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Leserbriefe

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01.01.2016
Leserbriefe im Mai

Kibo März

Interview Ulrich Tilgner

Sachlich und präzise
Haben Sie Dank für das Interview mit Ulrich Tilgner. Nicht nur wohltuend sachlich und präzise, sondern auch Zusammenhänge richtigstellend, die in der Islamophobie und Terrorismus-Hysterie der hiesigen Mainstream-Medien für gewöhnlich verschwiegen oder verzerrt dargestellt werden. Wolfram Malte Fues, Duggingen

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Kibo April

Judas Ischariot

Selbst erwählter Verräter
So deutlich wie der Herr beim letzten Abendmahl seine zwölf Jünger anredete mit der Feststellung: «einer unter euch wird mich verraten» (Joh. 13.21). Zeigt doch, dass ein Verräter das Letzte ist, den Jesus nötig hat, auf seinem selbst erwählen Erlösungsweg ans Golgathakreuz. Der Herr sagt sehr deutlich, wie verwerflich der Verrat eines Jüngers an ihm ist: «Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht: doch weh dem Menschen durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre» (Joh. 13.24). Da ist kein hilfreicher Judas am Herrn möglich. Er ist und bleibt aus Habgier (30 Silberlinge), aus eigenem Willen, der sich selbst erwählte Verräter. Beat Brönnimann, Niederdorf

Kirche und Flüchtlinge im 2. Weltkrieg

Zum Wohle des Landes
Im Bericht steht: «Am 13. August 1942 machte Heinrich Rothmund, Chef der Fremdenpolizei, die Grenzen dicht.» Hans Dietschi, damaliger Chef der kantonalen Fremdenpolizei, war mit meinen Eltern befreundet. Ich hörte seine Berichterstattung über den Rapport der kantonalen Fremdenpolizeichefs beim eidg. Chef Heinrich Rothmund. Darnach musste auf Verlangen der Deutschen der Bundesrat eine schriftliche Weisung herausgeben, nach welcher die Aufnahme von Juden einzustellen sei. Ich höre Hans Dietschi immer noch, wie er uns erklärte, dass Rothmund den kantonalen Direktoren mündlich sagte, dass er die Einhaltung der Weisung nicht kontrollieren werde und dass es Sache der kantonalen Direktoren sei, ob sie die Weisung befolgen oder nicht. Die Weisung wurde dann auch in der Zentralschweiz nicht befolgt. Nur der St. Galler Fremdenpolizeichef Grüninger erfrechte sich, die Weisung offiziell in Frage zu stellen. Die anderen Kommandanten blieben ruhig und handelten nach ihrem Gewissen, ohne zum Ungehorsam aufzurufen.
Unsere Behörden hatten während des 2. Weltkrieges eine recht schwierige Aufgabe. Sie haben sie zum Wohle unseres Landes gut gemeistert und kein Land hat so viele jüdische Flüchtlinge aufgenommen wie die Schweiz. Alexander Wili, Kriens

Kirche als ethisch-moralische Kraft
Ihr klärender Beitrag zum Thema Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg hat mich gefreut. Es war mir unbekannt, dass der evangelisch-reformierte Kirchenrat die schwammige Haltung des damaligen Bundesrates gegenüber Nazi-Deutschland hinterfragt und an den Pranger gestellt hat. Es tut mir gut zu wissen, dass in der freien Schweiz das Wort Gottes deutlich hörbar war. Jene fünf traumatischen Jahre habe ich als Teenager in Holland aus nächster Näher erlebt. Die Leisetreterei, die sie ansprechen, und die feige Mitläuferei bestimmter Behörden und Landsleute, unterminierten Moral und Widerstandskraft im Volk. Die Kirchen blieben stumm. Das kam es auf den Einzelnen an, wie er/sie sich dem Terror stellen wollte. Mit Dankbarkeit und Respekt denke ich hier an meine Eltern zurück. Durch ihre Entschlossenheit retteten sie meinen Bruder und mich aus den Klauen der Gestapo. Das Vorbild meiner Eltern hat mein Leben geprägt. In schweren Lebenslagen gaben und geben sie mir Kraft. Ich wünsche mir, dass sich die Kirche, meine Kirche, unüberhörbar und mutig wie im Zweiten Weltkrieg, als treibende ethisch-moralische Kraft in unserer Gesellschaft halten und weiterentwickeln wird. Jan Nanninga, Olten

