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Leserbriefe

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01.01.2016
Die Leserbriefe im Februar.

Kibo Februar

«Land Grabbing»

Wie viel Boden braucht der Mensch?
Die aufgegriffene Thematik ist brisant, aber die Redaktion belastet damit uns Lesende mit einem zusätzlichen Problem, ohne konkrete Lösungsansätze mitzuliefern. Wie sollten wir Schweizerinnen und Schweizer den Drittweltländern helfen können, wenn wir ja das Bodenproblem im eigenen Land auch nicht gelöst haben?
Wem ist schon bewusst, dass jede Wohnungsmiete zu ca. 20 Prozent aus dem Zins für das Kapital besteht, das im dazugehörigen Boden steckt? (Zusätzliche ca. 40% der Wohnungsmiete bezahlen wir für die Kapitalkosten des Gebäudes.) Damit trägt unser Bodenrecht klammheimlich einen guten Teil bei zur Umverteilung von Arm zu Reich. Langfristig gibt es für diese Ungerechtigkeit nur eine einzige Lösung, die ja in den zitierten Bibelsprüchen angesprochen wird, wenn auch sehr distanziert und ohne Bezug zur heutigen Situation. Wie ein Urgedanke ist diese Lösung jedem von uns, mehr oder weniger bewusst, bekannt: Der Boden gehört allen! Er ist ein Gemeingut wie Luft und Wasser und ist in einem sicherlich langwierigen Prozess in den Besitz der Allgemeinheit ich sage bewusst nicht des Staates überzuführen und nachher durch speziell berufene Gremien gemäss demokratisch erarbeiteten Gesetzen im Baurecht abzugeben.
Natürlich, dies ist Politik! Darf sich die Kirche da einmischen? Meines Erachtens unbedingt, denn wenn sie revolutionäre Bibelsprüche zitiert, ohne die entsprechenden konkreten politischen Konsequenzen zu ziehen, verliert sie weiterhin mächtig an Einfluss. Weiterführende Ideen finden sich bei Google mit den Sucheingaben «Silvio Gesell Bodenreform», «Rudolf Steiner Bodenreform» und «bodeninitiative basel». Weiter ist darauf hinzuweisen, dass die Christoph Merian Stiftung Basel seit rund 150 Jahren ihre nicht selbst benötigten Parzellen im Baurecht abgibt.
Heini Mundwiler, Hölstein

