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Hilfswerk und Arbeitgeber gemeinsam

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01.01.2016
Mit einer nationalen Kampagne machen sich das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz und der Arbeitgeberverband für die Chancengleichheit in der Arbeitswelt stark.

Adina Buzdic ist 18 Jahre jung, aufgeweckt und sympathisch. Ihre Eltern flüchteten wegen des Bürgerkrieges aus Bosnien in die Schweiz. Eigentlich wollte die junge Frau eine Lehrstelle im Detailhandel. Doch die Suche wurde trotz guter Noten zum Debakel. Adina Buzdic schrieb mehr als 60 Bewerbungen. Am Ende des 10. Schuljahres stand sie ohne Lehrstelle da. Über das HEKS-Kick-Programm erhielt sie eine Lehrstelle bei Ikea. Für Adina Buzdic ist das ideal. Sie sei «­mega happy», erklärt die Frau.
Adina Buzdic ist eine der Jugendlichen, die auf Grund ihrer Herkunft geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Andere sind über 50 Jahre alt. Wie der 55-jährige Hans Gurtner, der nach 18 Jahren als Magaziner entlassen wurde. Von einem Tag auf den anderen stand er vor dem Nichts. Rund 400 Bewerbungen hat Gurtner verschickt. Ohne Erfolg. Heute arbeitet er in einem Einsatzprogramm von Heks.

Diskriminiert
Adina Buzdic und Hans Gurtner sind zwei Fälle aus der HEKS-Projektarbeit. Jährlich unterstützt das Hilfswerk rund 1500 Menschen bei der Integration ins Erwerbsleben. Dabei arbeite man eng mit Betrieben zusammen, erklärt HEKS-Direktor Ueli Locher. Jugendliche mit Migrationshintergrund, ältere Arbeitslose und Ausländer seien in der Arbeitswelt oftmals Diskriminierungen ausgesetzt, stellt das Hilfswerk fest. Schulabgänger mit Migrationshintergrund müssten fünf Mal mehr Bewerbungen schreiben, um an ein Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden als Schweizer im gleichen Alter. Und nur jedem fünften Arbeitnehmer über 55 Jahre, der seine Stelle verloren hat, gelinge der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. Das sei eine Verschwendung von Talenten und Fähigkeiten, meint Ueli Locher.
Seit letzter Woche hat Heks deshalb zusammen mit dem Arbeitgeberverband SAV mit einem Plakataushang eine nationale Kampagne für mehr Chancengleichheit in der Arbeitswelt lanciert. Herzstück der Aktion ist die Broschüre «Chancengleichheit zahlt sich aus Best Practice von Schweizer Unternehmen».
«Chancengleichheit lohnt sich», davon ist auch Thomas Daum, Direktor des Arbeitgeberverbandes, überzeugt. Das Projekt sei eine Win-win-Situation, von der Arbeitnehmer, Angestellte und die Gesellschaft gleichermassen profitierten. Für Unternehmen könnte sich die Integration von benachteiligten Angestellten schon bald auszahlen. Ab 2022 rechnet Thomas Daum aufgrund der demografischen Entwicklung mit einem Mangel an inländischen Arbeitskräften. Deshalb müsste man alle verfügbaren Ressourcen erschliessen.


Zum Bild: Treten gemeinsam vor die Medien: PTT-Chef Yves-André Jeandupeux, HEKS-Direktor Ueli Locher und Thomas Daum, Direktor des Arbeitgeberverbands. | zvg

Tilmann Zuber

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