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«Die Schweiz als Reiseland wird nicht mit Religion assoziiert»

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08.07.2016
Sommerserie «Wege der Reformation» (1): Stefanie Rigutto von «Schweiz Tourismus» über die Marke «Reformation», das anstehende Reformationsjubiläum und den Glaubenstourismus zu den Chagall-Fenstern und dem Kloster St. Gallen.

Frau Rigutto, nächstes Jahr wird weltweit 500 Jahre Reformation gefeiert. Ein Thema, das auch Schweiz Tourismus auf seiner Agenda hat?
Ja, das Reformationsjubiläum ist auf jeden Fall auch für uns ein Thema.

Gibt es im Hinblick aufs Jubiläum auch eine Zusammenarbeit zwischen den reformierten Kirchen und Schweiz Tourismus?
Schweiz Tourismus hat an diversen Meetings zu diesem Thema teilgenommen. Wir verlinken jederzeit spannende Angebote und relevante Informationen zum Thema auf unserer Website MySwitzerland.com. Die Angebote umzusetzen, liegt aber in der Verantwortung der Städte und Ortschaften.

Und welche Rolle spielen die reformierten Kirchen sonst im Schweizer Tourismus?
Gemäss den jahrelangen Gästebefragungen von Schweiz Tourismus ist Religion sehr selten ein Motiv für eine Reise in die Schweiz. Mit Ausnahme von speziellen Anlässen wie der Reformation oder Pilgerreisen ist das Interesse gering. Selbstverständlich aber sind Kirchenbesuche für viele unserer Gäste Bestandteil des Schweiz-Erlebnisses, denken Sie nur an die Stiftskirche St. Gallen oder die Chagall-Fenster der Fraumünsterkirche in Zürich. Auch machen die meisten Genf-Touristen einen Abstecher zur Mauer der Reformatoren. Viele religiöse Stätten in der Schweiz sind also zum «touristischen Inventar» avanciert, wie dies auf der ganzen Welt passiert ist, vom Petersdom in Rom bis zur Sacré-Coeur in Paris.

Gibt es dennoch Schweiz-Touristen, die das Thema Kirche und Religion gezielt in ihre Agenda nehmen?
Ja, in Nordamerika findet «Faith Travel» – also Glaubensurlaub – grossen Anklang. Schweiz Tourismus arbeitet aktiv mit amerikanischen Reiseanbietern und Medien zusammen und hat Fernsehteams unterstützt, die zum Thema Reformation in die Schweiz und nach Deutschland reisten. In anderen Märkten jedoch wird das Thema «Faith Travel» von Schweiz Tourismus nicht bearbeitet.

Wie erklären Sie sich dieses mangelnde Interesse vonseiten der meisten Touristengruppen?
Die Schweiz als Reiseland wird nicht mit Religion assoziiert. Die Erlebnisse, die uns zu etwas Besonderem machen, sind andere: die Berge, die Natur, die Seen oder die pittoresken Altstädte.

Die Reformation wird also als nichts «Typisches» wahrgenommen, das die Schweiz ausmacht?
Aus touristischer Sicht – nein. Aber natürlich war die Reformation für die Entwicklung der Religionslandschaft Schweiz von grosser Bedeutung.

Haben Sie einen besonderen Tipp, was man in der Schweiz im Reformations-Jubiläumsjahr 2017 nicht verpassen sollte?
Schaffhausen zum Beispiel ist ein interessanter Ort, denn hier verlief die Reformation ganz anders als im nur 50 Kilometer entfernten Zürich. Für das Reformationsjubiläum sind eine thematische Stadtführung geplant sowie diverse Ausstellungen. Ebenfalls nicht verpassen sollte man Genf: Die Stadt lässt mit einer alten Gutenbergpresse den Buchdruck zu Zeiten Calvins wieder aufleben.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Interview: Mara Wirthlin / Kirchenbote / 15. Juli 2016

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