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Fertig Rambazamba im Fraumünster

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17.06.2016
Das Zürcher Fraumünster wartet mit exklusiven Neuerungen auf: Ab 20. Juni werden hier erstmals in einer Schweizer Kirche die Besucherströme aktiv gelenkt. Zugleich wird in der neu zugänglichen Krypta klein und fein über die Reformation informiert.

Der Platz ist eng beim Eingang, während Projektleiter und Kirchenpfleger Hans-Hinrich Dölle die Neuerungen der Besucherlenkung im Fraumünster erklärt. Während er spricht, huschen unzählige Touristen vorbei oder stolzieren durch den Eingang, als wäre das Fraumünster ganz selbstverständlich für sie gemacht.

«Zum Teil haben sich Guides im Fraumünster überbrüllt, manchmal herrschte ein richtiges Rambazamba», erzählt Fraumünster-Pfarrer Niklaus Peter. Dölle ergänzt: «Es kam vor, dass Guides die Chagall-Fenster als Picasso-Fenster bezeichneten. Wir wollten wieder mehr Qualität und auch mehr Ruhe im Fraumünster.»

Tourguides: Schulbank drücken
Ein neues Besucherregime gilt daher ab 20. Juni. Ab dann müssen sich alle Gruppen via www.fraumuenster.ch anmelden und können nur noch während gewissen Zeitfenstern kommen. Zudem müssen die Tourguides vorher die Schulbank drücken, instruiert von Niklaus Peter (wenn sie ins Grossmünster wollen, führt Grossmünster-Pfarrer Christoph Sigrist die Schulung durch).

Im Weiteren müssen die Führer mit einem vorgegebenen Audioguide arbeiten, den man für fünf Franken beim Eingang mieten kann (der Eintritt ist sonst kostenlos). Das Brüllen ist dann nicht mehr nötig, weil der Tourguide ins Gerät flüstern kann, und die Teilnehmer hören es via Audioguide. «Dieses System kommt erstmalig in der Schweiz zum Einsatz», sagt Dölle. Man habe sich vorher im Ausland informiert, wo es bei grossen Kirchen bereits funktioniert.

Auf dem Audioguide ist auch eine Kinderführung, worüber sich Niklaus Peter besonders freut: «Die Kindern sollen selig aus dieser Kirche heraus. Wir haben deshalb ein kleines Engelsuchspiel integriert, bei dem man ein Engelchen gewinnen kann.»

Krypta neu geöffnet
Am 20. Juni wird auch die unterirdische Krypta für das Publikum geöffnet. Dort sieht man nicht nur Mauerreste aus dem 9. Jahrhundert, sondern erfährt in einer kleinen, feinen Ausstellung Wesentliches über die Zürcher Reformation und die Geschichte des Fraumünsters.

«Das Museum ist unten in der Krypta, oben ist die Kirche, und sie ist kein Museum», stellt Niklaus Peter fest. Die Ausstellung sei eine Art Bildungsoffensive. «Kürzlich war auf einer TV-Station zu hören, wir feierten die Eröffnung der Krypta mit einer Messe. Und verschiedene Besucher suchen in der Kirche jeweils einen Altar oder ein Kruzifix. Das ist aber eine reformierte Kirche, und wir versuchen das den Leuten mit der Ausstellung klar zu machen.»

In der Tat: Die kleine Schau in der Krypta bringt auf den Punkt, was die Reformation ausmacht. Stichworte sind Geist, Gerechtigkeit, Kommunikation und ständige Bibelübersetzung. Man sieht dazu unter anderem vier Briefe von Zwingli-Nachfolger Bullinger, die an Luther, Melanchthon, einen Schüler von Erasmus, und an den Reformator Johannes a Lasco gerichtet waren. «Es gibt 12'000 Bullingerbriefe. Sie zeigen, dass Zürich ein bedeutendes Kommunikationszentrum der reformierten Reformation war», erzählt Peter.

Bilderräumung
Weiter in den Vitrinen: ein Faksimlie der Stiftungsurkunde des Fraumünsters, zwei Kapitelle des karolingischen Fraumünsters und ein etwas lädierter Marienkopf, der an den Bildersturm erinnert (Peter spricht lieber von Bilderräumung). Ebenfalls zu sehen sind Bilder und Zeichnungen der 27 Fraumünster-Pfarrer seit der Reformation. Auch Niklaus Peter ist auf dieser «Wolke der Zeugen», allerdings ohne Bild. «Das wäre unreformiert», lacht er.

Last but not least wird ein weiterer Raum zugänglich gemacht, allerdings nur auf Voranmeldung: die sogenannte Marienkapelle. Sie ist im ältesten Teil des Fraumünsters, hat einen zauberhaften Sternenhimmel aus dem 13. Jahrhundert sowie Freskos der Drei Könige und einer «Schutzmantelmaria».

Gottesdienst im Fraumünster am 19. Juni, 10 Uhr, mit Christiane Tietz. Eröffnungsfeier der Krypta im Anschluss. Weitere Informationen: www.fraumuenster.ch

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Matthias Böhni / ref.ch / 17. Juni 2016

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