«Atheisten-Pfarrer kommt nach Basel»

Kritische Auseinandersetzung dringend nötig
Es hat mich richtig gefreut, Ihren Artikel im Kirchenboten zu lesen. Als einer (wahrscheinlich einer unter vielen), der grosse Mühe hat mit Auferstehung, Ewigem Leben, Vergebung der Sünden und Wundern (aber nicht mit Gott!), bin ich sehr gespannt auf das Gespräch der Herren Klaas Hendrikse und Peter Schmid. Aus meiner Sicht ist es dringend notwendig und auch längst fällig, dass sich die Kirche mit den traditionellen Gottesbildern kritisch auseinandersetzt, denn vielen Kirchenmitgliedern ( auch älteren ) machen im Religionsunterricht gelernte Vorstellungen und Inhalte grosse Mühe und führen auch zu Kirchenaustritten. Erich Flury, Bottmingen

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Kibo April BL

«Leben müssen sterben dürfen», Podiumsveranstaltung in Reinach

Abhängigkeiten werden ignoriert
Professor Mathys bezeichnete alle unsere Überlegungen zum «Freitod ja oder nein» als «Luxus-Problem», das sich erst stelle, wenn Menschen im Überfluss lebten wie wir. Das entsetzte Schweigen wurde rasch durch weiteres Gerede über unsere Autonomie abgelöst. Autonomie heisst: Ich bin von nichts und niemandem abhängig. Dass wir unsere Abhängigkeiten ignorieren, ändert nichts an der Tatsache, dass wir alles andere als autonom sind. Die Bibel sagt: Der Mensch stirbt, wenn Gott es will. Da ja der Anlass von der Kirche organisiert wurde, ist anzunehmen, dass im Publikum hier und da ein Mensch sitzt, der so etwas wie Glaubenserfahrung hat. Leider meldete sich dieser Mensch aber nicht zu Wort. Es gibt viele Menschen, die ahnen, dass jeder Glaube an Gott gleichzeitig das Ende jeder geistigen Autonomie bedeutet. Deshalb zögern sie, sich überhaupt näher mit dem Glauben zu befassen. Denn es ist schon so: Wenn jemand ein Christ ist, ist er nicht autonom. Geborenwerden und Sterben liegt dann in der Hand Gottes. Oder man bleibt autonom, im Bereich «Soll ich (mich umbringen) oder soll ich das doch besser sein lassen?» Niemand muss sich entscheiden. Nur wenn dann die Frage sich aufdrängt: «Was für einen Sinn hat eigentlich mein Leben? Hat es überhaupt einen Sinn gehabt?» Die Antwort könnte Schweigen sein. Brigit Bene, Basel

Kein schlechtes Gewissen machen
In der Bibel sind neun Suizide beschrieben (die berühmtesten sind Simson, Saul und Judas). Es sind Verzweiflungssuizide. Sie werden nicht negativ kommentiert. Erst Kirchenvater Augustin hat mit seinem Satz «Wer sich tötet, tötet einen Menschen» ein bis in die heutige Zeit für Menschen, die sich das Leben genommen haben, und für ihre Verwandten und Freunde ein belastendes Dogma geschaffen. Von der Bibel her ist dies nicht zu rechtfertigen. Wie Prof. Mathys festgestellt hat, sind in biblischen Zeiten lange Leidenszeiten und Depressionen sehr selten gewesen. Heute ist dies wegen der Fortschritte in der Medizin und Chirurgie völlig anders. Und es betrifft in erster Linie den reichen Norden und Westen. Aber es geht in biblischen Zeiten wie heute um «ein gutes Leben und ein gutes Sterben», wie Prof. Mathys am Schluss seines Vortrags gesagt hat. Selbstbestimmung und Lebensqualität haben bei uns einen hohen Stellenwert. Und wenn einmal die körperlichen und seelischen Leiden unerträglich werden und auch durch eine palliative Pflege nicht bekämpft werden können, dann werden einige Menschen den Entschluss fassen, durch einen gnädigen Tod ihr Leben mithilfe von Sterbeorganisationen abzukürzen. Solch ein Entschluss wird lange und gründlich überlegt und in der Regel mit Angehörigen, Freunden und Fachpersonen besprochen. Niemand hat das Recht, von einem Dogma her, sei dies ein philosophisches, ein medizinisches oder ein kirchliches, diesen Entschluss zu verurteilen oder zu verunmöglichen. Dass die Gesellschaft, besonders auch die Kirche, möglichst viele Suizide, welche aus Verzweiflung geschehen, verhindern soll, ist sicher richtig. Doch werden diese Bemühungen trotz Liebe, Gebet, Verständnis, Beratung und Zuspruch des Evangeliums nie für alle erfolgreich sein können. Es gibt Menschen, die ihr Leben nicht als Geschenk empfinden! Und diesen Menschen darf man mit diesem gut gemeinten Glaubenssatz, diesem Dogma, kein schlechtes Gewissen machen, wenn sie den Suizid wählen, sondern wir müssen ihnen bis zum Ende beistehen und ihnen die Liebe Gottes vor, während und nach dem Suizid zusichern. Hoffen wir, dass sie, wenn es schon sein muss, den begleiteten Freitod wählen und nicht die harten und schrecklichen Formen des Suizids. Paul Kohler, pens. Pfarrer, Pratteln

