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Neustart auf Feld zwei

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01.01.2016
Eklat an der Theologischen Fakultät Basel: Nach massiver Kritik am Berufungsverfahren zur Nachfolge von Ekkehard Stegemann wird das Verfahren nochmals überprüft.

Das Berufungsverfahren für die Nachfolge des Neutestamentlers Ekkehard Stegemann an der Universität Basel macht Schlagzeilen. Der abtretende Professor selbst hat laut «Badischer Zeitung» Anstoss am Verfahren genommen. Lukas Kundert, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, nahm die Kritik auf. Er stösst sich vorab daran, dass von 37 Bewerbungen, darunter zehn Frauenkandidaturen, es nur zwei Frauen in die engere Auswahl schafften «zwei Frauen, die keine echte Chance haben, eine davon nicht einmal habilitiert», sagte er. Weitere Forderungen Kunderts lauten, «dass vermehrt Landsleute berufen werden, die die Schweizer Kirchenlandschaft kennen». Wenn möglich Evangelisch-reformierte, denn von den Professoren sei nur einer Mitglied der reformierten Kirche. Dazu Martin Wallraff, Dekan der Theologischen Fakultät: «Vier von sieben Professoren gehören der Evangelisch-reformierten, zwei der Unierten und einer der Lutherischen Kirche an.»

Verhinderungstaktik
Ein weiterer Kritikpunkt Kunderts betrifft die Zusammensetzung der Berufungskommission, «die den Verdacht wecke, dass die Weiterführung der Schule Stegemann verhindert werden soll. Der Verlauf des Verfahrens, so wie ich ihn mitbekommen habe, hat mich skandalisiert.» Zudem fragt sich Kundert, warum keine Hausberufungen mehr erwogen werden. Dekan Martin Wallraff ist über die Entwicklung besorgt. Er hätte es bevorzugt, wenn intern, statt über die Presse Kritik geübt worden wäre. «Die Zusammensetzung der Berufungskommission erfolgte sorgfältig, sie ist möglichst offen ausgerichtet», begründet Wallraff. Zum Vorwurf der Chancenlosigkeit der beiden Frauen entgegnet er: «Wir wollen jungen Menschen eine Chance geben. Die Ausschreibung ist so formuliert, dass die Habilitation nicht erforderlich zur Bewerbung ist. Wichtig ist nur, dass die nötige Fachkompetenz nachgewiesen ist.» Die Nationalität ist für Wallraff zweitrangig, aber «natürlich ist es von Vorteil, wenn eine Person schon längere Zeit in der Schweiz lebt und deshalb das Umfeld kennt». Den Wunsch, eine Frau zu wählen, kann Wallraff verstehen. Diesem Anliegen sei im laufenden wie auch in früheren Berufungsverfahren entsprochen worden. Zwei Berufungen von Frauen führten damals nicht zum Stellenantritt. «Zumindest die Gender-Thematik muss an der Fakultät kompetent vertreten werden», erklärt der Dekan.
In einem Gespräch mit Universitätsrektor Antonio Loprieno vereinbarten die Parteien, dass das Verfahren nochmals überprüft wird. Das heisst, die Stelle werde nicht nochmals ausgeschrieben. Die Bewerbungen könnten erneut gesichtet, jemand neu zur Probevorlesung eingeladen werden, vermutet Martin Wallraff, zumindest aber würde die engere Liste nochmals geprüft. Welcher Weg gewählt wird, liegt nun in den Händen der Fakultätsversammlung.



Zum Bild: Eingang der Theologischen Fakultät Basel: Die Tür im Berufungsverfahren zur Nachfolge von Ekkehard Stegemann ist noch nicht zugeschlagen. | of

Franz Osswald

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