch in anderen Branchen führen», sagte Vania Alleva, Co-Präsidentin der Gewerkschaft Unia, bei der Lancierung des Referendums Anfang Januar in Bern.

Angriff auf die Familien
Für die Kirchen ist die Gesetzesänderung «ein Angriff auf die Familien». Bei den Tankstellenjobs handle es sich häufig um «klassische Frauenjobs mit schlechten Arbeitsbedingungen», sagte Liselotte Fueter, Co-Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz. Für den Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, gehören die Sonntags- und Nachtruhe zum Lebensrhythmus der Menschen. Die Ruhezeiten dienten der Erholung und ermöglichten das gemeinsame religiöse Feiern. «Im Leben ist es wichtig, Mass zu halten», sagte Werlen. Bereits 2005 hatten die Schweizer Bischofskonferenz und der Schweizerische Evangelische Kirchenbund unter dem Titel «Sonntag schützen, Gemeinschaft stärken» Überlegungen zur Revision des Arbeitsgesetzes veröffentlicht.

«Kirchen spielen der FDP in die Hand»
Das kirchliche Engagement in Sachen Arbeitnehmerschutz gefällt nicht allen: Der Genfer FDP-Nationalrat Christian Lüscher, Urheber der Gesetzesvorlage, wirft den Kirchen vor, sie hätten sich von den Gewerkschaften instrumentalisieren lassen: «Es geht nicht um Nacht- und Sonntagsarbeit. Es geht nur um Shops, die eh schon geöffnet sind», wird Lüscher im «Blick» zitiert.
Brisant ist der Einsatz der Kirchen vor allem im Kanton Zürich. Hier haben die Jungfreisinnigen vor einem Jahr rund 7000 Unterschriften für eine Inititative zur Abschaffung der Kirchensteuerpflicht für Firmen gesammelt. FDP-Mann Dominik Tiedt, Präsident des Komitees der Kirchensteuerinitiative, sagte gegenüber dem Tagesanzeiger: «Mit solch deplatzierten Aktionen spielen uns die Kirchen in die Hand.» Dass die Kirchen vom Gewerbe jährlich 100 Millionen Franken kassierten und postwendend gegen die direkten Interessen des Gewerbes und der Konsumenten ankämpften, sei stossend.
Auf gewerkschaftlicher Seite ist man zuversichtlich, dass eine Volksabstimmung über die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten in der Schweiz keine Mehrheit findet. In den letzten Jahren sind laut Unia-Co-Präsidentin Vania Alleva sowohl bei kantonalen wie kommunalen Vorstössen liberalisierte Regelungen von Nacht- und Sonntagsarbeit in zehn von elf Fällen an der Urne abgelehnt worden.



Sonntagsallianz
Kirchlicherseits sind in der Sonntagsallianz vertreten: Schweiz. Ev. Kirchenbund, Ev. Frauen Schweiz, Ev.-method. Kirche, Justitia et Pax Kommission der Schweizerischen Bischofs-konferenz, Kath. Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung Schweiz, Schweiz. Kath. Frauenbund

KIPA, REf.Ch, RED

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