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Frauen in der Kirche: Mehr Führungspower

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01.01.2016
Schweizer Kirchenrats-präsidentinnen gründeten einen Verein mit dem Ziel, die Frauen in den Reformierten Kirchen zu stärken. Denn an der Spitze der Reformierten werden Frauen immer seltener.

Symbolisch war das Datum: Am 8. März, am Internationalen Tag der Frau, gründeten 15 amtierende und ehemalige Kirchenratspräsidentinnen den Verein PanKS. Ziel des Vereins ist es, Frauen auf kirchenleitender Ebene sowohl in der Schweiz als auch im Ausland zu unterstützen und zu vernetzen. Darüber hinaus wollen die PanKS die Frauensicht in die kirchliche und politische Diskussion einbringen. 25 von 40 amtierenden und ehemaligen Kirchenratspräsidentinnen und -vizepräsidentinnen sind inzwischen dem Verein beigetreten.
Frauen ist heute in derReformierten Kirche der Weg ins Pfarramt oder ins Präsidium in einer Kirche nicht mehr verwehrt. Doch möglich ist dies erst seit rund fünfzig Jahren. 1980 wurde Sylvia Michel Kirchenratspräsidentin der Aargauer Landeskirche. Erstmals wählte damit ein Gremium in Europa eine Frau an die Spitze einer Kirchenleitung. Im Gedenken an diese Pioniertat verleihen die PanKs alle zwei Jahre den Sylvia-Michel-Preis. Mit dem Preisgeld von 5000 US-Dollar, das die Aargauer Kirche spendet, sollen weltweit reformierte Frauen, Theologinnen und Laien, ermutigt werden, leitende Positionen in ihren Kirchen zu übernehmen.

Frauenanteil in den Präsidien geht zurück
«Kirchenrechtlich kennen wir die Gleichstellung», sagt Verena Enzler. In der Praxis sehe es jedoch anders aus, fügt die Synodalratspräsidentin der Solothurner Kantonalkirche hinzu. «In den letzten Jahren ging der Anteil der Frauen in den Exekutiven der Kantonalkirchen sogar zurück.» Gab es vor ein paar Jahren noch zwölf Kirchenratspräsidentinnen, so sind es heuer nur noch vier. In der Baselbieter Kirche sind nur noch zwei von sieben Kirchenräten weiblich. In der Zürcher Landeskirche nur noch eine. Anders sieht es hingegen an der Basis der Reformierten Kirche aus: Da finden sich mehrheitlich Frauen. Und ohne das weibliche Geschlecht wäre die kirchliche Freiwilligenarbeit nicht möglich.
Einen der Gründe, dass Frauen heute an der Kirchenspitze rar geworden sind, ortet Sabine Scheuter, Gender-Beauftragte der Zürcher Kirche, in der Vierfachbelastung der Frauen. Neben Kindern, Kirche und Küche kommt heute bei vielen die Berufstätigkeit hinzu. Bei dieser Belastung sei es schwierig, eine langjährige und zeitintensive Karriere in der Kirche einzuschlagen, meint Sabine Scheuter, die gemeinsam mit den Frauenbeauftragten der Baselbieter und Aargauer Kirchen ein Mentoringprogramm zur Nachwuchsförderung von Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen vorbereitet.
«Wir wollen aktiv werden, damit wieder mehr Frauen ein Amt in der Kirchenleitung übernehmen», sagt Sabine Brändlin, Leiterin der Fachstelle «Frauen, Männer, Gender» der Aargauer Kirche. Das einjährige Programm, das Anfang 2015 startet, setzt ehemalige Kirchenrätinnen und Leiterinnen von kirchlichen Hilfswerken als Mentorinnen ein. Sie bilden Tandems mit jüngeren Frauen. Ihre Erfahrung soll diese dazu ermutigen, ein Leitungsamt zu übernehmen, aber auch Frauen, die bereits in den Kirchenrat gewählt sind, motivieren, im Amt zu bleiben.


Zum Bild: Für mehr Frauen in Kirchenleitungen: Die Präsidentinnen verabschieden die Statuten des neuen Vereins PanKS. | tz

Tilmann Zuber/kim

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