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Die Kirchenlandschaft verändert sich

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01.01.2016
Die Hälfte der reformierten Kirchgemeinden im Kanton strebt den Zusammenschluss oder die Zusammenarbeit mit einer Nachbargemeinde an.

Wenn es nach Wunsch der Kirchenstände Münster und St. Johann geht, werden die beiden Kirchgemeinden bald zu einer einzigen Altstadtgemeinde verschmelzen. Felix Ott und Walter Isler, die beiden Präsidenten, sind überzeugt: «Die Fusion ist eigentlich überfällig.» Es gebe keinen Grund mehr, weshalb die Gemeinden für sich bleiben sollten. So findet in den nur 50 Meter auseinander liegenden Gotteshäusern schon lange abwechselnd nur noch eine Predigt pro Sonntag statt. «Faktisch sind wir schon heute eine Pastorationsgemeinschaft», sagt Felix Ott. Zudem seien die Gemeinden auch mit den anderen Stadtgemeinden im Stadtverband zusammengeschlossen. Im Stadtverband werden Immobilien und Finanzen gemeinsam verwaltet.
So eindeutig stellt sich die Situation nicht bei allen der 30 Kirchgemeinden dar. Trotzdem hat in den letzten Monaten mindestens die Hälfte der Gemeinden via Beschluss der Kirchgemeindeversammlungen die Absicht geäussert, im Rahmen von Pastorationsgemeinschaften mit anderen eine grössere Einheit zu bilden. Zu diesen gehören vor allem die kleineren Gemeinden auf dem Land.
Der Antrieb für die geplanten neuen Zusammenschlüsse, die die Kirchenlandschaft verändern werden, sind Sparmassnahmen: Die Kantonalkirche muss jede fünfte Stelle einsparen, beziehungsweise allen Gemeinden Stellenprozente abzwacken. Aus dieser Not möchten diese jetzt durch den Zusammenschluss eine Tugend machen und neue Gestaltungsmöglichkeiten nutzen. Andere streben als Ausweg die Finanzie­rung von Pfarrstellenprozenten durch zusätzliche Mittel an: Entweder durch eine Erhöhung der Kirchensteuern oder indem sie einen Unterstützungsfonds gründen. Eine dritte Gruppe besteht aus Gemeinden, die eine Reduktion der Pfarrstelle hinnehmen und trotzdem vorläufig allein bleiben. Andere wissen noch nicht genau, wohin sie die Zukunft führen soll.
An einer Konferenz in Neuhausen Mitte Mai zeigten sich Kirchenratspräsident Frieder Tramer und Hans Jörg Fehle, der beim Pro­zess als Moderator und Berater wirkt, sehr zufrieden. «Ich bin beeindruckt, wie intensiv sich die Kirchgemeinden mit der Zukunft befassen», sagte Tramer. Fehle zeigte den Teilnehmenden, wie sie die nächsten Schritte für die Zusammenarbeit, Fusion oder auch Zusatzfinanzie­rung an die Hand nehmen können. So steht etwa im Beispiel von Münster und St. Johann jetzt die Information der Kirchgemeindemitglieder über das Vorhaben ihrer Kirchenleitungen an. In einer Vernehmlassung via Stellwände in den Kirchen und über Internet sollen sich die Mitglieder äussern.
Am Schluss der Reformkonferenz übergab Ursula Meier, Mitglied der Strukturkommission, Frieder Tramer in einer symbolischen Geste ein Buch. Dieses soll, zusammen mit einer Bibel, von Gemeinde zu Gemeinde wandern. Jede Kirchgemeinde sei eingeladen, im Buch ihre Bitten und auch ihren Dank zu bezeugen. Es sei eine Absicht des Buches, dass sich die Gemeinden in dieser Form gegenseitig stärkten und Mut machten denn die grösste Herausforderung des Reformprozesses sei diejenige an den Glauben, steht im Vorwort.




Zum Bild: Die Leitungen der Kirch­gemeinden ­Münster und
St. Johann möchten, dass sich die beiden Altstadt­gemeinden zusammenschliessen: ­Walter Isler und Felix Ott auf der «Kirchenbank». |Pfister

Barbara Helg

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