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Bühler - Berlin

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01.07.2016
Ich soll über Berlin und Bühler schreiben. Über die einzige Metropole Deutschlands und über das kleine Dorf im Appenzeller Land. Vielleicht darüber, was die gewaltigen Unterschiede dieser beiden Orte ausmacht und auch über das, wo Gemeinsamkeiten zu finden sind. Berlin und Bühler fangen zumindest beide mit „B“ wie Berta an. Das war es aber dann schon auch - oder?

Constanze Broelemann - Vier Jahre habe ich in Berlin als Journalistin gelebt und gearbeitet. Den ersten Kontakt mit Menschen aus Bühler hatte ich ausgerechnet dort, im Stadtkloster Segen im Stadtteil Prenzlauer Berg. Damals im Sommer 2014 war es ein nette Begegnung mit den Appenzellern, für mich aber doch eine völlig andere Welt.

In dieser komplett anderen Welt fand ich mich dann im Sommer 2015 wieder, als ich tatsächlich nach Bühler kam, um dort mein Vikariat zu machen. Das war nicht einmal von vornherein so geplant und hatte sich doch so ergeben. Als ich vor einem Jahr in Bühler ankam, dachte ich zunächst, wie soll mir hier nicht die Decke auf den Kopf fallen. War ich doch immer noch den grossstädtischen freien Geist und die Unabhängigkeit gewohnt. Und nun? Jeder würde mich hier in diesem kleinen Dorf kennen oder zumindest als Nicht-Einheimische wahrnehmen.

 

Wie Berlin die Faszination der Unabhängigkeit hat, so hat es auch auf der anderen Seite die Kälte der Anonymität. In Bühler hingegen ist man geographisch eingeschränkter, aber dafür verbindlich.

Zunächst, so muss ich zugeben, war ich recht Handy-affin, um nicht zu sagen ständig im Netz. Wahrscheinlich daher, weil ich unbewusst spürte, ich muss den Kontakt zu meiner Welt halten. Und trotzdem kam mir oft die Frage, wo ist überhaupt meine Welt, wo bin ich daheim?

Was mich dann immer mehr beruhigte, je tiefer ich mich in die Gegebenheiten des Ortes und der Menschen einlebte, wie viel in Bühler doch möglich ist und war. Sicher liegt das insbesondere auch an Lars Syring, dem Pfarrer dort und meinem Vikariatsleitenden. Ich erlebte offene Bühlerinnen und Bühlerer, die für fast alle neuen Ideen zu gewinnen waren. Ob Café-Eröffnung, einen Berliner Independent-Musiker in die Kirche zu bugsieren oder den SRF-Heiligabendgottesdienst auszurichten - in Bühler, dem zunächst unscheinbaren Strassendorf war das möglich.

Einen Geist des Aufbruchs, der Berlin so erfolgreich oder vielmehr anziehend macht, ist erstaunlicherweise gerade auch in Bühler zu finden. Man guckt, was geht und dann macht man es. Genauso tut man es in Berlin. So funktionieren viele Neugründungen, zum Beispiel in der Wirtschaft.

Manchmal kann ich es aber immer noch nicht glauben oder fassen, dass ich tatsächlich von Berlin nach Bühler gekommen bin. Diese Erfahrung und auch der grosse Kulturwechsel haben mich gelehrt, dass Menschen zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten, unterschiedlich leben. Und dass trotz Internet die Dinge oder der Groove in Bühler nach wie vor anders ist als in Berlin. Was auch nicht völlig erstaunlich ist. Vielleicht kann ich nur sagen, dass derartige Kulturwechsel möglich sind. Auch wenn sie nicht ohne die Anstrengung der Anpassung zu meistern sind. Entscheidend, ob so ein grosser Wechsel gelingt, sind die Menschen vor Ort. Und ich habe in dem kleinen Dorf Bühler ausgesprochenen offene Menschen kennengelernt

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