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«Der neue Lehrplan ist präziser»

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01.01.2016
Der Lehrplan 21 soll bald für die deutschsprachigen Kantone vorgeben, welche Kompetenzen Volksschüler erwerben müssen. Nun kritisieren der Schweizerische Evangelische Kirchenbund und die Bischofskonferenz, beim Fach Religion fehle der Vorlage der inhaltliche Bezug zum Christentum.

Diese Kritik lässt Dominik Helbling, Dozent für Ethik und Religionen an der PH Luzern und für die Lehrerausbildung zuständig, nicht gelten. «Zeitlich und inhaltlich ändert sich im Vergleich zu heute relativ wenig, der neue Lehrplan ist jedoch um einiges präziser», so Helbling.
An den Luzerner Volksschulen wird Religion seit 2005 für alle Schüler im Rahmen des weltanschaulich neutralen Fachs «Ethik und Religion» vermittelt. Daneben steht der konfessionelle Unterricht, der von den Kirchen angeboten wird. Dieser wird durch den Lehrplan 21 nicht tangiert.
Mit dem neuen Lehrplan wird Religion neu als Teilbereich des Fachs «Natur, Mensch und Gesellschaft» unterrichtet. Hierin sollen Religionen in kulturellen und sozialen Zusammenhängen dargestellt werden. «Dies bedeutet», so Helbling, «dass Religionen in Bezug auf unsere Gesellschaft thematisiert werden. Dazu gehört natürlich, dass Schülerinnen und Schüler verstehen, wie das Christentum die Schweiz beeinflusst hat. Insofern wird dieses im Unterricht ein entsprechendes Gewicht erhalten.» Gleichzeitig gehörten andere Religionen mittlerweile ebenfalls zu unserer Gesellschaft. Deshalb sei es zum Beispiel sinnvoll zu erarbeiten, weshalb es in der Schweiz Hindutempel gebe und warum diese vor allem von tamilischen Gemeinschaften aufgebaut wurden. Dagegen nützte es einem Fünftklässler wenig, wenn er beschreiben könne, welche Merkmale ein Hindutempel in Nordindien aufweist. «Das wäre religiöse Pöstlergeografie, wir aber wollen Verstehen fördern.»
Auch der Synodalrat der Reformierten Kirche Kanton Luzern hat sich an der Vernehmlassung zum Lehrplan 21 beteiligt, der ab 2015 schrittweise eingeführt wird. «Wir sind uns bewusst, dass der Staat in Bezug auf Religionen eine neutrale Position einnimmt», erklärt Synodalrätin Yvonne Lehmann. «Trotzdem haben wir zu Bedenken gegeben, dass für das Verständnis der schweizerischen Gesellschaft und der religiösen Traditionen ein Basiswissen, vor allem über christliche Überlieferungen und Werte, unabdingbar ist.»
Insgesamt sei man aber «mehrheitlich einverstanden» mit dem Lehrplan 21. Neu wird das Thema «Ethik und Religionen» erstmals auch als Teil des Fachs «Lebenskunde» auf der Sekundarstufe 1 erteilt. Positiv für Luzern sei, dass dem ganzen Fachbereich insgesamt eher mehr Zeit zugerechnet wird als dies bisher mit den einzelnen Fächern der Fall war.
Sorge bereitet der Kantonalkirche allerdings, dass der Bereich «Ethik und Religionen» nur sehr verallgemeinernd im Fachbereich «Natur, Mensch und Gesellschaft auftaucht», so Lehmann. «Hier erwarten wir in der nachgebesserten Version eine explizitere Erwähnung.» Nur als solches benannt erhalte das Fach trotz Integration seine Bedeutung.

Annette Meyer zu Bargholz

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