Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

Menschen oder Masken?

min
01.01.2016
Das Gesicht hinter der Maske erkennen. Dazu laden die Bilder von Yulanie Perumbadage ein. Ihre Ausstellung «Siehst Du Menschen oder Masken» umrahmte die 10. Schaffhauser Menschenrechtstage, die das Thema Masken ins Zentrum stellten.

Die Bilder bestehen aus starken Farben, Augen, Mündern, Nasen. Aus verschobenen Linien und Schichten jenseits der Symmetrie. Zeigen die Bilder Gesichter? Oder Masken? Einige wirken humorvoll, andere fragend, staunend oder traurig. Welcher Mensch steht hinter der Maske? Was ist seine Geschichte?
Yulanie Perumbadage lädt ein, hinter die Masken zu blicken. Sich Fremdartiges genau anzuschauen. «Wenn wir hinter die Andersartigkeit von Menschen aus fremden Kulturen sehen, entdecken wir Gemeinsames», sagt die Künstlerin aus Sri Lanka. Anlässlich der 10. Schaffhauser Menschenrechtstage war eine Auswahl ihrer Werke unter dem Titel «Siehst Du Menschen oder Masken» im Konventhaus ausgestellt.

Masken fallen lassen
Im Zentrum der diesjährigen Menschenrechtstage stand das Thema «Masken». Die Spannung zwischen Gesicht und Maske war auch der Inhalt der Ausstellung, welche die Feier zum 10. Dezember umrahmte. In den eindrücklichen Bildern von Yulanie Perumbadage sind die Erfahrungen der Künstlerin aus dem Bruderkrieg in Sri Lanka verarbeitet.
«Oft sehen wir nur verzerrte Masken von den Fremden, die unter uns leben. Umgekehrt erscheinen diesen unsere weissen Gesichter anfänglich auch wie fremde Masken», sagt die Künstlerin. Der gegenseitige Wunsch, dahinterzusehen und die Bereitschaft, sein wahres Gesicht zu zeigen, würden den Weg zu einem verständnis- und respektvollen Zusammenleben ebnen. Gerade in Zeiten der weltweiten Flüchtlingsströme seien solche Bemühungen entscheidend.
«Nur der persönliche Kontakt verändert die Sicht auf das Fremde», sagt Felix Blum, reformierter Pfarrer im Ruhestand und Mitglied im Organisationsteam der Menschenrechtstage. In einer Zeit, in der die Menschenrechte aufgrund politischer Gesinnungen zunehmend infrage gestellt würden, sei es besonders wichtig, für die Verständigung zwischen den Menschen und Völkern einzustehen.

Kunst gegen Krieg
Yulanie Perumbadage tut dies mittels Kunst. Sie malt gegen den Krieg. Und gegen Menschenrechtsverletzungen, die in ihrer Heimat zum Alltag gehören. Geboren und aufgewachsen in Sri Lanka waren ihre Jugendjahre geprägt vom Bürgerkrieg zwischen Singhalesen und Tamilen. Kriegerische Ereignisse, getötete und verkrüppelte Menschen, darunter auch Bekannte und Freunde, sind Teil ihrer Kindheits- und Jugenderfahrungen. Ihr Kunststudium schloss Yulanie 2001 mit dem Bachelor ab. Schon damals konnte sie keine «schönen Bilder» malen. «Kunst gegen den Krieg war von Anfang an mein Thema und ist es bis heute geblieben», erzählt sie.

Gegen das Vergessen
2006 startete die Regierung einen neuen, grossen Krieg gegen die Tamilen. Künstler, Politiker und Journalisten, die sich gegen den Krieg wandten, wurden verfolgt. Das Leben von Yulanies Mann Indika, der als Journalist arbeitete, war in dieser Situation so bedroht, dass er aus dem Land flüchten musste. Er fand Asyl in der Schweiz, seine Frau und seine Tochter konnten ihm ein paar Monate später folgen. Seit mehr als sechs Jahren lebt die Familie hier nun in Sicherheit.
Yulanie versucht, sich durch Malkurse für Kinder eine Existenz als Kunstlehrerin aufzubauen. Das Schicksal der Menschen in ihrer Heimat beschäftigt sie täglich. «Die Erinnerungen an viele Freunde und Verwandte bleiben, ich habe nur wenig Kontakt mit den Menschen in Sri Lanka», sagt die Künstlerin. Sie male ihre Gesichter, um sie nicht zu vergessen. Die Masken stehen dabei als Symbol für alles Fremde. Nationalitäten, Andersartigkeit, Hautfarben. «Hinter den Masken sehe ich die Gesichter von Menschen, die leben und eine Zukunft haben möchten.»


Zum Bild: Die Künstlerin setzt mit starken Farben einen Kontrapunkt gegen den Krieg und das Vergessen. | Leutert

Adriana Schneider

Unsere Empfehlungen

Trotz-Kraft Ostern

Trotz-Kraft Ostern

Obwohl sie ihn zum Schweigen bringen wollten, lebt seine Botschaft weiter. Jesus ist auferstanden und wir sind seit 2000 Jahren mit der Trotz-Kraft von Ostern unterwegs. Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, über die Aktualität der Osterbotschaft.
«Einer muss den ersten Schritt machen»

«Einer muss den ersten Schritt machen»

Der muslimisch-jüdische Dialog scheint seit dem Terrorangriff der Hamas schwierig. In Basel fand nun eine Premiere statt: Jüdische und muslimische Gläubige haben erstmals ihren Fastentag gemeinsam mit einem koscheren Essen beendet.