«Franziskus soll Brückenbauer sein»

Kristallklare päpstliche Botschaft
«Wenn wir ohne das Kreuz gehen, wenn wir ohne das Kreuz aufbauen und Christus ohne Kreuz bekennen, sind wir nicht Jünger des Herrn: Wir sind weltlich, wir sind Bischöfe, Priester, Kardinäle, Päpste, aber nicht Jünger des Herrn.» «Wir können gehen, wie weit wir wollen, wir können vieles aufbauen, aber wenn wir nicht Jesus Christus bekennen, geht die Sache nicht. Wir werden eine wohltätige NGO, aber nicht die Kirche, die Braut Christi.» Dazu noch erschütternd präzise: «Wenn man Jesus Christus nicht bekennt, bekennt man die Weltlichkeit des Teufels, die Weltlichkeit des Bösen.»
Der Papst redet theologisch zutiefst reflektierten Klartext zu seiner Elite in der «Herzenssprache eines Landpfarrers». Diese Botschaft gilt eigentlich allen christlichen Kirchen! Gemäss protestantischem Verständnis des «Priestertums aller Getauften» (Luther) sind alle Christen mit besagter Weltlichkeit konfrontiert. Konfessionsübergreifend stehen wir alle immer wieder neu vor der Glaubensentscheidung. Eine Entscheidung zu welcher alle Menschheit aufgerufen ist durch das biblische Zeugnis der Menschwerdung Gottes! Kirchlichen «Verkündigungs-Mission» ist damit die geschichtliche Einmaligkeit der Versöhnung unseres Schöpfergottes mit seinem auserwählten, unbotmässigen Volk Israel durch die Geburt, das Leben und den Kreuzestod des Israeliten Jesus von Nazareth; und letztlich mit aller nicht minder aufrührerischer Menschheit schlechthin. «Urbi et orbi» wird der Glaube an Jesus eindringlich angemahnt, welcher als Christus (Gesalbter) zu seinem Vater auferstanden ist. Auch wenn und gerade weil diese Heilsbotschaft im Laufe der Geschichte von allen Kirchen auf unsäglichste Weise immer wieder als «Bekehrungs-Mission» gewissenlos instrumentalisiert worden ist. Und in sublimerer Form immer noch wird.
Aus evangelisch-reformierter Sicht hoffe ich, dass die kristallklare päpstliche Botschaft von allen Protestanten aufgenommen wird als der immer wieder überfällige Ruf zur Rückkehr zu unseren christlichen Wurzeln. Als Ruf zum lebendigen und gelebten Bekennen des Glaubens an Jesus dem Christus. Karl Barth, beinah vergessener Kirchenvater des 20. Jahrhunderts, hat es so gesagt: «Im (christlichen) Glaubensbekenntnis beugt sich die Kirche vor dem Gott, den sie nicht gesucht und gefunden hat, der vielmehr sie gesucht und gefunden hat.» Möge diese Einsicht zusammen mit der päpstlichen Ermahnung die zerrissene Christenheit im gemeinsamen Gebet versammeln. Sowie letztlich die noch viel schrecklicher zerrissene Welt auf den Pfad der interkonfessionellen und interreligiösen Versöhnung und Friedens leiten. Hanspeter Mohler-Meyer, Liestal

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