Was die Kirchen verschweigen
Die Industrienationen beuten Drittweltländer schamlos aus, indem sie ihre Bodenschätze plündern, sich neuerdings auch fruchtbaren Agrarlandes bemächtigen und damit bereits arme Länder noch ärmer machen. Mit dieser Sicht der Dinge eine unterschwellige und etwas infame Anklage versuchen uns kirchliche Hilfswerke, humanitäre Organisationen und NGOs verantwortlich für die katastrophalen sozialen Miseren in afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern zu machen, uns auch einfachen Bürgern dafür die Schuld zuzuweisen, ein schlechtes Gewissen einzuimpfen und an unsere Verantwortung zu appellieren. Sie reden uns ein, unser hoher Lebensstandard basiere auf der Ausbeutung anderer und nicht auf eigener Leistung, weshalb wir mit einer Bescheidung unseres Lebensstiles einen wichtigen Beitrag für eine gerechtere Welt leisten könnten. Wie einäugig. Wenn das so einfach wäre! Weshalb blenden diese Einflüsterer die wichtigsten Ursachen der Drittwelt-Misere aus, schonen die wahren Schurken und machen sich damit der Demagogie verdächtig? Ein paar Argumente:
Ein Grossteil der sogenannt «armen» Länder sind keine armen Länder. Völlig im Gegenteil. Viele von ihnen verfügen, klimatisch bedingt, über eine reiche Vegetation, grosse Reserven wenig genutzten Kulturlandes und, anders als etwa die Schweiz, über immense Bodenschätze, Erdöl oder Erdgas (Beispiele: Indonesien, Myanmar, West- und Zentralafrika). Über diese natürlichen Ressourcen verfügen und bestimmen sie, sie allein, und nicht internationale Konzerne. Eine verantwortungsvolle Nutzung der Ressourcen zum Gemeinwohl der Länder böte allein schon eine komfortable Grundlage für einen wirtschaftlichen Aufbau und allgemeinen Wohlstand.
Gewichtigste Ursachen der Misere sind die schreienden Misswirtschaften und korrupte Politiker, die ihre Länder als persönliches Eigentum betrachten, sie mit brutaler Staatsgewalt unter Kontrolle halten und schamlos ausbeuten, indem sie ihre Ressourcen verschachern, um sich primär selber zu bereichern und wenig bis nichts für das Gesamtwohl tun.
Singapore war nach dem Zweiten Weltkrieg einer der grauenhaftesten Orte der Welt, in China starben jährlich Millionen in Hungersnöten. Seit der Entkolonialisierung sind mittlerweile sechs Jahrzehnte verflossen. Diese Zeit nutzte ein Teil der asiatischen Länder (z.B. die Tiger-Staaten) zu einer höchst bemerkenswerten sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung, andere (z.B. die Philippinen) blieben gebremst durch instabile politische Regimes noch stehen oder fielen massiv zurück (fast ganz Afrika). Und das, obwohl Europa und Amerika in dieser Zeit Milliarden von Dollars an Entwicklungsgeldern in die afrikanischen Länder pumpte und inzwischen Generationen von Eliten an ihren Universitäten ausbildeten.
Passiert ist fast überall in Afrika dasselbe: Im Ausland geschulte Leute kehrten entweder gar nicht mehr nach Hause zurück oder nutzten dann wenn sie wieder in Afrika waren ihre Fähigkeiten als Ingenieure oder Ökonomen nicht, um eine brauchbare Wirtschaft aufzubauen und damit ihr Land vorwärts zu bringen. Verwaltung, Diplomatie oder das Militär scheinen einfachere und lohnendere Wege zu sein, um an die Schaltstellen der Macht und damit an die Zapfsäulen zur Bereicherung etwa durch Entwicklungsgelder zu gelangen.
Ein zentrales Problem ist, dass erarbeitetes Geld kaum im eigenen Land investiert wird, sondern meist abgezapft und ins «sichere» Ausland gebracht wird. Das würgt einen Aufbau schon im Ansatz ab. Für einen sozialen und infrastrukturellen Aufbau und ein funktionierendes Gemeinwesen vor allem abseits der Hauptstädte scheint sich bis heute kaum ein afrikanischer Politiker zu interessieren. Das braucht sie auch nicht zu interessieren, solange gut gemeinte Entwicklungsgelder fliessen.
Dass die Art und Weise, wie staatliche und zum Teil auch private Entwicklungshilfe geleistet wurde und wird, kontraproduktiv sein könnte, ahnte man schon seit längerem. Als aber afrikanische Vordenker damit begannen, darauf aufmerksam zu machen, wurde man hellhörig. Neben der Tatsache, dass ein massiver Teil der Entwicklungsmilliarden in privaten Taschen versickert, korrumpierte die Entwicklungshilfe vor allem die Köpfe. Es ist in Afrika längst zur Normalität geworden, dass sich zur Lösung fast aller Probleme genauer: zur ihrer Finanzierung Ausländer finden lassen, die sich um Projekte geradezu balgen, weshalb man sich nicht selber anzustrengen braucht. Möglich, dass auch hier eine der Ursachen liegt, die Motivation, Initiative und Unternehmergeist verhindert und damit den Status Quo zementiert.
Es sei somit in aller Deutlichkeit festgehalten: Die Misere in vielen Drittweltländern ist seit dem Ende der Kolonialzeit keine Folge der «Ausbeutung» durch die Industrieländer mehr. Sie ist eine Folge von oft völliger Absenz von moralischer und verantwortungsvoller «Governance». Souveräne Staaten können in hohem Masse selber bestimmen, wer, wie und in welchem Masse von ihren menschlichen und materiellen Ressourcen profitieren darf und soll. Sie haben im Extremfall auch durchaus die Macht, sich ausländische Unternehmen einzuverleiben und zu verstaatlichen. Die Wurzel des Übels sind Präsidenten mit absoluter Machtfülle, Diktatoren mit blutigen Händen, Warlords und Führungscliquen, welche ihre Länder skrupellos aussaugen, der Wertschöpfung ihrer Ressourcen berauben und ihre Bevölkerungen zynisch missachten, die grauenhafte Kriege führen, um an die Macht zu gelangen oder ihre Macht zu erhalten und für einen grossen Teil des Elends in dieser Welt verantwortlich sind.
Die Bösewichte haben ein Gesicht: Sie bewegen sich umgeben vom Popanz ihrer Hofstaaten in teuren Jets und Luxuskarossen, ölen sich mit einer Mischung von Agilität und bodenloser Arroganz über die internationalen Bühnen von New York, London, Paris und Genf und lassen Vertreter der Industrieländer um ihre Gunst buhlen. Ihre Günstlinge belegen in Europa oder Amerika ganze Etagen der teuersten Hotels und geben in einem einzigen Tag mehr Geld aus als ein einfacher Mensch in ihrem Land in einem ganzen Leben je zu sehen bekommt.
Fazit: Die NGOs, humanitären Organisationen und Kirchen würden gut daran tun, die längst nicht mehr nötigen Schuldgefühle wegen des früheren weissen Kolonialismus endlich zu vergessen und sich stattdessen auf die brutalen Wahrheiten der heutigen sozialen Ungerechtigkeiten zu fokussieren. Sie würden einen wirklichen Beitrag zur Gerechtigkeit in unserer Welt leisten, wenn sie die wirklichen Bösewichte an den Pranger stellten statt sich in schweigender Toleranz unfreiwillig zu ihren Komplizen zu machen. Fastenopfer oder andere symbolische Zeichen bei uns sind zwar gut gemeint, helfen aber keinem Afrikaner, mehr Maniok auf den Teller zaubern oder ihn von den Drangsalen seines Alltages zu bewahren. Anschubhilfe von uns haben afrikanische Länder seit sechzig Jahren im Übermass bekommen, verändern können sie aber nur selber etwas. Vielleicht mal mit einem Blick nach Singapore, Malaysia oder Vietnam
Und zum Schluss: Nein, ich fühle mich nicht schuldig an der Misere in Afrika oder anderswo! Ich plädiere auf Unschuld und brauche mich meines sauer und anständig erarbeiteten Wohlstandes in einem mit politischer Vernunft funktionierenden Land nicht zu schämen.
Urs von Schroeder, Schaffhausen


