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Taufe: Sehnsucht nach Leben

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21.06.2021
Als Pfarrerin hat Sabine Herold während der letzten fünfzehn Jahre eine innere Wandlung ihrer Einstellung zum Thema Taufe erlebt. (Foto: Flickr)

Einmal musste ein Kind unbedingt getauft werden, bevor das Familien-taufkleid, das schon Urgrossmutter getragen hatte, nicht mehr passte. Manchmal waren die Fotos am wichtigsten, als ob man den Kern der Taufe tatsächlich auf einem Bild festhalten könnte.

Ein anderes Mal musste dem Taufwasser noch echtes Jordanwasser beigemischt werden, das der Grossvater extra aus Israel geholt hatte. Für wieder andere war die Taufe eine fast magische Schutzgarantie für das Kind – je früher sie durchgeführt wurde, umso besser. Und einmal sagte mir eine Grossmutter, dass das Kind getauft werden müsse, um kein Heide zu sein.

Auf der anderen Seite begegneten mir auch Eltern, die ihr Kind unbedingt taufen lassen wollten, aber mit Überzeugung aus der Kirche ausgetreten waren – die Paten übrigens auch. Nun ja…

Ritual der Taufe

Unterschiedlicher könnten die Bedeutungen und Vorstellungen, die mit diesem geheimnisvollen Ritual der Taufe verbunden werden, nicht sein.

Was mich vor Jahren noch nervte, ist nun einer gewissen Gelassenheit gewichen. Wenn ich ehrlich bin, dann freue ich mich inzwischen über jede Taufanfrage, denn dies zeigt mir, dass da noch immer ein Bedürfnis nach diesem Ritual vorhanden ist und auch eine gewisse Sehnsucht damit verbunden wird. Vermutlich bin ich zudem flexibler geworden, auf Wünsche der Eltern einzugehen, jedoch ohne mich innerlich zu verbiegen.

Im Taufgespräch, welches einige Zeit vor der Taufe stattfindet, drücke ich meine Freude darüber aus, dass die Eltern ihr Kind taufen lassen wollen und frage nach, was sie persönlich mit der Taufe verbinden. Die Antworten zeigen mir meistens, dass sich die -Eltern sehr wohl Gedanken darüber gemacht haben (oder es dann im Taufgespräch machen), warum sie ihr Kind zur Taufe bringen möchten.

Dann erkläre ich in kurzen und einfachen Worten, was Taufe unter anderem bedeutet: Das bedingungslose Ja von Gott wird diesem Kind zugesprochen, bevor es überhaupt eine Leistung bringen kann. Dies wird bei der Tauffeier allen Anwesenden bewusst gemacht, und dieses Ja von Gott haben auch wir Erwachsenen in unserer Leistungsgesellschaft immer wieder nötig. Ebenso ist mit der Taufe die Einladung an dieses Kind verbunden, zu Gottes Familie zu gehören.

Erfülltes Leben

Und warum Wasser? Jetzt könnte ich auch eine traditionelle Antwort geben und sagen:

Weil es schon immer so gemacht wurde und so in der Bibel steht. Auch Jesus liess sich mit Wasser (im Jordan!) taufen. Bei einer Erwachsenentaufe wird der Täufling je nach Gewässer ganz untergetaucht und taucht als Getaufter wieder aus dem Wasser auf. Symbolisch stirbt sein alter Mensch und der neue Mensch aufersteht mit Christus.

Wasser hat jedoch noch eine weitere Bedeutung: Wasser ist Leben. Wasser reinigt. Wasser erhält am Leben. Ohne Wasser stirbt ein Mensch. Wasser stillt den Durst. Aber es gibt noch den Durst und die Sehnsucht nach erfülltem Leben. Jesus hat von sich gesagt, dass er selbst Wasser gibt, das den inneren Durst endgültig stillt: Lebenswasser.

In der Taufe weise ich darauf hin, dass noch ein Grösserer da ist und durchs Leben begleitet. Er möchte ein Leben mit Sinn und Qualität schenken und unsere Sehnsucht nach Liebe, Annahme, Zugehörigkeit stillen, die letztlich kein Mensch und kein Ding auf dieser Erde zu stillen vermag. (vgl. Johannes 4, 14; 10, 10)

Sabine Herold, Pfarrerin, 21.6.2021, Kirchenbote

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