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Frischer Wind mit Zivis

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01.01.2016
Zivildienstleistende sind motivierte Mitarbeiter. Von ihren vielseitigen Ressourcen und ihrem Einsatz können auch Kirchgemeinden profitieren. Nur geschieht das viel zu wenig.

Stellen für Zivildienstleistende, kurz Zivis genannt, sind so gesucht, dass der Bund nun sogar prüft, die jungen Männer in den Schulen einzusetzen. Weniger bekannt ist, dass Zivis auch in der reformierten Kirche ihren Dienst leisten können. Der Schweizerische Kirchenbund zeigt im Internet entsprechende Einsatzplätze an, ebenso wie die Webseite zum Theologiestudium, welche die reformierten Landeskirchen aufgeschaltet haben. Die Hilfswerke Brot für alle und HEKS sind schon seit Jahren als Einsatzbetriebe anerkannt. Auch die St. Galler und Zürcher Kantonalkirche vermitteln Plätze.
Ansonsten bilden die Kirchgemeinden in Sachen Zivildienst eine weisse Fläche. Nur wenige stellen Zivis ein zu Unrecht, wie die Erfahrungen der Baselbieter Kirchgemeinden Allschwil-Schönenbuch und Reinach zeigen. Beide setzen die jungen Männer in der Jugendarbeit ein und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Zivildienstleistende sind in der Regel zwischen 20 und 30 Jahre alt. So schafften sie eine willkommene Verbindung zu einer Zielgruppe, die in der Kirche im Allgemeinen nicht übermässig präsent sei, sagt Pfarrer Marc Burger aus Allschwil. Er schätzt nicht nur den frischen Wind, den die Zivis ins Gemeindeleben bringen, sondern auch ihre kritischen Fragen.

Einsätze gut planenl
Der Einsatz eines Zivildiensteistenden kostet die Kirchgemeinde pro Monat rund 1500 Franken. Wer sich für den Zivildienst entscheidet, ist bereit, das 1,5-Fache des noch anfallenden Militärdienstes zu leisten. «Zivis sind motiviert, man kann sie für neue Projekte begeistern, und sie stehen der Kirchgemeinde mit einem 100-Prozent-Arbeitspensum zur Verfügung das ist eine Riesenchance», betont Marc Burger. Doch es sei wichtig, dass der Einsatzbereich klar definiert ist. «Es ist frustrierend für den Zivi und bringt auch der Kirchgemeinde nichts, wenn man ihn nicht zu beschäftigen weiss.»
Das sieht auch Oliver Widmer so. Er ist Jugendarbeiter in der Kirchgemeinde Reinach: «Wir profitieren sehr von den vielseitigen Ressourcen der Zivis.» Seit Anfang 2012 arbeitet man in Reinach regelmässig mit Zivildienstleistenden.
Das Pflichtenheft sieht vor, dass der Zivi die Hälfte seines Einsatzes im Jugendcafé präsent ist. Die restliche Zeit soll er seine eigenen Talente einbringen können und Workshops leiten. Solch konkrete Kleinprojekte haben sich auch in Allschwil-Schönenbuch bewährt, vom Filmgottesdienst für Konfirmanden über das Schreiben von Artikeln für das Mitteilungsblatt bis zum Abklären des Bedarfs nach Jugendräumen.
Kirchgemeinden, die Zivis beschäftigen möchten, brauchen eine Anerkennung als Einsatzbetrieb und ein Pflichtenheft. Beides ist für Marc Burger kein Hinderungsgrund: Das Verfahren zur Anerkennung sei unkompliziert und bei den Pflichtenheften könne man vom Know-how anderer Kirchgemeinden profitieren.

Karin Müller

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