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Afghanistan ist der gefährlichste Ort für Christen

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28.01.2022
Afghanistan löst Nordkorea an der Spitze des Weltverfolgungsindex ab. Die Machtübernahme der Taliban stärkt die islamistischen Extremisten weltweit.

Der Weltverfolgungsindex, der das Ausmass der Verfolgung und der Diskriminierung von Christen weltweit auflistet, enthüllt, dass mehr als 360 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens unter schwerer Verfolgung leiden. Das entspricht einem Anstieg von ­20 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Das christliche Hilfswerk «Open Doors» erstellt jährlich diesen Weltverfolgungsindex. Im Jahr ­2021­ wurde das höchste Niveau seit der Einführung dieses Messinstruments vor ­29 Jahren verzeichnet.

Afghanistan – brutale Realität
Der Bericht von «Open Doors» zeichnet ein schockierendes Bild vom Leben der sehr kleinen christlichen Minderheit in Afghanistan und zeigt auf: Christliche Männer riskieren den fast sicheren Tod, wenn ihr Glaube entdeckt wird. Wenn Frauen und Mädchen dem Tod entgehen können, laufen sie Gefahr, mit Taliban-Kämpfern verheiratet zu werden, die eine «Kriegsbeute» machen wollen. Häufig werden sie vergewaltigt und dann verschleppt oder verkauft. Ein Grossteil der christlichen Bevölkerung ist in ländliche Gebiete oder Flüchtlingslager in den Nachbarländern geflohen, die alle auf dem Index als Länder geführt werden, die Christen feindlich gesinnt sind.

Der Fall Kabuls schürte ein neues Gefühl der Unverwundbarkeit unter anderen dschihadistischen Gruppen auf der ganzen Welt. Diese Gruppen wurden darin bestärkt, dass sie für ihre Expansionspläne, bei denen sie Länder mit schwachen oder korrupten Regierungen ausnutzen, auf keinen ernsthaften Widerstand seitens des Westens stossen werden.

Hunderttaussende Menschen sind auf der Flucht
Eine ähnliche Strategie von dschihadistischen Gruppen und ihren Anhängern ist auch in anderen Regionen zu beobachten. Eine anhaltende Gewalt und Destabilisierung in diesen Regionen könnte schwerwiegende Folgen haben, befürchtet «Open Doors». Weitere Hunderttausende Menschen könnten weltweit aus ihrer Heimat fliehen.

«Der Aufstieg Afghanistans an die Spitze des Index ist zutiefst beunruhigend», stellt Philippe Fonjallaz, Direktor von «Open Doors Schweiz», fest. «Abgesehen von dem unermesslichen Leid sendet es eine verhängnisvolle Botschaft an islamische Extremisten auf der ganzen Welt, die sie dazu auffordert, ihren brutalen Kampf um die Kontrolle über die Region fortzusetzen. Gruppierungen wie der Islamische Staat (IS) und die Allianz der Demokratischen Kräfte (ADF) halten ihr Ziel eines islamischen Kalifats – das einst im Irak und in Syrien vereitelt wurde – nun wieder einmal für erreichbar. Die Kosten in Form von Menschenleben und Elend, die dieses neue Gefühl der Unbesiegbarkeit verursacht und weiterhin verursachen wird, sind schwer abzuschätzen.»

Neben Afghanistan verzeichneten mehrere Länder einen starken Anstieg des Verfolgungsniveaus. Dazu gehören Katar (Rang 18, im Vorjahr Rang ­29), das in diesem Jahr Gastgeber der Fussballweltmeisterschaft sein wird und in dem Menschen mit muslimischem Hintergrund, die zum Christentum konvertieren, besonders häufig körperlicher, psychischer und – bei Frauen – sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Ebenso verschlechterte sich die Lage in Indonesien (­28/47), wo Christen Opfer von zwei Angriffen in Zentral-Sulawesi sowie eines Bombenanschlags auf die Kathedrale von Makassar wurden, und Myanmar (­12/18), wo das Militär christliche Kirchen und Dörfer angriff, was zur Folge hatte, dass 200 000­ Menschen geflüchtet sind. Pd/Open Doors

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