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«Mir wäre es in diesem Klima auch wohler ohne Kleider»

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01.01.2016
Mission vor 200 Jahren: Jakob Friedrich Sessing war der erste Missionar, der im Auftrag der Basler Mission afrikanischen Boden betrat. Damals ein gefährliches Aben­teuer.

Ob er eine Zuneigung zu den «Negern in Afrika» empfinde und ob er versprechen könne, seinen Dienst als lediger Missionar zu tun, fragt ihn Christian Gottlieb Blumhardt, Inspektor der Basler Mission, im Jahr 1825. Die erste Frage beantwortet Jakob Friedrich Sessing sofort mit «Ja». Schon lange träumte er von einer solchen Aufgabe. Die Berichte in den «Missionsheften» hatten ihn schon als Jugendlichen fasziniert. Beim Versprechen ledig zu bleiben, will der junge Mann keine Zusage machen. Trotzdem sendet ihn die Basler Mission nach Liberia an die Westküste Afrikas.

Wiedergutmachung an den Einheimischen
Die Basler Mission war 1815 gegründet worden. Ein Jahr später eröffnete sie das Missionsseminar und entsandte 1821 die ersten Seminaristen. Die Missionare sollten im Geist des Pietismus den Ungläubigen die christliche Botschaft verkünden und in den fremden Kontinenten gegen Armut, Krankheiten und Elend ankämpfen. Entsprechend sollten sie gegenüber den Einheimischen auftreten. 1827 erging die Instruktion an die Missionare «auf jedem eurer Schritte in der Negerwelt es keinen Augenblick zu vergessen, wie übermütig und schändlich die armen Neger fast durchgängig von Menschen, die sich Christen nannten, behandelt worden sind und wie viel unter ihnen gutzumachen ist».

Ohne Heimat und Braut
Sessings Reise führt zunächst nach England. Zusammen mit den Brüdern Hegele und Handt lernt er dort Englisch und den englischen Schulunterricht kennen. 1927 kann er endlich nach Afrika ausreisen und landet ein Jahr später in Sierra Leone. Einen Monat dauert die beschwerliche Reise, bevor er Monrovia, die Hauptniederlassung in Liberia erreicht.
Die Missionsbrüder lassen sich häuslich nieder und errichten «elende Hütten im dichten Wald», wie der Chronist festhält. Hegele und Sessing beschliessen, unter den Bassas zu missionieren, während Handt mit dem Ranzen auf dem Rücken zu anderen Einheimischen geht. Hegele erleidet einen Sonnenstich, erkrankt schwer und muss zurückkehren.
Jakob Friedrich Sessing beginnt, wie viele andere Missionare der Basler Mission, ein Wörterbuch zur Sprache der Einheimischen zu erstellen und ihre Bräuche und Sitten festzuhalten. Die ersten Begegnungen in Sierra Leona und Monrovia werden für den frommen Europäer zum Kulturschock: «Die Weiber des Königs waren bis auf die Mitte des Leibes ganz bloss», hält er entsetzt fest. Später kann er der Nacktheit Positives abgewinnen: «Mir wäre es in diesem Klima auch wohler ohne Kleider.»
1929 begleitet Sessing einen kranken Kollegen zurück nach Europa und ersucht im Missionshaus um Erlaubnis, heiraten zu dürfen. Lange sperrt sich das Komitee dagegen, ihm eine Missionsbraut zuzuführen. Er habe «keine Heimat», da könne er nicht heiraten. Später hält er um die Hand von Tabitha Gruner, der Schwester eines Mitbruders, an. Nach fünf Wochen werden sie mit Gottes Segen vermählt und das Paar kehrt nach Afrika zurück.

Quelle: Fernweh nach Afrika, Hanns Walter ­Huppenbauer

Tilmann Zuber

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