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Niemand ist allein in der Nacht der Lichter

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01.01.2016
Die ökumenische «Nacht der Lichter» zog in der Kirche St. Peter in Schaffhausen auch viele junge Menschen an. Der Gesang war mystisch.

Beim Eintreten taucht man in den Schein der vielen Kerzen, welche den Kirchenraum in ein warmes Licht hüllen. Vor dem Altar bilden sie die Form eines Kreuzes. Jeder hält eine Kerze in der Hand und das Blatt mit den Taizé-Liedern, die das Gebet an diesem Abend ausdrücken.
Es ist ökumenische «Nacht der Lichter» in der Pfarrei St. Peter in Schaffhausen und viele sind gekommen. Auch viele junge Menschen. Die Stimmung wirkt auf geheimnisvolle Weise gelöst. Dann beginnt das gesungene Gebet, das eine Stunde lang dauern wird, nur unterbrochen von einer Stille, die einlädt, ruhig zu werden, den eigenen Gedanken nachzugehen und zu beten.

Gelebte Ökumene
Die «Nacht der Lichter» wird seit 2006 regelmässig zwei Mal im Jahr im Turnus in den Kirchgemeinden Münster und der Pfarrei St. Peter durchgeführt. Zu Beginn standen eigene Erfahrungen der Initianten. So machte sich im Jahre 2000 eine kleine Erwachsenengruppe der Pfarrei St. Peter auf den Weg nach Taizé, um selber die Communauté zu erleben. Wolfgang Halberr von der Pfarrei St. Peter: «Die Form der Taizé-Gottesdienste sprachen uns sehr an. Kein Geistlicher steht vorne im Mittelpunkt und predigt. Gott allein in der Stille spüren ist ein grosser aber auch eindrücklicher Aspekt. Die meditative Musik berührt das Herz.»
Auch Pfarrer Matthias Eichrodt vom Münster/St. Johann in Schaffhausen hat einen sehr persönlichen Bezug zur Taizé-Tradition, seit er im Jahr 1990 an einer Schweigewoche teilnahm und dabei einen der Ordensbrüder als geistlichen Begleiter kennenlernen durfte. «Singend zu beten, hat etwas sehr Meditatives», sagt Matthias Eichrodt. «Man ist Teil vom Ganzen in einem stimmungsvollen Ambiente.» Das spreche auch Menschen an, die ihre Spiritualität nicht so verbindlich kirchlich ausleben möchten. «Taizé steht für Offenheit und Ökumene über Grenzen und Nationen hinaus. Das Nachklingen der Lieder schenkt einen versöhnlichen Ton im Alltag, der nachhaltig die Zuversicht stärkt.»
In der Kirche St. Peter sind die Menschen ganz bei sich, die Gedanken sind frei. Dann erklingt das Lied «Dans nos obscurités, allume le feu qui ne séteint jamais». Während des Gesangs gibt ein jeder das Kerzenlicht weiter. Ein feierlicher Moment, der berührt. Es ist niemand allein und das tut gut. Ein «Kyrie eleison» begleitet die Fürbitten, die von vielen sehr jungen Stimmen vorgetragen werden.
Draussen gibt es heisse Suppe und wer möchte, darf wieder hineingehen und weitersingen, um schliesslich mit einem Lied des Friedens im Herzen nach Hause zu gehen.


Appell des Vertrauens an junge Menschen
Die Gemeinschaft von Taizé ist ein internationaler ökumenischer Männerorden in der Nähe von Cluny im Burgund. Jährlich pilgern etwa 200 000 Besucher zumeist Jugendliche aller Nationalitäten und Konfessionen nach Taizé. Gegründet wurde der Orden durch den Schweizer Roger Schutz, der im Jahre 1940 nach Taizé wanderte und dort ein Haus kaufte, in das er Kriegsflüchtlinge aufnahm. Seit den 1960er-Jahren finden das ganze Jahr über Jugendtreffen statt. Vom «Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde» werden die Jugendlichen dazu aufgerufen, sich in ihrem Alltag für Frieden, Versöhnung in der Kirche und Vertrauen auf der Erde zu engagieren. Diese Pilger-Etappen werden jährlich einmal in Grossstädten auf der ganzen Welt organisiert.



Die nächste «Nacht der Lichter» findet am Samstag, 10. Januar, 20 Uhr im Münster in Schaffhausen statt.

Adriana Schneider

Links:
Informationen unter: www.ref-sh.ch/taize

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