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Dichtestress beim Pilgern

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25.01.2018
2017 haben die Pilger einen neuen Rekord aufgestellt: Über 300'000 Menschen erreichten Santiago de Compostela. Auf dem spanischen Abschnitt des Wegs wird es eng. Pilgerexperten raten, auf weniger bekannte Strecken auszuweichen.

In Santiago de Compostela wird es in den Sommermonaten eng: Die Pilger stehen Schlange, treten einander vor den Herbergen auf die Füsse: 301’036 Urkunden stellte das Pilgerbüro in Santiago de Compostela letztes Jahr aus. Das sind 25'000 mehr als 2016 und ein neuer Rekord. Seit Jahren wächst die Zahl der Pilger auf dem Jakobsweg kontinuierlich. Die Pilgerzahl dürfte viel höher sein, schätzt Pfarrer Michael Schaar vom reformierten Pilgerzentrum St. Jakob in Zürich. Viele verzichteten darauf, sich im Pilgerbüro zu registrieren, weil sie nicht zum ersten Mal in Santiago ankommen oder keine Lust haben, sich in die lange Schlange zu stellen.

Besonders das letzte Wegstück nach Santiago ist im Sommer so überlaufen, dass die Herbergen ausgebucht sind. Die «Compostela-Urkunde» bekommt nur, wer mit den Stempeln im Pilgerausweis nachweisen kann, dass er die letzten hundert Kilometer des Jakobswegs zu Fuss absolviert hat oder die letzten 200 mit dem Velo oder Pferd. Für den Hauptweg «Camino Frances» durch Spanien, der an der französischen Grenze in den Pyrenäen beginnt, braucht man fünf bis sechs Wochen.

Sündenablass und Promis
Im Mittelalter begaben sich die Menschen auf den Jakobsweg, um einen Sündenablass zu erhalten. Ihr Ziel: Das Grab des Apostels Jakob in der Kathedrale von Santiago de Compostela. Über Jahrhunderte war Pilgern die Sache der Katholiken. Mittlerweile haben auch die Reformierten das Pilgern entdeckt. Die Gründe sind vielfältig. So wanderte der Entertainer Hape Kerkeling nach einem Hörsturz nach Santiago. Im Buch «Ich bin dann mal weg» schildert er seine Erfahrungen und landete 2006 einen Bestseller. Im Jahr darauf stieg die Zahl der deutschen Pilger um 70 Prozent, so viel wie in den vorausgegangenen sieben Jahren zusammen.

Nicht nur Europäer sind auf dem Jakobsweg unterwegs.«Viele Pilger stammen aus den USA, aus Japan und Südkorea», sagt Michael Schaar. Irgendwann werde die Kapazität in Spanien erschöpft sein, glaubt er. Schaar rät deshalb, auf andere Routen auszuweichen: Es müsse ja nicht unbedingt der klassische Camino Frances und der Reliquienschrein in Santiago sein. Was wenige wüssten: Man kann auch in Norwegen oder Dänemark auf historischen Pfaden pilgern. Auf dem Olavsvej oder Hærvej verbinde sich die Vikinger-Vergangenheit mit christlicher und protestantischer Geschichte. «Der Weg eröffnet neue Dimensionen», sagt Schaar.

Pilgern auf Schweizer Wegen
Michael Schaar empfiehlt auch die Schweizer Pilgerwege. Pfarrerin Kerstin Bonk, Vizepräsidentin des Vereins Jakobsweg.ch, pilgert seit Jahren mit einer Gruppe auf den Schweizer Teilstücken des Jakobswegs. In Santiago de Compostela war sie noch nie. «Der beliebte Hauptweg durch Spanien reizt und schreckt mich zugleich», meint sie. In der Schweiz wandere man durch wunderschöne Landschaften und stosse seltener auf andere Pilger. Für die erfahrene Pilgerbegleiterin ist diese Ruhe ein Gewinn. Die vielen Zugriffe auf die Webseite Jakobsweg.ch zeigten, dass auch in der Schweiz das Interesse am heimischen Pilgern wächst.

Karin Müller, kirchenbote-online, 25. Januar 2018

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