Hans Knöpfli Mann der Tat und Hilfe zur Selbsthilfe
Der 87-jährige Hans Knöpfli wuchs im zürcherischen Weinland auf und absolvierte eine Schreinerlehre. Als er eines Tages den Vortrag eines Basler Missionars besuchte, wusste er: Er wollte Missionar werden. Zwei Jahre drängte er seine Eltern, bis sie einwilligten Beharrlichkeit sollte ihm auch später noch helfen. Knöpfli durchlief die Ausbildung im Basler Missionshaus sowie an den Universitäten Basel und Oxford und reiste 1956 als Lehrmeister für Schreiner und Schmiede nach Kamerun aus.
Eine Idee reift heran
Mit seinem anfangs überbordenden Elan «Jetzt komme ich, jetzt muss etwas laufen!» habe er sich selbst ebenso wie die Einheimischen überfordert und erkrankte an Tropenfieber. In dieser Lage orientierte sich Knöpfli an den Worten eines früheren Professors: «Habt Mut zum Stückwerk!»
Damals sah sich Kamerun mit der zunehmenden Jugendarbeitslosigkeit konfrontiert. Viele Eltern machten Knöpfli Vorwürfe: «Du sagtest, wir sollen unsere Kinder in die Schule schicken, also gib ihnen jetzt Arbeit!» Er kam in eine innere Not. Schon bald aber hatte er die Idee, Werkstätten für traditionelles Kunsthandwerk aufzubauen. So könnten nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch das einheimische Kulturgut wiederbelebt werden. Bei der Basler Mission stiess er vorerst auf Widerstand. Und selbst die Presbyterianische Kirche in Kamerun winkte anfangs ab: «Wir wollen technische Hilfe und nicht zurück in die Zeit unserer Väter!»
Grosses entsteht im Kameruner Grasland
Knöpfli kämpfte jedoch zehn Jahre lang unentwegt weiter. 1970, als er in Bali-Nyonga als Pfarrer und Schulverwalter tätig war, stellte er die Kirchenleitung vor eine Entscheidung: «Ich denke, als Schulverwalter nehme ich jemandem die Stelle weg. Entweder ihr bewilligt das Handwerksprojekt, oder ich kehre in die Schweiz zurück.» Es war auch ein Votum für ein Leben vieler Kamerunerinnen und Kameruner in weniger Abhängigkeit. Und für fairen Handel, noch bevor man «Fair Trade» als solches kannte. Endlich bekam er grünes Licht: Das Presbyterian Handicraft Center, heute Prescraft, wurde gegründet. Im Laufe der Zeit entstanden zwei Ausbildungs- und Produktionszentren in Bali-Nyonga und Bafut sowie ein weitreichendes Netz von Heimarbeitenden im ganzen Grasland. Dank Knöpfli florierte der Verkauf der Erzeugnisse auch in Europa: Er gründete 1974 in Basel das Zentrallager für kunsthandwerkliche Gegenstände aus Übersee, das mittlerweile Kalebasse heisst und dieses Jahr Jubiläum feiert. 1982 übergab Knöpfli die Leitung des Projekts in Kamerun einem Einheimischen. Ein Jahr später eröffnete er in Bamessing eine Töpferei, und 1993 kehrte er in die Schweiz zurück.
Mit seinem Engagement verschaffte Knöpfli Hunderten eine Arbeit und leistete beispielhafte «Hilfe zur Selbsthilfe». Für seine Verdienste wurde er reich beschenkt: 1972 wurde er Ritter im Königreich Bali-Nyonga, 1986 Unterhäuptling in Bamessing und 2005 verlieh ihm die Theologische Fakultät in Yaoundé die Ehrendoktorwürde. Er nahm auch wertvolle Einsichten mit: Prägend sei für ihn vor allem die Art des zwischenmenschlichen Zusammenlebens in Kamerun geworden. Knöpfli gelang es, sein Verständnis von Mission umzusetzen. Nach einem Vortrag in der Schweiz sagte ihm einst eine Frau: «Wenn das Mission ist, kann ich auch wieder mitmachen.» Heute gibt Knöpfli sein grosses Wissen an Studierende und Fachleute weiter, wann immer sie etwas über das Kameruner Grasland und seine reichhaltige Kultur erfahren wollen.
Zum Bild oben: Hans Knöpfli, Gründer der Kalebasse, freut sich über den fortwährenden Verkauf kamerunischer Handwerksgegenstände. | Mission 21/Dorothee Adrian
Zum Bild unten: Hans Knöpfli bespricht mit dem Bastweber und Heimarbeiter Martin Ngubu dessen Arbeit. | zVg Heidi Zingg Knöpfli
Michael Schlickenrieder, Praktikant in der Öffentlichkeitsarbeit von mission 21
Verwandte Artikel:
25.02.2015: Jenseits von Afrika
Hans Knöpfli Mann der Tat und Hilfe zur Selbsthilfe