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EVP unterstützt neu den «Marsch fürs Läbe»

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01.01.2016
Die Koalition der überzeugten Abtreibungsgegner wächst: Neu laufen auch die EVP und die evangelische Allianz beim «Marsch fürs Läbe» mit. EVP-Nationalrätin Maja Ingold ist wenig begeistert. Darin sieht sie auch eine Stärkung des wertkonservativen Flügels in ihrer Partei.

Der Verein «Marsch fürs Läbe» polarisiert. Zweck des Vereins ist gemäss Statuten «die Durchführung von Veranstaltungen zum Schutz des Lebens». Entsprechend führen christliche und rechtskonservative Abtreibungsgegner seit 2010 jedes Jahr einen solchen Marsch in der Stadt Zürich durch. Dabei sehen sie sich regelmässig mit unbewilligten Gegendemonstrationen konfrontiert, was wiederum Polizeieinsätze nötig macht. Der Verein tritt kompromisslos gegen Abtreibung ein. Auf seiner Webseite schreibt er: «Abtreibung ist in nahezu hundert Prozent der Fälle ein furchtbares Unrecht». Oder: «Ein Volk, das seine schwächsten Mitglieder nicht schützt, ist ein sterbendes Volk.»
Freude über Rückhalt. Neuerdings wird der Marsch auch durch die EVP unterstützt, die sich nach der EDU als zweite politische Partei der Trägerschaft angeschlossen hat. Daniel Regli, Präsident vom «Marsch fürs Läbe»: «Wir freuen uns über diese Unterstützung. Wichtig ist, dass die Kräfte, die sich für den Schutz des Lebens einsetzen, angesichts neuer Realitäten Stichwort Präimplantationsdiagnostik zusammenarbeiten.» Auf seiner Internetseite vermeldet der Verein, mit der EVP Schweiz und dem Deutschschweizer Zweig der Schweizerischen Evangelischen Allianz starte man nun mit «deutlich grösserem Rückhalt in kirchlichen Kreisen» zum Marsch.
EVP-Generalsekretär Joel Blunier steht voll hinter der Idee des Marsches: «Er setzt ein Zeichen für lebenswertes Leben, das entspricht der Position der EVP. Wir stehen ein für den Schutz des Lebens vom Zeitpunkt der Zeugung bis zum natürlichen Tod.»

«Retro-Haltung»
Wenig begeistert über den Beitritt der EVP zur Trägerschaft ist hingegen die Zürcher EVP-Nationalrätin Maja Ingold. Sie wird am 19. September nicht am Marsch teilnehmen: «Ich bin keine grosse Marschiererin.» Entscheidend ist jedoch weniger ihre mangelnde Marschfreude als vielmehr, dass sie persönlich dem «Marsch fürs Läbe» «kritisch» gegenübersteht. «Die reaktionäre Haltung der Abtreibungsgegner ist für mich retro.» In der Schweiz habe das Volk die Fristenregelung gutgeheissen, wonach eine schwangere Frau bis zur zwölften Woche eine Schwangerschaft abbrechen kann. Als pragmatische Politikerin gehe sie von diesem Fakt aus, im Gegensatz zu den radikalen Abtreibungsgegnern. Statt das Rad rückwärts zu drehen, gelte es, auf der bestehenden Rechtsbasis nach lösungsorientierten Verbesserungen zu suchen etwa bei der Beratung angehender Mütter.
Ingold findet es nicht ideal, dass die EVP als politische Partei eine Bewegung wie den «Marsch fürs Läbe» unterstützt. Eine Partei habe andere Instrumente zur Verfügung, ihre Interessen zu vertreten als eine zivilgesellschaftliche Bewegung, die sich mit Demonstrationen Gehör verschafft. Zum Entscheid der EVP-Geschäftsleitung, in der Trägerschaft mitzuwirken, meint sie, es gebe eben in einer kleinen Partei wie der EVP unterschiedliche Ansichten: «Eine kleine Partei hat nicht kleinere Flügel als eine grosse.»

Wertkonservativer?
Bewegt sich die EVP mit ihrer Unterstützung des «Marsches fürs Läbe» in eine wertkonservativere Richtung? «Überhaupt nicht», ist Joel Blunier überzeugt. «Der Schutz des Lebens ist für uns unabdingbares Recht des Menschen - wenn das wertkonservativ ist, dann sind wir das seit Jahrzehnten.»
Maja Ingold sieht das anders: «Die EVP ist wertkonservativer geworden.» Als sie der EVP beigetreten sei, habe das Verhältnis innerhalb der Parteimitglieder zwischen Landes- und Freikirchlern 3:1 betragen. Heute seien die Hälfte Freikirchler. Bereitet diese Entwicklung der Zürcher Nationalrätin Sorge? Ingold: «Ich sähe es gerne, wenn die EVP wieder mehr in der Landeskirche verankert wäre.»


Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».


Zum Bild: Seit 2010 marschiert eine zunehmend breitere Koalition aus Lebensschützern alljährlich am «Marsch fürs Läbe» in Zürich.
ZVg

Stefan Schneiter / reformiert.info / 16. Juni 2015

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