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Leuenberg: Nochmals 1,5 Millionen Franken für das Tagungszentrum

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01.01.2016
Ende 2015 zieht sich die reformierte Kirche Baselland vom Leuenberg, dem renommiertesten kirchlichen Bildungshaus der Schweiz, zurück. Um der Tagungsstätte den Neustart als Seminarhotel zu ermöglichen, bewilligte die Synode am Donnerstag noch einmal 1,5 Millionen Franken.

Das Tagungszentrum Leuenberg im Baselbiet schrieb Kirchengeschichte. Hier beschlossen die evangelischen Kirchen Europas 1973 in der «Leuenberger Konkordie» die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Seither können Reformierte, Lutheraner und Methodisten gemeinsam das Abendmahl feiern. Den Leuenberg kennt man in theologischen Kreisen weit über die Landesgrenzen hinaus.
Gut vierzig Jahre später ist Schluss. Der Baselbieter Kirchenrat gelangte zur Überzeugung, dass die Zeit der kirchlichen Tagungszentren vorbei ist und «dass für den Leuenberg wie auch für die kirchliche Erwachsenenbildung neue, zukunftsweisende Strukturen gefunden werden müssen». Damit stosse er bei den Schweizer Kirchenleitungen auf Verständnis, sagt Kirchenratspräsident Martin Stingelin gegenüber dem Kirchenboten. Innerhalb der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa hingegen werde der Verlust des Leuenbergs stark bedauert. «Für sie bricht ein Stück Geschichte weg.» Doch Stingelin betont: «Was man auf dem Leuenberg erreicht hat, lebt als immaterieller Wert weiter.»
In den letzten 25 Jahren zahlte die Baselbieter Kirche gemäss Kirchenrat Christoph Erhardt zehn Millionen Franken an die Studienleitung, dazu 7,5 Millionen Franken an Baubeiträgen und eine Million über den «Leuenberg-Franken». Man wolle sich jetzt nicht einfach aus der Verantwortung «davonschleichen», selbst wenn keine rechtlichen Pflichten bestünden, so Erhardt. Der Kirchenrat wolle Hand bieten, damit der Leuenberg als Seminarhotel weiterexistieren könne.

Neuanfang mit Gruppe «AargauHotels.ch»
Mit der Gruppe «AargauHotels.ch» plant der Leuenbergverein eine Betriebs AG zu gründen, die das Hotel als Pächterin führt. Zu «AargauHotels.ch» gehört unter anderem der Rügel, das ehemalige Tagungszentrum der Aargauer Kirche. Für diesen Neuanfang braucht der Leuenberg Geld. Der Investitionsbedarf wird auf 1,2 Millionen Franken geschätzt. Die Deckungslücke der Pensionskasse verschlingt weitere 1,5 Millionen. Die Synode sprach nun 600 000 Franken an die anfallenden Renovationskosten und 750 000 Franken für die Tilgung der Pensionskassenschuld. Der Leuenbergverein möchte zudem das Jugendhaus veräussern. Er rechnet mit einem Erlös von 600 000 Franken, der ebenfalls in die Pensionskasse fliesst. Die Synode beschloss einen weiteren Beitrag von 150 000 Franken, falls der Verkauf erfolgt.

Empfehlung «mit Zweifeln»
Die Geschäftsprüfungskommission GPK empfahl «mit gewissen Zweifeln» der Vorlage des Kirchenrates zuzustimmen. Sie zeigte sich «überrascht» von der Höhe des Beitrags. Ihr Sprecher Hanspeter Thommen wies darauf hin, dass das Überleben des Leuenberges nicht gesichert sei, auch wenn der Beitrag bewilligt würde. Mit der «AargauHotels.ch» besteht noch kein Vertrag. Von den sechs Mitgliedern der GPK empfahlen drei, die Vorlage anzunehmen, drei enthielten sich der Stimme.
Der Kirchenrat habe den Betrag von 1,3 Millionen Franken mit Bedacht gewählt, erklärte Kirchenratspräsident Martin Stingelin. Die Frage sei, wie viel sich die Kirche leisten könne. Die Bilanz 2014 weise ein Eigenkapital von rund 430 000 Franken aus. Unter Einbezug der Pensionskassen-Abrechnung ergebe sich Ende Jahr eine rote Null.

Liquidation würde 6,5 Millionen kosten
Unter den Synodalen herrschte Skepsis und Verunsicherung. Die Frage nach Alternativen kam auf. Pfarrer Robert Ziegler, Präsident des Leuenbergvereins, erklärte, es gebe keine. Für den Kanton komme der Leuenberg aus verschiedenen Gründen nicht als Asylunterkunft in Frage. Ein Verkauf der Liegenschaften sei ebenfalls keine Option, weil der Leuenberg mit einer Hypothek von 2,2 Millionen belastet ist. Die Liquidation käme auf insgesamt 6,5 Millionen Franken zu stehen.
Am Ende bewilligte die Mehrheit der Synodalen die 1,5 Millionen Franken. Kommt der Vertrag mit «AargauHotels.ch» nicht zustande, erhält der Leuenberg kein Geld.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».


Zum Bild: Seit die evangelischen Kirchen Europas 1973 in der Heimstätte Leuenberg im Baselbiet die «Leuenberger Konkordie» unterzeichneten, können Reformierte, Lutheraner und Methodisten gemeinsam Abendmahl feiern.
ZVg

Karin Müller / kirchenbote-online.ch / 11. Juni 2015

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