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Gute Noten für Konf-Unterricht

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01.01.2016
In einer europäischen Vergleichsstudie stellen Schweizer Jugendliche dem Konf-Unterricht ein gutes Zeugnis aus. Doch für Bibel und Christus interessiert sich nur ein Viertel.

Die Konfirmation steht im Zentrum des religiösen Lebens eines Protestanten. Noch immer lassen sich etwa 90 Prozent der reformierten Jugendlichen in der Schweiz konfirmieren. Erstmals liegen dazu genaue Zahlen vor. Eine gross angelegte Studie, die in Deutschland, Österreich, Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegen, Polen, Ungarn und der Schweiz durchgeführt wurde, nahm das Konf-Jahr unter die Lupe.
In der Schweiz wurden mehr als 7000 Konfirmandinnen und Konfirmanden und knapp 900 Pfarrpersonen und weitere Mitarbeitende nach ihren Erwartungen und Erfahrungen befragt. «Die Gründe, warum sich Jugendliche konfirmieren lassen, sind traditionell», erklärt Muriel Koch, die mit Thomas Schlag, Professor für Praktische Theologie, für die Studie in der Schweiz verantwortlich ist. «Die meisten nannten die Familien-tradition, das Fest und die Geschenke als Motivation.» Nur 14 Prozent fühlten sich zur Teilnahme gezwungen.

Nach der Konfirmation geht es nicht weiter
Ihre Konf-Zeit erlebten 79 Prozent der Jugendlichen positiv. 73 Prozent hatten in diesem Jahr viel Spass. Der Unterricht ist in der Schweiz stark erlebnisorientiert. Entsprechend begeistert sind die Konfirmanden und Konfirmandinnen vom Lager.
Thomas Schlag findet es aber bedenklich, dass viele Kirchgemeinden den Jugendlichen nach der Konfirmation «kein Folgeprogramm» bieten, um so an die positiven Erlebnisse der Konfirmanden anzuschliessen. Die Kirche lasse die Jugendlichen nach der Konfirmationszeit aussen vor und traue ihnen zu wenig Mitverantwortung zu. Da müssten die Kirchen dringend über die Bücher.

Nur die Hälfte glaubt an Gott
Thematisch interessieren sich die Konfirmanden vor allem für Freundschaft, den Sinn des Lebens und die Taufe. Die Bibel, Christus oder das Abendmahl wird nur von einem Viertel der Jugendlichen geschätzt. Kurz vor der Konfirmation steigt diese Quote jedoch um zehn Prozent. Der Unterricht scheint zu fruchten.
Ernüchternd fallen die Antworten der Konfirmanden zur Gretchenfrage aus: Nur die Hälfte glaubt an Gott, noch weniger, nämlich 37 Prozent an die Auferstehung und dass Gott in schwierigen Situationen hilft. In Deutschland sieht dies anders aus: Dort glauben 69 Prozent der Konfirmanden und Konfirmandinnen an Gott. Sind die Deutschen frömmer und der dortige Unterricht erfolgreicher? Das Resultat der Umfrage führt Schlag auf das volkskirchliche Verständnis in der Schweiz und die reformierte Zurückhaltung gegenüber Dogmen zurück. Auch die Erwachsenen bezeugten Mühe, sich hinter ein Glaubensbekenntnis zu stellen.
In jedem Fall dürfe man das Konf-Jahr nicht zum Missionieren missbrauchen, warnt Thomas Schlag. «Glauben kann man nicht lernen.» Jugendliche könnten jedoch durch Glaubenserfahrung ihren Horizont erweitern. Dies finde im Konfirmandenunterricht statt.
Schlag ermutigt die kirchlichen Mitarbeitenden, mehr über ihren eigenen Glauben zu reden und so stärker inhaltliche Substanz zu vermitteln. Jugendliche hätten durchaus Interesse an Themen wie Auferstehung, jedoch nicht in Form dogmatischer Lehrsätze, sondern als gelebte Erfahrung.
Insgesamt bewerten die Konfirmanden den christlichen Glauben und die reformierte Kirche als positiv. Und die Mehrheit fordert eine mutige Kirche, die sich für Menschenrechte, Menschen in Not, unabhängig von ihrer Herkunft, und für das friedliche Zusammenleben einsetzt.

Tilmann Zuber

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