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Zeichnungen als Anker in der Bilderflut

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01.01.2016
Die Luzerner Kirchen beteiligen sich im März am Internationalen Comicfestival Fumetto. Mit einer Einzel­ausstellung dabei ist auch Lotte Greber, Sigristin der Matthäuskirche.

Comics prägen bald wieder das Stadtbild von Luzern. Am 16. März beginnt das Comicfestival Fumetto. Erstmals treten dabei die reformierte und katholische Kirche als Partner des internationalen Salons auf. Das Thema des Wettbewerbs lautet in diesem Jahr «Gerechtigkeit». Mit den eingesandten Arbeiten soll ein Soziogramm zur «Gerechtigkeit» mit dem Hintergrund der international unterschiedlichen Auffassungen des Themas präsentiert werden. Florian Flohr, Kommunikationsbeauftragter der Katholischen Kirche, freut sich über die Kooperation: «Mit Gerechtigkeit geht der Fumetto-Wettbewerb auf ein christliches Kernthema ein, das zugleich viele interkulturelle und interreligiöse Anknüpfungspunkte bietet.»

Kunst im Take-away
Mit einer eigenen Satellitenausstellung und unabhängig vom Wettbewerb vertreten ist Lotte Greber. Die 40-jährige Künstlerin verkörpert «Kunst und Kirche» quasi in Personalunion: Sie arbeitet seit September als Sigristin der reformierten Matthäuskirche, war davor Aushilfs-Sakristanin der katholischen St. Johannes Kirche und ist leidenschaftliche Zeichnerin. «Drowning Maps Drowning World» (ertrinkende Karten, ertrinkende Welt) heissen die Arbeiten, die Lotte Greber im Rahmen des Festivals zeigt. Die «Drowning Maps» sind Tuschezeichnungen auf alten Strassen- und Landkarten, welche die Künstlerin in Brockenhäusern und Antiquariaten zusammengesucht hat. Die Motive, die sie auf die Karten zeichnet, entstammen eigenen Erlebnissen aber auch aus den Medien. «Es passiert so viel auf der Welt, man sieht und liest so vieles. Meine Welt ertrinkt im Überfluss der Bilder», erklärt sie. Die Arbeiten seien ein Versuch, das schnelle Vergessen zu stoppen.
Zu sehen sind Lotte Grebers Arbeiten im Take-away-Bereich der Migros Schweizerhof. «Ich freue mich riesig, sie hier zeigen zu können», so die Künstlerin, «Tausende Menschen kommen hier täglich vorbei.»
Hinzu komme, dass sich die Migros direkt neben ihrem Arbeitsplatz, der Matthäuskirche, befinde. «Durch die Arbeit in der Kirche mitten in der City komme ich mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt», erzählt die Sigristin. Ein wichtiger Ausgleich für die alleinerziehende Mutter eines zehnjährigen Sohnes, die vor allem abends die Zeit und Ruhe findet, zu zeichnen. Als Atelier dient der gelernten Krankenschwester, die im Anschluss Grafik und Illustration in Luzern und Basel studierte, zur Zeit eine Ecke im Wohnzimmer. «Comic-Zeichnen ist eine einsame Tätigkeit», resümiert Lotte Greber, «und doch das liebste, was ich mache.»

Annette Meyer zu Bargholz

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