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Auf der Suche nach der fair produzierten Jeans

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01.01.2016
Während der ökumenischen Kampagne verteilen die Kirchen Flyer mit Bons. Eine Reihe von Schaffhauser Geschäften gewährt 10 Prozent Ermässigung auf fair produzierte Kleidung.

Am Anfang stand ein Frust. «Es ist kaum möglich, eine fair produzierte Jeans zu kaufen», sagt Doris Brodbeck. Sie leitet die Fachstelle Ökumene Mission und Entwicklung der Reformierten Kirche und ist für die Umsetzung der ökumenischen Kampagne zuständig (Infobox). Die Kampagne setzt sich für fair produzierte Kleidung ein. Deshalb hat sich die Arbeitsgruppe der Kampagne auf die Socken gemacht, um in der Stadt Schaffhausen faire Kleidung zu finden.
Warum ist es überhaupt wichtig, nach fairer Kleidung zu suchen? «Bekleidungsfirmen nehmen Umweltverschmutzung und schlimme Arbeitsbedingungen in Kauf, um möglichst billig zu produzieren», schreibt das Hilfswerk «Brot für alle» in der Kampagnenbroschüre. Den Konsumenten werde dies kaum bewusst. So seien beim Kauf Design und Preis ausschlaggebend. Viele würden aber eigentlich gerne mehr wissen: ob die Baumwolle für die Jeans ökologisch verträglich oder umweltschädigend angebaut wurde etwa und ob die Näherinnen in den Fabriken zu fairen Bedingungen arbeiteten oder ausgebeutet würden.

Konsumenten sind interessiert
«Während wir bei den Lebensmitteln schon länger danach fragen, woher sie kommen und wie sie produziert werden, hinkt die Modeindustrie hintendrein», sagt Doris Brodbeck. Initiativen sollen dies ändern: Fair Wear Foundation (FWF) ist eine davon, gemeinsam gegründet von NGOs, Gewerkschaften und interessierte Bekleidungsunternehmen. «Brot für alle» und «Fastenopfer» gehören zu den Mitbegründerinnen von FWF in der Schweiz. Die Firmen verpflichten sich, einen Kodex einzuhalten. «Viele sind froh um diese Unterstützung», sagt Migues Baumann, Leiter Entwicklungspolitik von «Brot für alle». «Sie erhalten Beratung und stehen im Austausch mit anderen Unternehmen.»
Bons liegen in Kirchen auf
Wo die Mitglieder der Kampagnen-Arbeitsgruppe in Schaffhausen faire Kleidung gefunden haben, zeigt ein Flyer mit 10-Prozent-Bons, der in diesen Tagen in den beiden Stadtkirchen St. Johann und Münster sowie in einigen Geschäften selbst aufliegt. Neben den auf Fairness spezialisierten Läden claro Weltladen, terra laden und littl shop of ethics sind es auch einige Outdoor-Geschäfte und die Marken Switcher oder Naturaline.
Andere Geschäfte konnten das Gewünschte nicht anbieten oder sie verwiesen auf das Label BSCI (Business Social Compliance Initiative). «Dieses Label, das von Kleiderproduzenten selbst eingeführt wurde, genügt den Anforderungen der Hilfswerke bisher nicht», sagt Migues Baumann von «Brot für alle». Viele der Textilfabriken, die in den letzten Monaten in die negativen Schlagzeilen geraten seien, seien von BSCI kontrolliert gewesen.
Die faire Jeans haben Doris Brodbeck und ihre Kolleginnen und Kollegen schliesslich im littl shop of ethics gefunden. Das Geschäft ist auf vegan gefertigte Produkte spezialisiert. Inhaber Christof Stelz sagt: «Ich finde es heute nicht schwierig, eine faire Jeans zu finden. Aber richtig elegante Mode, die fair produziert ist, ist hierzulande kaum aufzutreiben.»
«Wir wollten den Konsumentinnen und Konsumenten nicht einfach sagen, was alles falsch läuft bei der Kleiderproduktion, sondern auch zeigen, wo man Kleider kaufen kann, die fair produziert sind», begründet Doris Brodbeck die ungewöhnliche Bon-Aktion. Weil es heute fast unmöglich sei, einen ethisch tadellosen Kleiderschrank zu haben, schliesst sie sich den weiteren Empfehlungen der Hilfswerke an: Kleider auch mal flicken, statt wegwerfen, in Secondhand-Shops stöbern und sich vom Grundsatz «weniger ist mehr» leiten lassen.



Kampagne
Die diesjährige ökumenische Kampagne der kirchlichen Hilfswerke «Brot für alle», «Fastenopfer» und «Partner sein» nimmt fair produzierte Kleidung in den Fokus. Unter dem Titel «Den Preis für unsere Kleider bezahlen andere» zeigt sie auf, wie der Trend zu Billigkleidern ein Raubbau an den Näherinnen und der Umwelt in anderen Ländern bedeutet.

Barbara Helg

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