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«Das Ergebnis zeigt, dass unsere Arbeit grundsätzlich geschätzt wird»

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01.01.2016
Mit 53,4 Prozent haben die Stimmbürger die Vorlage des Regierungsrates abgelehnt. Das Ergebnis würdige die Arbeit der Volkskirchen, meint Kirchenratspräsident Frieder Tramer.

Frieder Tramer, herzliche Gratulation zum Ausgang der Abstimmung. Sind Sie begeistert?
Eher erleichtert. Wir waren bis zum Schluss unsicher, wie die Abstimmung ausgehen wird. Unsere Kampagne fand ausserordentlich viel Unterstützung in der breiten Gesellschaft. Trotzdem gab es einen grossen Bevölkerungsteil, von dem wir nicht wussten, wie er sich verhalten wird.

53,4 Prozent sind ein klares Ergebnis. Wie interpretieren Sie die Deutlichkeit?
Man kann jetzt nicht mehr behaupten, die Abstimmung sei knapp ausgefallen. Der Trend zum Nein deutete sich schon in der Bandbreite der Leserbriefe an. Sie zeigten, dass die Kirche mehr ist als der Sonntagsgottesdienst. Die Kirche ist neben Sonntagsgottesdienst auch Sozialarbeit, Seelsorge, Musik, Lager mit Jugendlichen, Seniorenausflug und Krankenbesuch. Die Kirche betrifft die breite Lebenssituation der Menschen. Sie ist stärker in der Bevölkerung verankert, als viele vermuten.

Ihre Kampagne zeigte, was Kirche ist und tut?
Ja. Und wir wurden dabei vom ganzen politischen Spektrum unterstützt. Angefangen beim Lager der SVP bis hin zur Alternativen Liste.

Was bedeutet der Ausgang der Abstimmung nun konkret?
Das Ergebnis der Abstimmung bestätigt das Gesetz von 1982. Wir gehen jetzt davon aus, dass alle weiteren Vereinbarungen zwischen Landeskirchen und Kanton auf der Grundlage dieses Gesetzes stattfinden. Viel mehr können wir im Augenblick nicht sagen. Der Ball liegt jetzt beim Regierungsrat. Wir sind gespannt, ob er sich nun auf den Kompromiss einlässt, den wir seit einem Jahr anbieten. Wir sagten, wir seien bereit, auf maximal 400'000 Franken des Staatsbeitrages zu verzichten.

Wie geht es mit der Beziehung zwischen Kirchenrat und Regierungsrat weiter? Im Vorfeld der Abstimmung gab es da einige Unstimmigkeiten.
Der Regierungsrat ist ein politisches Gremium und nimmt nun hoffentlich zur Kenntnis, dass die Kirche als Institution mehr Gewicht hat, als er bis jetzt angenommen hat.

Auch in anderen Kantonen gewannen die Kirchen solche Volksabstimmungen. Trotzdem gab es nach kurzer Zeit neue Vorstösse.
Wir müssen uns in den nächsten Jahren sicher weiterhin der grundsätzlichen Frage stellen, wie Kirche in einer säkularen und multireligiösen Öffentlichkeit geschätzt und gefordert wird. Unser Bestreben in der Gesellschaft teilzunehmen und fruchtbar zu sein, wird bleiben. Egal wie gross die Kirche ist. Das Ja der Stimmbürger ist auch ein Ja des nichtkirchlichen Teils der Bevölkerung. Das zeigt mir, dass die Arbeit der Kirchen grundsätzlich geschätzt wird. Darauf wollen wir aufbauen.

Interview: Tilmann Zuber

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