Menschenrechtstag im Zeichen der Glaubensfreiheit
Rund fünfzig Personen versammelten sich in der Dunkelheit im Schein der Fackeln vor der Stadtkirche Olten. In diesem Jahr hatte es auffällig viele Jugendliche unter den Demonstranten. Amnesty International, die Aktion Christen für die Abschaffung der Folter Acat sowie die Offene Kirche Region Olten hatten dazu aufgerufen, ein Zeichen für die Menschenrechte zu setzen. Dies an einem historischen Datum: Am 10. Dezember wurde die UNO-Menschenrechtscharta vor 65 Jahren proklamiert.
Die Menschenrechte sind nach wie vor aktuell
In seiner Ansprache erinnerte der Oltner Vizestadtpräsident Thomas Marbet daran, dass weltweit die Menschenrechte verletzt werden. Seien es bei Frauen, die Opfer der Beschneidung und des Menschenhandels werden, oder bei Sans Papiers oder Flüchtlingen, die hier in der Schweiz in der Landwirtschaft oder in der Baubranche unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. An Aktualität hätten die Menschenrechte nichts eingebüsst, erklärte der Stadtrat. «Es lohnt sich, auch bei uns hinzuschauen.» Thomas Marbet dankte den Demonstranten, dass sie die Politik immer wieder an die Menschenrechte erinnern und mit ihren Fackeln symbolisch in die Dunkelheit leuchten. «Die Güte eines Menschen ist wie eine Flamme, die zwar versteckt, aber nicht ausgelöscht werden kann», zitierte er den Menschenrechtsaktivisten Nelson Mandela, der an diesem Tag beigesetzt wurde.
Nach der Ansprache setzte sich der Zug in Bewegung, zunächst der Aare entlang und dann hinauf zur Pauluskirche. In der Pauluskirche erklärte Pfarrerin Katharina Fuhrer, die Menschenrechte seien in der Schweiz so selbstverständlich, «dass wir oft vergessen, wie sehr Menschen weltweit unter Verfolgung und Folterung leiden». Sie bat die Besucher, die aufliegenden Petitionsbögen der Bischofskonferenz und des Kirchenbundes zu unterschreiben. Den Abend rundete der Auftritt des Wortakrobaten Rhaban Straumann ab, der von Roman Wyss am Klavier begleitet wurde.
Glaubensfreiheit ist ein Menschenrecht
Zum Menschenrechtstag hatten die drei Landeskirchen aufgerufen, bedrohte Christen zu unterstützen. Die Kirchen haben eine Petition lanciert, welche den Bundesrat auffordert, für die Religionsfreiheit auf der ganzen Welt einzustehen.
Die Menschenrechte garantierten das Recht auf Glaubensfreiheit und das Recht, ihre Religion auszuüben. Heute seien die Christen die weltweit am stärksten bedrohte Religionsgemeinschaft, schreiben der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK), die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und die Christkatholische Kirche der Schweiz.
In Syrien, Libyen, Tunesien und Ägypten, aber auch in Nigeria und Vietnam seien die Mitglieder christlicher Kirchen Diskriminierung, Angriffen, Verschleppungen und Gewalttaten ausgesetzt. Diese Menschenrechtsverletzungen würden allzu oft von den Regierungen geduldet oder sogar unterstützt. «Wir wollen und können hierzu nicht schweigen, es braucht unsere Solidarität mit denen, die in solch schwierigen Verhältnissen leben», betonen die Landeskirchen.
Sie fordern die Bürger auf, bis Ende Januar eine Petition zu unterschreiben, die den Bundesrat bittet, die Probleme rund um Diskriminierung, Ausgrenzung und Bedrohung von Christen deutlich anzusprechen, wie es der humanitären Tradition der Schweiz entspreche.
Die Landeskirchen rufen ferner dazu auf, eine zweite Petition zu unterschreiben, die von der Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter (ACAT) lanciert wurde. Diese richtet sich an den Präsidenten der Islamischen Republik Iran, Hassan Rohani. Die Petition appelliert an den Präsidenten, das Recht jeder Person, zu einer anderen Religion zu konvertieren, anzuerkennen und alle Gefangenen, die wegen ihrer Religion inhaftiert sind, freizulassen.
Aufruf und Petitionen: www.sek.ch/de/menschenrechtstag
Tilmann Zuber
Links:
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