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Kirchgemeinden im Kanton «re-formieren» sich

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01.01.2016
Die Strukturreform bringt für fast alle der bisher dreissig Kirchgemeinden im Kanton Schaffhausen neue Formen der Zusammenarbeit. 28 Kirchgemeinden sind von Stellenkürzungen betroffen. Nun müssen sich die neuen Strukturen bewähren.

Die Strukturreform mündete im Kanton Schaffhausen vielerorts in neue Formen der Zusammenarbeit. Die zwei Stadtkirchgemeinden St. Johann und Münster haben fusioniert, elf Kirchgemeinden gehen Pastorationsgemeinschaften ein und teilen sich somit künftig die Pfarrstellen. Weitere drei Kirchgemeinden haben in anderer Form Zusammenarbeit mit Nachbarn vereinbart. Bis auf zwei sind alle Kirchgemeinden von Stellenkürzungen betroffen. Diese machen insgesamt einen Fünftel aller Stellenprozente im Kanton aus.

Reform von unten
Die Strukturreform in Schaffhausen begann vor vier Jahren. Aufgrund der grossen finanziellen Defizite mussten insgesamt 600 Pfarrstellenprozente eingespart werden. Der Kirchenrat und die Synode erarbeiteten via Pfarrstellendekret Vorgaben zu den Pfarrstellenprozenten für die Amtsdauer 20152019. Wie das vor Ort am besten geschehen kann, wollten sie dabei den örtlichen Kirchenständen und den Kirchgemeinden überlassen.
Hans Jörg Fehle begleitete den Reformprozess als ausserkantonaler Moderator. Seine Aufgabe sei es gewesen, die Kirchgemeinden bei der Standortbestimmung und der Entwicklung von passenden Lösungen zu unterstützen, beispielsweise mit Modell-Vorlagen für eine Fusion oder eine Pastorationsgemeinschaft. «Die Entscheide haben die Kirchgemeinden weitgehend frei getroffen», so Fehle. Er bezeichnet dieses Vorgehen als «Reform von unten». Der Vorteil liege darin, dass die Kirchgemeinden in ihrer Verantwortung ernst genommen werden. «Sie kennen die Verhältnisse vor Ort am besten und müssen mit der Lösung leben», sagt Fehle.
Im Verlauf des Prozesses sei den Beteiligten mehr und mehr klar geworden, dass es nicht nur um die kirchlichen Angebote gehe, sondern darum, wie man die Kirchgemeindemitglieder vermehrt ins Gemeindeleben einbinden könne. Diesbezüglich habe der Kirchenreformtag «Schaffe und fäschte» mit Workshops rund um die Fragen der Reform vom 23. August 2014 in Stein am Rhein wichtige Impulse gebracht.
Herausfordernd sei gewesen, dass die Dörfer und Quartiere im Kanton Schaffhausen stark unterschiedliche Prägungen aufweisen. Dass es trotzdem gelungen sei, Pastorationsgemeinschaften und eine Fusion zu bilden, sei den bereits vorhandenen Beziehungen unter den Kirchgemeinden sowie dem guten Arbeitsklima innerhalb der Gemeinden zu verdanken. «An manchen Orten hätte man sich auch andere oder sogar weitergehende Schritte vorstellen können», sagt Hans Jörg Fehle. Es sei denkbar, dass es im Verlauf der Amtsdauer 20152019 noch weitere Kooperationen gebe.

Flexible Pfarrpersonen
Auch für die Pfarrpersonen sei die Strukturreform nicht einfach gewesen. «Es ist leider nicht in allen Situationen gelungen, schon anderthalb Jahre vor der neuen Amtsdauer Klarheit über die neuen Pensen und deren Besetzung zu schaffen», sagt Fehle. Nur wenige Stellenwechsel hätten damit zu tun, dass Pfarrpersonen die Arbeitsbedingungen zu unsicher gewesen seien oder sich für sie kein genügendes Pensum abgezeichnet hätte.

Kirche auf gutem Weg
Im Moment tritt die Strukturdiskussion zugunsten der Reform des kirchgemeindlichen Lebens in den Hintergrund. Dieser Übergang kommt in den Kirchgemeinden durch verschiedene Feiern zum Ausdruck. Das sei gut so, meint Hans Jörg Fehle. «Die Kirche soll nach der Strukturreform ja möglichst nicht an Reichweite in der Bevölkerung verlieren.» Das bedeute, dass zum Beispiel im Bereich der Gottesdienste neue Formen entwickelt werden müssen.
«Ich sehe die Schaffhauser Kirche auf gutem Wege. Besonders dann, wenn sie auf die Menschen zugeht und ihnen zuhört; und das, was sie so vernimmt, ins Gespräch bringt mit dem, was ihr aus Gottes Wort zuwächst.»

Doris Brodbeck, Adriana Schneider

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