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Ein Haus als Zuflucht

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01.01.2016
Die diesjährige Bettagsaktion sammelt für ein Frauenhaus in der Westukraine. Es bietet Müttern in Not und ledigen Schwangeren eine Zuflucht.

Die Puppe muss unbedingt mit aufs Foto. Die kleine Judith ist vor drei Tagen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder ins Frauenhaus in Beregszasz/Berehove geflüchtet und noch durcheinander. Aber Zsuzska, die Mutter, ist froh: Im Streit hat ihr Mann sie immer häufiger geschlagen. Die sichere Umgebung helfe ihr, auf die Füsse zu kommen und die Zukunft in die Hände zu nehmen.
Die Schaffhauser Bettagsaktion sammelt diesen Herbst für den Betrieb des neu eingerichteten Frauenhauses im Westen der Ukraine. Dort, an der Grenze zu Ungarn, ist die Gesellschaft noch sehr traditionell geprägt. Gewalt von Ehemännern gegen ihre Frauen ist gesellschaftlich weitgehend akzeptiert. Und ungewollte Schwangerschaften von nicht verheirateten Frauen sind tabu. Entsprechend hoch sind die Abtreibungsraten. Seit das Frauenhaus im letzten November geöffnet hat, haben schon über 30 Frauen, schwanger oder mit Kindern, Zuflucht gefunden.

Chance für ledige Mütter
Das Frauenhaus wurde vom Diakoniezentrum der dortigen Reformierten Kirche erbaut, in Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz Heks. Der Schaffhauser Andreas Hess, ehemaliger Ukraine-Beauftragter des Heks, war stark engagiert. Sein Nachfolger Matthias Herren sagt über die Entstehungsgeschichte: Das Spital der Stadt müsse viele Schwangerschaftsabbrüche bei jungen ledigen Frauen vornehmen. Auf der Suche nach einem Ausweg haben die Verantwortlichen die Reformierte Kirche, die sich in der Gegend stark sozial engagiere, gebeten, ein Zuhause für diese Mütter zu schaffen, wo sie wenigstens eine Zeit lang ihr Kind aufziehen können. Dass nun ältere Frauen mit ihren Kindern Zuflucht suchen, die unter der Gewalt des Ehemannes leiden, habe man zuerst nicht geplant. Aber schon bald habe sich ein grosser Bedarf gezeigt.
Die Spenden der Bettagsaktion helfen, den Betrieb des Frauenhauses für drei Jahre sicherzustellen. Bis dann soll die weitere Finanzierung aufgegleist sein. Im Haus arbeiten eine Betreuerin und eine Leiterin im Halbamt. Die Frauen werden weiter von Psychologinnen oder Pfarrerinnen unterstützt. Für die Arbeiten im Haus sind die Bewohnerinnen selbst zuständig.



Standaktionen am Samstag, 20. September,
auf dem Fronwagplatz Schaffhausen und am Markt auf dem Rathausplatz in Stein am Rhein.


Zum Bild: Zsuzska kann vom sicheren Frauenhaus aus eine Zukunft für sich und die Kinder Laszlo und Judith planen.|zvg

Barbara Helg

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