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Mit Quereinsteigern gegen Pfarrermangel

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01.01.2016
Sinkende Studentenzahlen, Pensionierungswelle Bald gibt es zu wenig reformierte Pfarrerinnen und Pfarrer. Ideen sind dringend gefragt.

Lange Zeit schien es, als sei dies ein katholisches Thema. Doch auch in der Reformierten Kirche zeichnet sich ab, dass immer weniger junge Menschen Theologie studieren und Pfarrerin oder Pfarrer werden wollen. «Ab 2017 wird es zu einem Pfarrmangel kommen», prognostiziert Thomas Schaufelberger, Leiter der Aus- und Weiterbildung von Pfarrpersonen in der Deutschschweiz. Der Grund sind nicht nur die eingebrochenen Studentenzahlen an den theologischen Fakultäten, sondern auch die geburtenstarken Jahrgänge, die in den nächsten Jahren in Pension gehen.

Angst vor Schnellbleiche
Notfall-Szenarios sind also gefragt. Zurzeit wird innerhalb der Kirche diskutiert, ein Programm für akademische Quereinsteiger anzubieten, ähnlich wie bei den Lehrpersonen. Kaum war der Vorschlag geäussert, hagelte es Kritik. Im November warnten Zürcher Theologiestudierende, das Quereinsteiger-Studium «Quest» sei eine «Schnellbleiche» und ein «verhängnisvoller Irrweg», der dem Ansehen des Pfarrberufs «massiv» schade. Auch die Basler Studierenden fragen sich, ob das die richtige Lösung sei.
«Wir haben noch nicht einmal einen Entwurf», entgegnet Thomas Schaufelberger. «Wir klären erst die Rahmenbedingungen.» Die Konkordatskirchen Deutschschweizer Landeskirchen, die sich zum Zweck der Ausbildung zusammengeschlossen haben haben das Projekt in Auftrag gegeben. Nach einer Vernehmlassung im Januar werde im Juni entschieden, ob «Quest» eingeführt werde.
Pfarrerin Doris Wagner, Präsidentin des Pfarrkonvents der Kirche Baselland, versteht die Aufregung nicht. Der Pfarrkonvent habe sich zwar noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Sie selber sieht jedoch nur Vorteile. In Basel habe es in den Achtzigerjahren schon einmal ein Quereinsteiger-Studium gegeben. «Meine Erfahrung ist, dass diese Leute sehr motiviert sind. Es waren Akademiker, die ein Studium abgeschlossen und Berufs- und Lebenserfahrung hatten. Sie entschieden sich bewusst für den Pfarrberuf», sagt Doris Wagner. Damals mussten die Interessenten sich einem Eignungstest unterziehen. Doris Wagner geht davon aus, dass dies auch bei «Quest» der Fall wäre.
Pfarrer Martin Stingelin, Kirchenratspräsident der Kirche Baselland, gibt zu bedenken: «Schon jetzt erhalten wir immer weniger Bewerbungen auf offene Pfarrstellen. Das wird sich in Zukunft wohl noch verschärfen.» Er findet die Idee eines Quereinsteiger-Studiums «auf alle Fälle prüfenswert». «Es gilt sicherlich zu unterscheiden, ob jemand ein Pfarramt anstrebt oder in die Lehre und Forschung an einer Universität gehen möchte», betont der Kirchenratspräsident.
Gemäss Martin Wallraff, Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Basel, ist noch alles offen. Auch Albrecht Grözinger, Ordinarius für Praktische Theologie, kann sich nicht festlegen, aber: «Es wird auf keinen Fall eine Schnellbleiche sein, sondern wenn es denn dazu kommt ein reflektiertes Studienangebot.»

Annette Meyer zu Bargholz/OF/kim

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