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Tanzen für das Selbstbewusstsein

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01.01.2016
Im Januar hat sich auf Burg eine neue roundabout-Gruppe gebildet. Ziel dieses Projektes des Blauen Kreuzes ist die Förderung des Selbstbewusstseins durch den Tanz und die Suchtprävention.

Im Kirchgemeindesaal auf Burg ist Aufwärmen angesagt: Ausfallschritt nach vorn, nach hinten, links, rechts. Dann, bei einigen nicht sonderlich beliebt, aber etwas Tanztechnik muss sein: Isolierübungen. Alexandra Henke, Coiffeuse im 2. Lehrjahr, ein Tigerkopf auf dem schwarzen Shirt, bewegt sich geschmeidig wie eine Katze. Die schönen Bewegungen und die Musik spornen an.

Hip-Hop: Ein kleines Wagnis
Am 4. Mai steht der erste Auftritt bevor. In der Kirche: «Streetdance vor dem an Orgeltöne gewöhnten Publikum ein kleines Wagnis», sagt Bettina Hitz-Bovey. Sie ist Sozialdiakonin auf Burg. Im Januar hat sie die Tanzgruppe in Zusammenarbeit mit roundabout, Blaues Kreuz, aufgebaut. Sieben Mädchen und junge Frauen treffen sich wöchentlich zum Training und anschliessender Gesprächsrunde.
Das Projekt heisst «roundabout» und funktioniert nach einem Kon-zept und mit der Unterstützung des Blauen Kreuzes. Ähnlich wie in Cevi oder Pfadi sind die Leiterinnen (auf Burg wird derzeit noch eine weitere Leiterin gesucht) nur wenig älter als die Mädchen, mit denen sie tanzen. Entlöhnt werden sie, indem sie sich in Kursen in Streetdance weiterbilden können.
Die Idee dahinter: Mädchen sollen beim Tanzen in der Gruppe Körperbewusstsein und damit Selbstbewusstsein gewinnen und neue Beziehungen knüpfen können. Die meisten Teilneh-
merinnen der siebenköpfigen Gruppe sind um die 15 Jahre alt und Schülerinnen. Aber auch eine junge Frau in den Zwanzigern gehört dazu: Sie lebt in einer Behindertenstiftung in der Nähe und sagt: «Ich tanze wahnsinnig gern.»
Die Bewegungen werden fliessender. «Beine breiter als hüftbreit das ist die Hip-Hop-Stellung», sagt Alexandra Henke, wenn sich jemand vergisst. Sonst korrigiert sie wenig: Das Lernen geschieht durch nachtanzen und im Streetdance ist der indi-viduelle Stil gefragt. Als verspätet die junge Frau noch eintrifft, schlüpft sie ohne Aufhebens zwischen die andern und versucht, in die Schrittfolge hineinzukommen.

Plaudern bei Chips und Dips
«Äs bitzeli schnäller bitte!» Noch einmal zeigt Alexandra Henke die neuen Schritte, dann wird durchgetanzt. Und schon heisst es «Cool down» mit Stretchen. Die junge Frau, die mit Gleichgewichtsproblemen kämpft, wird am Arm gestützt. Nach dem Training gibt es noch Snacks für alle und man sitzt an den runden Tisch: Bettina Hitz hat Dips, Chips und Mineralwasser bereitgestellt. Die junge Frau berichtet, was sie noch arbeiten musste und weshalb sie zu spät war. Der Roller vor der Tür, mit dem eine Schülerin aus Kaltenbach hergekommen ist, wird gebührend bewundert.
Auch die halbe Stunde Gespräch nach dem Tanzen gehört zum Kon-zept von roundabout. «Wir pflegen einen wertschätzenden Umgang», so Hitz und Henke. Die beiden schauen, dass alle Teilnehmerinnen zu Wort kommen und einen positiven Umgang miteinander pflegen, egal ob sie eine Lehrstelle suchen, bald die Matur machen oder die Prüfung im Korbflechten in einer Werkstätte absolviert haben. Die Teilnehmerinnen sind ganz bei der Sache und am Schluss bringt Alex Henke die junge Frau noch zum Bahnhof, damit sie sicher in den richtigen Zug steigt.
Im Kanton Schaffhausen gibt es noch weitere roundabout-Tanzgruppen: etwa in Beringen oder Neuhausen am Rheinfall.


roundabout
roundabout ist ein Streetdance-Netzwerk für Mädchen und Junge Frauen. Getragen wird es vom Blauen Kreuz, mit Unterstützung der Reformierten und der Katholischen Kirche.

Barbara Helg

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