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Mit Frauenpower für eine weiblichere Kirche

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01.01.2016
25 Jahre Frauenkirche Zentralschweiz.

«Wir sind Kirche, worauf warten wir?!» oder «Die klerikalen Gockel, die stos­sen wir vom Sockel». Es waren Slogans wie diese, mit denen vor rund 25 Jahren Zent­ralschweizer Frauen ihrem Unmut über eine männerdominierte Kirche Luft machten. Der 1. Luzerner Frauenkirchentag am 27. Juni 1987 war dann der Auslöser: Mit einer Resolution forderten die anwesenden 170 Frauen die Schaffung einer Stelle, um sich auf ökumenischer Ebene für frauenspezifische Anliegen in den Kirchen einzusetzen. Am 19. Mai 1988 gründeten 170 Frauen und Männer den Verein «Frauen und Kirche» und beantragten bei den Landeskirchen ein Startkapital. «Wir möchten uns nicht nur für die Belange der Frauen in der Kirche einsetzen; es geht uns um Gerechtigkeit und Engagement für alle Menschen, die am Rande stehen und unterdrückt werden. Es ist uns ein Anliegen, dass wesentliche Schritte vorwärts zur Ökumene und zur eucharistischen Gastfreundschaft getan werden», heisst es in der damals verfassten Resolution.
Erstes Resultat waren die zu Beginn in der Matthofkirche gefeierten Frauen­gottesdienste. Sie werden von Frauen geleitet und ziehen heute regelmässig um die fünfzig Besucherinnen an. Im Lauf der Jahre entstanden weitere Angebote für spezielle Bedürfnisse. So veranstaltet die Frauenkirche heute regelmässig Gottesdienste für Geschiedene und Getrennte, Krebskranke, für «Allerlei Liebende» oder für Eltern, deren Kinder nicht leben konnten. «Inzwischen sind in Gemeinden, Pfarreien und Spitälern viele Elemente, die in der FrauenKirche entstanden, übernommen worden», berichtet Katja Wißmiller. Die Theologin leitet seit fünf Jahren die Fachstelle Theologie der Frauenkirche Zentralschweiz.
Mit Unterstützung der Landeskirchen wurde bereits 1990 eine 20 Prozent-Stelle geschaffen, und mit der katholischen Theologin Li Hangartner besetzt. 1991 konnte das Pensum auf 40 Prozent aufgestockt werden und Heidi Müller, heute reformierte Pfarrerin, kam mit in die Leitung. Mittlerweile befindet sich das Büro am Kornmarkt und begleitet die verschiedenen Themen- und Projektgruppen und Studentinnen der Fernkurse in Feministischer Theologie.

Kein rein katholisches Phänomen
Von Anfang an auf Seiten des jungen Vereins stand der reformierte Synodalrat, der gleich nach Gründung einen Jahresbeitrag von 5000 Franken vorschlug. Manche Synodalen der Budgetsynode 1989 sahen den Beitrag vor allem als ökumenische Geste, «weil die Mitsprache der Frauen in der reformierten Kirche im Unterschied zur katholischen verwirklicht sei». Im Verein entsprach der Anteil reformierter Frauen prozentual etwa dem Anteil Reformierter an der Gesamtbevölkerung des Kantons Luzern.

Viele Anliegen umgesetzt
Heute ist die Frauenbewegung, in deren Fahrwasser auch die Frauenkirche Zent­ralschweiz entstand, Geschichte. Feministische Themen stehen, auch in der Kirche, nicht mehr oben auf der Agenda. «Damalige Anliegen wie Frauen als Gottesdienstleiterinnen oder eine geschlechtergerechte Sprache sind grösstenteils umgesetzt», erklärt Katja Wißmiller. Viele der Vorkämpferinnen von einst sind als Pfarrerinnen, kirchliche Fachstellen- oder Pfarreileiterinnen in Positionen, die einstigen Anliegen umzusetzen. «Trotzdem», so Katja Wißmiller, «geht uns die Arbeit nicht aus».
Mit der Einstellung Wißmillers als feminitische Theologin der 2. Generation vollzog der Verein vor fünf Jahren einen Generationenwechsel. Themen wie Mädchenarbeit wurden in das Programm aufgenommen. Gleichstellung von Mann und Frau, die moderne Väterrolle, der Kampf gegen häusliche Gewalt, die sexuelle Ausbeutung am Arbeitsplatz sind Themen, welche die Frauenkirche weit über das Jubiläumsjahr hinaus beschäftigen werden.

mzb

Links:
Jubiläumsveranstaltungen: www.frauenkirche-zentralschweiz.ch

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