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Kinder sind wie junge Pflänzchen

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01.01.2016
Roswith Krummenacher hat über 30 Jahre lang die Schaffhauser Sonntagsschul-lager geleitet. Jetzt tritt sie zurück. Über Erziehung sagt sie: «Das Fundament ist eine liebevolle und verlässliche Beziehung zum Kind.»

Roswith Krummenacher führt uns zum Gespräch auf ihre Gartenterrasse in Buch am Irchel mit Blick in die Weite. Blüten und Düfte so weit die Sinne reichen. Es verwundert nicht, dass die Frau, die über 30 Jahre lang erfolgreich die Schaffhauser Sonntagschullager organisiert und geleitet hat, Erziehung zuerst mit dem Gärtnern vergleicht. An Kindern solle man, wie an den Pflanzen, nicht herumzerren. Man dürfe Gutes säen, den Kindern stärkende Möglichkeiten anbieten, sie motivieren und dann darauf vertrauen, dass es wachse, sagt die gelernte Primarlehrerin, die in Oberhallau in einer Bauernfamilie aufgewachsen ist.

Ein Ganzjahresjob
Roswith Krummenacher hat zwei erwachsene Kinder und unterrichtet heute Deutsch für fremdsprachige Kinder. Über dreissig Jahre lang hat sie die Schaffhauser Sonntagschullager, die heutigen «summercamp SH» geleitet; diesen Sommer zum letzten Mal. Jeweils rund 70 Kinder zwischen sechs und sechzehn Jahren verbringen in drei Lagern gemeinsam eine Ferienwoche. «Das war ein erfüllender Ganzjahresjob», erzählt Krummenacher: Werbung machen, Inputs kreieren, Leiter ausbilden, günstige Häuser suchen und Sponsoren auftreiben. Heute gebe es im Kanton viele Firmen und KMU, welche die Kosten für ein Kind übernähmen. «Obwohl die Lager mit 250 Franken sehr günstig sind, können sich das lange nicht alle Familien leisten.»
Zugrunde liegt den Ferienlagern das Konzept der Erlebnispädagogik. Dahinter steht Roswith Krummenachers Überzeugung einer christlichen Erziehung, in der das Stichwort «gemeinsam» im Zentrum steht. Die erzählten Geschichten haben einen biblischen Hintergrund, es werden Lebensfragen aufgeworfen und es gibt viele gemeinsame Aktivitäten. Die Lager sind beliebt, viele der heutigen Lagerleiter, die alle ehrenamtlich mitmachen, sind ehemalige Teilnehmende.

Gott ist kein Kontrolleur
Was aber ist christliche Erziehung für Krummenacher konkret? Hätte Jesus den Kindern als erstes die zehn Gebote erklärt? «Nein», sagt die frühere Sonntagschulleiterin. «Er hat die Kleinen zu sich gerufen und auf den Schoss genommen.» Zuerst solle eine liebevolle, verlässliche Beziehung entstehen, dann könne man den Kindern zeigen, wie das Zusammenleben am besten funktioniere. «Das, was du nicht gern hast, wenn man es bei dir macht, das musst du auch bei einem anderen nicht machen». So einfach, findet Roswith Krummenacher, beginne christliche Erziehung.
Was aber, wenn es nicht einfach geht? Wenn ein Kind nicht gehorcht? Darf man strafen? Was ist mit Körperstrafe? Bei kleinen Kindern etwa, die vor Wut ausser sich geraten, findet Roswith Krummenacher darf man auch mal einen Klaps auf den Hintern geben, um sie aus der Raserei zu holen. «Aber niemals einen Schlag ins Gesicht, das ist für mich tabu.» Und sie warnt, es gebe in der religiösen Erziehung noch eine andere Art von Missbrauch: «Unter religiösen Vorzeichen kann man Kindern ein kontrollierendes Gottesbild einimpfen, das ihnen schadet. Das Ziel der christlichen Erziehung ist es aber, eine vertrauensvolle Beziehung zu Gott und den Menschen zu haben.»

Noch freie Plätze
Über christliche Kindererziehung hält Roswith Krummenacher im August in Schaffhausen einen Vortrag. Die summercamp SH, für die man noch Kinder anmelden kann, gehen mit einem neuen Leitungsteam weiter. Warum macht man eine Arbeit so lange? «Aus Dankbarkeit», sagt Krummenacher, «ich habe so viel geschenkt bekommen, dass ich andere mit dem Geber vertraut machen möchte.»


Vortrag «Christliche Erziehung», Donnerstag, 15. August, 20 Uhr, Ochseschüür, Pfrundhausgasse 3, Schaffhausen.

Barbara Helg

Links:
Anmeldung Summercamp: www.summercamp-sh.ch

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