«Zen und Christentum»

Christus genügt
Ab und zu zeigt uns der Kirchenbote auch andere spirituelle Wege als das Christentum. Einmal den Dalai Lama nun den Zen. Erstaunt bin ich, dass diese zwei Wege ausgerechnet ein Jesuitenpater uns süss machen will. Kennt er denn die Bibel nicht von vorn bis hinten? Zen sucht den Frieden, die Ruhe, die Gewissheit in der Meditation und somit in sich selber. Es ist also ein Selbsterlösungs-Weg. Paulus sagt uns aber: im Menschen ist nichts Gutes. Was ich will, tue ich nicht, aber was ich hasse, das tue ich ... die Sünde wohnt in mir (Römer 7.18). Das heisst doch, dass ich von geistigen Mächten gesteuert werde? Christus sagt das klare Wort: Niemand kommt zum Vater, denn durch mich (Joh. 14.6b). Dieses göttliche Angebot kennt der Zen nicht. Somit genügt mir Christus.
Kurt Meyer, Pfäffikon


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Kibo BS Februar B

«Bestattungen im Umfeld der Kirche»

Vor Gott sind alle gleich
Mit grossem Interesse las ich die Artikel betreffs Bestattungen im Umfeld der Kirche. Es wäre bestimmt der Wunsch vieler und auch Trost für die Angehörigen. Zu sagen aber es sollte für jedermann möglich sein begütert oder arm, Berühmte und Unscheinbare. Denn vor Gott sind alle gleich.
Susanne Fininger, Basel


Bote der reformierten Kirche

Jesus fehlt
Ist der Kirchenbote nicht der Bote der reformierten Kirche? Oft habe ich ihn gelesen und vergessen oder ich habe mich über die Beliebigkeit oder die Inhalte der Artikel geärgert. Eine Zeitlang flog er sofort ins Altpapier. Diese Ausgabe habe ich gelesen und ständig das Gefühl, dass etwas fehlt. Was nur? Beim zweiten Mal Durchblättern merkte ich: Jesus fehlt. Sie haben das Wichtigste unseres Glaubens total vergessen. Jesus Christus kommt im ganzen redaktionellen Teil des Kirchenboten nicht einmal vor. Da nützt der ganze moderne Auftritt mit Facebook-Plattform nichts, wenn der Bote keine Botschaft weiter gibt.
Vor Jahren gab mir jemand den Rat, eine Predigt auch danach zu beurteilen, ob Jesus darin vorkommt oder nicht. Wenn nicht, dann fehle das Entscheidende. Nun, zumindest in dieser Ausgabe des Kirchenboten fehlt das Entscheidende. Schade.
Gudrun Aebi, Bubendorf


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Kibo LU

«Heilsame Berührung für Leib und Seele»

Guter Ansatz
Als ich das Bild betrachtete und den Titel des Artikels las, war ich zunächst skeptisch. Als ich ihn aber näher betrachtete, überraschte er mich. Ich finde den Ansatz, nicht die Hoffnung auf Wunderheilung zu erwecken, sondern durch Gespräch und Nähe, die der Mensch braucht, Kraft zu schöpfen, einen guten Ansatz. Jedoch muss man immer noch aufpassen, dass die ganze Sache nicht missverstanden wird. Einige würden vielleicht sagen, es wäre überall der gleiche Hokuspokus und würden Christentum, Esoterik, und vielleicht auch Schamanismus und andere religiöse Gruppen, in einen Topf werfen. Ich möchte damit diese Gruppierungen nicht entwerten oder anklagen. Ich möchte lediglich die Vorurteile offen legen, die in unserer Gesellschaft vorhanden sind. Ich bleibe in diesem Thema skeptisch gerade darum, weil es so schnell zu Missverständnissen kommt.
Jasper Laureijs, Willisau

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