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Nach der «Zäller Wiehnacht» ist Schluss

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01.01.2016
Keine «Kulturkirche» auf dem Winterthurer Rosenberg: Pläne zur Umnutzung sind am vergangenen Wochenende am Nein der Stimmberechtigten gescheitert.

Unter dem Label «Kulturkirche» hätte auf dem Winterthurer Rosenberg eine Kirche entstehen sollen, in der Kunst und Theologie im Dialog stehen und so neue Formen der Spiritualität erprobt werden. Dadurch sollten sich wieder mehr Leute von der Kirche angesprochen fühlen, erhofften sich zumindest die Initianten. Doch nun hat sich das reformierte Winterthurer Stimmvolk gegen die Idee ausgesprochen: Mit 54.27 Prozent Nein-Stimmen wurde das Projekt am vergangenen Wochenende beerdigt. Am deutlichsten fiel das Nein mit 67.5 Prozent im Kreis Seen aus.

Zufrieden mit dem Entscheid ist die Präsidentin der Kirchenpflege Winterthur Seen und Mitglied des Nein-Komitees, Verena Bula: «Wir sind erleichtert, dass wir mit unserer Einschätzung richtig lagen. Die Leute wollen keine abgehobene Kulturkirche», sagt sie auf Anfrage. Sie nennt vor allem zwei Gründe. So sei das Nein einerseits aus finanziellen Überlegungen zustande gekommen: «Man möchte die immer knapper werdenden Ressourcen der Kirche lieber für soziale Zwecke einsetzen.» Andererseits hätte die geplante Umnutzung zur Kulturkirche keinen inhaltlichen Mehrwert geboten, da es Konzerte, meditatives Tanzen, Lesungen also alles, was von den Initianten als innovativ angepriesen worden sei in den Gemeinden bereits gebe.

Sinnvolle Nutzung gesucht
Und auch das Argument, dass die Kirche in den nächsten Jahren nun einfach leer stehen würde, lässt Bula nicht gelten. Ideen seien vorhanden, die Chance, eine sinnvolle Nutzung zu finden, sei intakt.

Auf Verliererseite herrscht Katerstimmung: «Natürlich sind wir nach fünf Jahren Arbeit enttäuscht über diesen Ausgang», sagt der Präsident des Fördervereins Kulturkirche Rosenberg, Markus Jedele. Für ihn steht fest: «Das Ergebnis wurde stark durch die traditionellen Kirchgänger und Behörden beeinflusst, die Angst vor einer Konkurrenz haben.» Die Tatsache, dass einzig die Stadtkreise Veltheim in dessen Besitz die Kirche ist und Altstadt Ja gestimmt haben, mache deutlich: «Hier ist das Publikum weltoffener als in den Aussenquartieren.»

Ungewisse Zukunft
Das negative Resultat beweise ausserdem, dass es grundsätzlich schwierig sei, in der Landeskirche etwas zu bewegen. Obwohl viele Tagungen darauf abzielten, einen Wandel herbeizuführen und dem Mitgliederschwund Einheit zu gebieten: «Sobald konkrete Ideen vorliegen, wird man im Regen stehen gelassen.» Wie es mit der Kirche Rosenberg nun weiter geht, ist laut Jedele ungewiss. Ausgeschlossen sei eine Rückkehr zu einer Nutzung als Gemeindekirche.

Auch in der nächsten Sitzung der Zentralkirchenpflege werden neue Nutzungsformen und Trägerschaften für die Kirche Rosenberg Thema sein. Die vorläufig letzten Veranstaltungen sind eine Aufführung der «Zäller Wiehnacht» am kommenden Wochenende sowie ein Konzert am 6. Dezember.


Die Kirche Rosenberg
wird als Gemeindekirche nicht mehr gebraucht und ist sanierungsbedürftig. Im Frühling stimmte die Zentralkirchenpflege Winterthur einem zweijährigen Pilotbetrieb einer Kulturkirche zu und bewilligte einen Kredit in der Höhe von 450000 Franken. Mitglieder der Zentralkirchenpflege ergriffen dann aber das Referendum gegen den äusserst knappen Entscheid. Das Projekt sei «elitär» und vom ursprünglichen kirchlich diakonischen Auftrag weit entfernt.


Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».


Zum Bild: Kirche Rosenberg mit ungewisser Zukunft.

Sandra Hohendahl-Tesch / reformiert.info / 24. November 2015

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