Mit der Taschenlampe im Operationssaal
Yuma Kalombo operiert einen jungen Mann am Blinddarm. Weil die Operationslampe fehlt, leuchtet ein Pfleger mit einer Taschenlampe in der Hand. «Wir wollen das Niveau unseres Spitals unbedingt anheben», sagt der Arzt, «und dazu fehlt uns sehr viel mehr als die OP-Lampe. Wir brauchen dringend Laborgeräte für die Diagnostik, ein Ultraschallgerät, Sterilisierungsgeräte und vieles mehr!» Um die Geräte betreiben zu können, ist ein Generator nötig, denn Strom gibt es hier keinen. Eine besondere Schwierigkeit stellt die Kühlung von Impfstoffen und Blutkonserven dar. Im Moment ist dies nur im Spital in Wamba- Luadi möglich wenn die Dieselgeneratoren gerade funktionieren. Bis 2015 sollen deshalb an drei Standorten solarbetriebene Kühlschränke installiert werden.
Eine Operation für 50 Dollar
Auch die weiteren Räume zeugen von der Armut, die in dieser Region der Demokratischen Republik Kongo herrscht. Sie ist zwar fruchtbar, doch so abgeschnitten, dass Handel in grösserem Stil unmöglich ist. Einen Grossteil der Löhne, die Medikamente und das Projektmanagement werden von mission 21 bezahlt, den Rest muss das Projekt selbst erwirtschaften, weshalb die Patientinnen und Patienten einen Teil der Behandlungskosten selbst tragen, was ihnen oft nur durch Sammlungen in ihrer Gemeinde möglich ist. Ein Kaiserschnitt kostet ungefähr 50 Dollar, was dem monatlichen Gehalt eines Primarlehrers entspricht. Der Leiter des Projekts Hugo Mambote träumt von einer Art Krankenkasse, damit die Menschen überhaupt und vor allem früh genug ins Spital kommen. Der Putz blättert in den Patientenzimmern grossflächig ab, in denen Yuma Kalombo seine Visite macht. «Ça va, ça va?» fragt er die jungen Mütter, die ihr Kind per Kaiserschnitt oder auch auf natürlichem Wege in der Klinik bekommen haben. Sie werden ermuntert, zum Gebären ins Spital zu kommen, weil bei Geburten in den Dörfern immer wieder Babys oder ihre Mütter sterben.
Der von mission 21 geförderte «Service de Santé Communautaire» ist der Gesundheitsdienst ihrer Partnerkirche in der Kwangoregion im Südwesten Kongos, der «Communauté Evangélique du Kwango» (CEK). Der Dienst ist eines von zahlreichen medizinischen Projekten, die mission 21 weltweit unterhält.
Die Herbstkampagne trägt das Motto «Mission Gesundheit» und stellt drei Gesundheitsprojekte in Afrika vor, darunter das Projekt «Medizinischer Dienst» im tansanischen Mbozi und Isoko. Rehema Mwakalo wird im Eröffnungsgottesdienst über ihre Arbeit in diesem Projekt berichten. Die 53-jährige Krankenschwester zeigt Dorfgemeinschaften, wie sie natürliche Medizin anwenden können: zum Beispiel Artemisa annua zur Vorbeugung von Malaria, Zitronengras bei Erkältungen oder Guave gegen Durchfall einheimische Kräuter, die gemäss Mwakalo früher den traditionellen Heilern vorbehalten gewesen seien. Für die Menschen weitab der Städte seien chemisch hergestellte Medikamente oft unerschwinglich oder erst gar nicht erhältlich, erzählt die aufgestellte Projektleiterin: «Ganz anders bei den Pflanzen die sind schon da! Ich liebe meine Arbeit», sagt Mwakalo über ihren Beruf. «Gott hat mich zu dem befähigt, was ich gerne mache den Nächsten dienen.»
Dass die diesjährige Herbstkampagne von mission 21 mit einem Gottesdienst im Zinzendorfhaus der Herrnhuter Sozietät in Basel beginnt, ist kein Zufall. Denn es besteht eine enge Verbindung mit der gastgebenden evangelischen Kirche: Die Herrnhuter Mission ist eine von drei Trägervereinen des Missionswerks. Alle acht Projekte von mission 21 in Tansania sind Herrnhuter-Projekte.
«Ganzheitliche Gesundheit»
Im Untertitel zur Herbstkampagne von mission 21 steht: «Wir stärken Menschen ganzheitlich». Was damit gemeint ist, bringt Simon A. Nchifor auf den Punkt. Der erfahrene Frauenarzt und Leiter des Gesundheitsdienstes der Presbyterianischen Kirche in Kamerun, sagt ganz einfach: «Gesundheit hat eine medizinische und eine spirituelle und emotionale Dimension.» Das Engagement von mission 21 in der Gesundheitsprävention und -versorgung kranker Menschen im Welt-Süden sei «ein Weg, um das Evangelium durch gute Beispiele zu verbreiten», so Nchifor: «Du dienst den Menschen im medizinischen und gemeinnützigen Sinn.»
Die Herbstkampagne von mission 21 dauert bis zum 1. Dezember.
Detaillierte Informationen: www.mission-21.org/gesundheit.
Rehema Mwakalo ist, neben anderen Mitwirkenden, zu erleben im regionalen Eröffnungsgottesdienst am Sonntag, 22. September, 1618 Uhr im Zinzendorfhaus, Leimenstr. 10, Basel.
Zum Bild: Mutter mit Kind im Missionsspital Mbozi in Tansania. Das Mädchen hatte Anzeichen einer Malaria-Infektion; eine adäquate Behandlung im Spital machte es wieder gesund. | Regina-Mariola Sagan, zVg
Anna Wegelin