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Heks baut ab, Brot für alle nicht

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07.04.2019
Wegen «schwieriger Rahmenbedingungen» baut das Hilfswerk Heks Stellen ab. Bei Brot für alle gingen dagegen mehr Spenden ein.

Die Organisation setze auf «Stabilisierung und Fokussierung in schwierigem Umfeld», teilt das Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz Heks im Rückblick auf 2018 mit. Konkret heisst das: Projekte in Moldawien und Simbabwe werden in den kommenden Monaten beendet, «ohne dass das bisher Erreichte gefährdet» sei. Auch das Engagement in Indien wird an die Selbstverantwortung der lokalen Partnerorganisationen übergeben. In Kolumbien, Israel und Palästina reduziert das Hilfswerk Projekte und konzentriert sich auf den Bereich «Konflikttransformation».

In der Schweiz selbst reduziert das Heks ebenfalls, etwa bei einzelnen Angeboten der Regionalstellen. Zudem werden sechs von den insgesamt 352 Stellen im Inland bis Ende 2019 abgebaut. Im Ausland seien 19 Mitarbeitende vom Abbau betroffen, sagt Mediensprecher Dieter Wüthrich auf Anfrage.

Aus Erspartem geschöpft
Ein Grund für die Massnahmen sei der Ertragsrückgang, teilt das Heks mit. Die Einnahmen blieben 2018 mit gut 66 Millionen Franken unter den Erwartungen. Der Aufwand war mit 75 Millionen aber ungefähr auf budgetierter Höhe. Als Folge musste das Hilfswerk 7,7 Millionen aus angespartem Kapital investieren.

Wirtschaftlicher Druck und ein «hoch kompetitives Umfeld» erschwerten der Organisation die Arbeit. «Im In- und Ausland stehen wir bei der Vergabe von Mandaten im Wettbewerb mit anderen nationalen und internationalen Hilfswerken», sagt Dieter Wüthrich. Die EU etwa habe kürzlich beschlossen, bei Mandaten für humanitäre Nothilfe Schweizer Organisationen nicht mehr zu berücksichtigen.

Reduktion auch in Israel und Palästina
Zu den Reduktionen haben gemäss Wüthrich im Detail bei den verschiedenen Projekten unterschiedliche Gründe geführt. Bei Israel und Palästina bestehe längerfristig «kaum Aussicht auf eine externe Mitfinanzierung». Deshalb müsse das Engagement auf ein verkraftbares Mass reduziert werden. Keine Rolle habe dabei die unter anderem von diversen Politikern immer wieder geäusserte Kritik an der dortigen Arbeit gespielt.

«Oberstes Ziel ist es, mit den vorhandenen Mitteln den grösstmöglichen Nutzen für die Begünstigten zu erreichen», sagt Wüthrich. Weiter sei das Hilfswerk verpflichtet zur Hilfe zur Selbsthilfe – ein Grund, warum es sich etwa aus Indien zurückziehe. Gemäss der Mitteilung von Heks liegt der Verwaltungsaufwand mit 14.5 Prozent unter dem Durchschnitt der Zewo-zertifizierten Non-Profit-Organisationen. Insgesamt habe das Hilfswerk 2018 in der Schweiz und weltweit in 32 Ländern auf vier Kontinenten rund 300 Projekte im Umfang von 64,3 Millionen Franken unterstützt und so «die Lebensbedingungen von über einer Million Menschen verbessert».

Brot für alle erhielt mehr Spenden
Wie das Heks wird auch das Hilfswerk Brot für alle Bfa von den Evangelischen Kirchen der Schweiz unterstützt. Gemäss dem Mediensprecher Lorenz Kummer hat die Organisation aber nicht die gleichen Schwierigkeiten zu spüren bekommen: «2018 hat sich der Trend der letzten drei Jahre fortgesetzt: Die Spendeneinnahmen stiegen weiterhin leicht an.» Brot für alle sei «stabil unterwegs».

Als erfreuliche Entwicklung sieht Kummer, dass 2018 aufgrund der Palmölpetition von Brot für alle die Unternehmen Coop und Aldi bekanntgegeben haben, Palmöl in den Eigenprodukten möglichst zu reduzieren. Auch das Engagement für die Konzernverantwortungsinitiative, die nun zur Abstimmung kommt, nennt der Mediensprecher als Erfolg.

Grundsätzlich eher Sorgen mache dem Hilfswerk das politische Umfeld: «Die Tendenz zur Instrumentalisierung der Entwicklungshilfe für Schweizer Eigeninteressen sehen wir kritisch», sagt Lorenz Kummer.

Marius Schären, reformiert.info, 5. April 2019

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