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Start ins neue Leben

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01.01.2016
Nach der Flucht vor dem Krieg in Syrien hat eine Grossfamilie in einem Basler Sigristenhaus ein neues Heim gefunden. Endlich können sich Eltern und Kinder sicher fühlen.

Salih (40) und seine Frau Khalat (37) sitzen in ihrer Wohnung auf dem Sofa, umgeben von ihren sieben Kindern die Älteste ist 16 Jahre alt, das jüngste sechs Monate und einer Schar neugieriger Journalisten.
Seit Juli lebt die Familie aus dem Nordosten Syriens im Sigristenhaus der Kirche Heiliggeist in Basel. Im März 2013 flüchtete sie vor dem Bürgerkrieg aus ihrer Heimat in die Türkei. Am Weihnachtstag des gleichen Jahres erreichten sie die Schweiz, wo sie sechs Monate im Aufnahmezentrum verbrachten.
Langsam weichen die Angst und Ungewissheit, die Salih, Khalat und die Kinder auf ihrer Odyssee über ein Jahr lang begleiteten, einem Gefühl von Sicherheit. «Wir haben so viel Erniedrigung, Beleidigungen und Schmerz erduldet», sagt Salih, «wir hoffen, dass wir das nie mehr erleben müssen.» Am Anfang sei ihnen die Schweiz wie ein Traum vorgekommen. Manchmal würden sie auf der Strasse misstrauisch gemustert. Aber wenn sie dann erzählen, warum sie hier sind, verwandle sich die Skepsis in Verständnis. Darum möchten sie, dass möglichst viele Leute von ihrer Geschichte erfahren.

Ein Leben in Angst
Als staatenlose Kurden hätten sie sich zwar oft fremd gefühlt im eigenen Land, doch das Leben sei sicher gewesen. Dann die Ironie des Schicksals: Als sie endlich die ersehnte syrische Staatsbürgerschaft erhielten, brach der Krieg aus.
Obwohl ihr Wohnort nicht zerstört wurde, spürten sie die Auswirkungen des Bürgerkrieges jeden Tag. Es habe Tote gegeben, Entführungen und Drohungen. «Unsere Kinder hatten Angst, in die Schule zu gehen», erzählt Salih, «wir fürchteten um ihr Leben.» Da beschlossen die Eltern, alles zurückzulassen und zu flüchten.
Eine ganze Nacht lang waren sie zu Fuss unterwegs, bis sie die Grenze erreichten und unbemerkt in die Türkei gelangen konnten. Dort schlug sich die Familie mehr schlecht als recht durch mit dem Geld, das der Vater mit Aushilfsjobs verdiente. Oft bekam er keinen Lohn. Die Rettung kam von Salihs Schwester, die seit 15 Jahren in Basel lebt und die notwendigen Visa für die Einreise besorgen konnte.

Sorge um Angehörige
Salih und Khalat versichern, dass es ihnen hier gut gehe. Doch es ist nicht immer einfach. Salih, der in einem Supermarkt angestellt war, möchte arbeiten. Als Asylsuchender darf er das aber nicht. Die Sorge um das Wohl der Verwandten und Freunde in Syrien macht dem Ehepaar ebenfalls zu schaffen.
Der vierzehnjährige Ahmed findet die deutsche Sprache schwierig. Dennoch sei er froh, zusammen mit seiner Familie in der Schweiz zu sein, und hofft, «dass wir hier etwas erreichen können». Den kleineren Kindern gefällt es in der Schule. Bereits sprechen sie auch ein paar Wörter Deutsch und haben kurdische Freunde gefunden.
Dass sie als Muslime nun in einem christlichen Haus wohnen, stört Salih nicht, im Gegenteil: «Es ist unser ­gutes Schicksal, dass wir in Syrien ­neben einer Moschee lebten und hier neben einer Kirche», glaubt er.


Zum Bild: Diese Familie aus Syrien ist vor den Bedrohungen des Krieges in die Schweiz geflüchtet: Mutter Khalat und Vater Salih mit ihren Kindern im Sigristenhaus der Heiliggeistkirche in Basel. | schmid

Karin Müller

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