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Zu grosses Gewicht für das SEK-Präsidium

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01.01.2016
Keine Chance hat die neue Verfassung des Schweize­ri­schen Evangelischen Kirchen­bundes in der Reformierten Kirche Kanton Solothurn. Der Synodalrat lehnt sie deutlich ab, wie er in der Synode ausführte. Die Vorlage nehme den demokratischen Geist der reformierten Kirche nicht ernst.

Keine Gnade hat der Verfassungsentwurf des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK in der Synode gefunden, die in Dulliken tagte. Verena Enzler, Präsidentin des Synodalrates, würdigte das Vorhaben des Verfassungsrates als mutigen Schritt, «einen neuen Weg zu gehen und mit einer Stimme zu sprechen». Doch der Synodalrat lehnt die Vorlage deutlich ab. Der SEK-Präsident und der Rat hätten ein zu grosses Gewicht, erklärte Verena Enzler. «Die reformierte Kirche braucht keinen Bischof und kein Lehramt.» Zudem müsse die Bekenntnisfreiheit in den reformierten Kirchen der Schweiz garantiert bleiben. Einzig Martin Vogler, Synodaler aus Olten, forderte, beim SEK-Papier auch die positiven gemeinschaftsfördernden Aspekte wie einen «nationalen Tag der Kirche» zu sehen.
Im Juni dieses Jahres hatte der Kirchenbund seine neue Verfassung vorgestellt. Ziel der Revision ist es, die Zusammenarbeit unter den Mitgliederkirchen zu stärken und als Einheit nach aussen aufzutreten. Der SEK sollte zur EKS, zur «Evangelischen Kirche in der Schweiz», werden. Mit dem Nein zur neuen Verfassung steht die reformierte Kirche Kanton Solothurn nicht alleine da. Auch die Synoden von Bern, Zürich, Aargau oder St. Gallen lehnten den Verfassungsentwurf ab. Die Vorlage sei in der Abgeordnetenversammlung des Kirchenbunds nicht mehrheitsfähig, meinte Verena Enzler.

Kirche von den Sparmassnahmen betroffen
Regierungsrat Remo Ankli überbrachte der Synode die Grüsse der Solothurner Regierung. Remo Ankli ist Nachfolger von Regierungsrat Klaus Fischer im Departement Bildung und Kultur. Als Historiker, der im Nebenfach Theologie studiert habe, sei ihm die Kirche nicht fremd, erklärte Ankli. Doch der Regierungsrat machte deutlich, dass er in der nächsten Zeit vor einer «unerfreulichen Aufgabe» stehe. Der Kanton schreibe ein strukturelles Defizit von 150 Millionen Franken. Der Massnahmenkatalog sehe in seinem Bereich Kürzungen von 30 Millionen Franken vor. Auch die Landeskirchen seien davon betroffen, meinte Remo Ankli. Die Sparmassnahmen seien das Thema eines runden Tisches, erklärte Verena Enzler, bei dem die Solothurnerische interkonfessionelle Konferenz die Kirchen vertrete.
Synodalrat Markus Leuenberger stellte der Synode die Voranschläge für das nächste Jahr vor. Der Kanton Solothurn müsse massiv Geld sparen, erklärte der Finanzvorstand, deshalb falle im Finanzausgleich der Verwaltungsbeitrag Synode 50 000 Franken tiefer aus. Die Synode nahm die ausgeglichenen Budgets des Finanzausgleichs, der Synode-Rechnung und des «Kirchenboten» einstimmig an. Ohne Gegenstimme wurde auch der Auszahlungsplan für Bausubventionen von rund 19 200 Franken verabschiedet, der den Kirchgemeinden von Gäu, Thal und Fulenbach zugute kommt.

Zsuzsa Schneider wird Präsidentin der Synode
Ansonsten befasste sich die Synode in Dulliken mit Wahlgeschäften. An der Tagung schieden Synodenpräsident Rudolf Kyburz und Synodalrätin Lydia Schaller aus ihrem Amt aus. Zur neuen Präsidentin des Kirchenparlaments wählte die Synode Zsuzsa Schneider aus Welschenrohr. Schneider war bis anhin Vizepräsidentin der Synode und ist Präsidentin der Kirchgemeinde Thal. Sie freue sich auf die Gelegenheit, nun auch andere Kirchgemeinden kennenzulernen, erklärte sie. Auf ­Lydia Schaller folgt Werner Berger in den Synodalrat. In seiner Vorstellung forderte der Egerkinger, dass sich die Kirche vermehrt in die Gesellschaft einbringen müsse. Unter dem Motte «Gott und die Menschen lieben» sollte die Kirche ein Zeichen setzen und sich in den Dienst der Mitmenschen stellen.
Mit Beifall bestätigten die Synodalen die bisherigen Mitglieder des Synodalrates. Bestimmt wurden auch die Geschäftsprüfungs- und Beschwerdekommission. Als prominentes Mitglied sitzt künftig alt Regierungsrat Klaus Fischer in der Beschwerdekommission.
Mit grossem Applaus verabschiedete das Parlament Lydia Schaller und Rudolf Kyburz. Schaller stand als Synodalrätin während drei Amtszeiten dem Bereich Diakonie, Unterricht und Jugendarbeit vor. Erfolgreich führte Lydia Schaller das Zwei-Säulen-Unterrichtsmodel in den Kirchgemeinden ein, bei dem die reformierte und katholische Kirche zusammenarbeitet. Gerade auf diese Ökumene in der Schule sei sie besonders stolz, erklärt Schaller.
In seinem Votum mahnte Rudolf Kyburz die Synodalen, die Solothurner Kirche dürfe nicht zur Gefangenen der Strukturen werden und sollte nicht den grossen Kirchen hinterherlaufen. Vielmehr sollte sie sich als reformierte Kirche ernst nehmen, Ballast abwerfen und sich auf Christus konzentrieren.


Zum Bild: Der Synodalrat in der neuen Zusammensetzung: v. l. Werner Berger, Ulrich Wilhelm, Eveline Schärli, Susanne Rudin, Verena Enzler, Markus Leuenberger. | kissling

Tilmann Zuber

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