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Die Gesellschaft in der Verantwortung

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05.12.2019
Der Gebäudeunterhalt für die reformierten Kirchenbauten verschlingt beträchtliche Mittel. Auch im Fall der Sanierung der Elisabethenkirche stellt sich die Frage: Wer soll das bezahlen?

Kirchen, allen voran das Münster, prägen seit jeher das Basler Stadtbild. Der Kaiserdom, dessen 1000-Jahr-Jubiläum im 2019 begangen wurde, gehört zu den gepflegtesten Kirchen der Schweiz. Jährlich investieren der Kanton Basel-Stadt und die Evangelisch-reformierte Kirche ERK mehr als eine Million Franken in den Unterhalt des Basler Symbols.

Doch nicht bei allen Kirchen sind die finanziellen Ressourcen so komfortabel. Auf die Frage, wie die ERK bei schwindenden Steuereinnahmen mit ihren Liegenschaften umgeht, meint Kirchenrat Stephan Maurer, zuständig für das Bauwesen der ERK: «Frei werdende Gebäude werden entweder verkauft oder kostendeckend vermietet. Gegenüber neuen Nutzungen sind wir offen.»

So hat die ERK das «Winkelriedzentrum» vor fünf Jahren an die Freikirche BewegungPlus verkauft und das Markus-Gemeindezentrum wird nächstens abgerissen zugunsten eines ökumenischen Zentrums. Für alle restlichen Gebäude werde nächstes Jahr eine langfristige Nutzungslösung erarbeitet.

Baufällige Elisabethenkirche
Unlängst machte der besorgniserregende Bauzustand der Elisabethenkirche Schlagzeilen. Die vom Basler Mäzen Christoph Merian Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Kirche bedarf dringend einer grösseren Sanierung. Wegen des porösen Sandsteins muss die Fassade alle rund dreissig Jahre mit mehreren Millionen Franken saniert werden. In der Vergangenheit haben der Kanton, der Bund und die Christoph-Merian-Stiftung CMS die grossen Renovationen praktisch alleine finanziert. Gemäss Maurer steht die ERK derzeit in Verhandlungen mit dem Kanton. Klar sei einzig, dass die ERK aus finanziellen Gründen nur einen ganz kleinen Teil beisteuern könne. Andernfalls müsse sich die ERK überlegen, ob sie die Elisabethenkirche dem Staat zurückgebe.

«Christoph Merian hat die Elisabethenkirche bewusst der Stadt Basel geschenkt und nicht seiner Stiftung vermacht», erklärt Elisabeth Pestalozzi, Leiterin Kommunikation der CMS. Daher sei die CMS weder Eigentümerin der Elisabethenkirche noch habe sie ihr gegenüber irgendeine Verpflichtung. Die CMS habe bereits im Jahr 2015 der ERK Basel-Stadt für 2,5 Millionen Franken das dazugehörige Pfarrhaus abgekauft. Dies mit der Absicht, dass der ERK damit Mittel für die schon damals bevorstehende Sanierung zur Verfügung stehen. Zusätzlich habe die CMS im Juli dieses Jahres weitere zwei Millionen Franken für die Sanierung gesprochen. Sollten im Zusammenhang mit weiteren Sanierungsvorhaben in Zukunft neue Anträge an die CMS herangetragen werden, wären diese zu prüfen.

Sorge reicht bis in die Politik
Auch die Politik macht sich Sorgen um die Elisabethenkirche. In ihrer kürzlich eingereichten Interpellation hält LDP-Grossrätin Catherine Alioth fest: «Der Kanton, der die Elisabethenkirche unter Schutz gestellt hat, muss ein Interesse am Weiterbestand haben. Die Christoph-Merian-Stiftung, deren Stifter das Bauwerk errichten liess und dessen Grab sich in der Kirche befindet, steht in einer moralischen Verpflichtung, Mittel für den Unterhalt beizusteuern.» In ihrer Interpellation fragt Alioth weiter, ob der Regierungsrat bereit sei, die Kosten für die Sanierungsarbeiten zusammen mit der Christoph-Merian-Stiftung vollumfänglich zu übernehmen. Auf Anfrage will Generalsekretär Sven Michal dies offenlassen. Wie üblich wolle man erst die Interpellation beantworten, bevor sich der Regierungsrat dazu öffentlich äussere.

Abriss kein Thema
Im Herbst 1968 schlug der Werber Markus Kutter vor, die Elisabethenkirche abzureissen und an deren Stelle eine Wohnüberbauung zu realisieren. Dazu Catherine Alioth: «Die Elisabethenkirche prägt das Stadtbild und ist ein Gebäude von historischer und öffentlicher Bedeutung. Der Abbruch der Kirche wäre die Ultima Ratio.»

Johannes Stückelberger, Kunsthistoriker und Dozent für Religions- und Kirchenästhetik an der Uni Bern, spricht sich dezidiert gegen einen Abriss aus. Der neugotische Bau sei ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Auch für die ERK und die CMS ist der Abriss keine Option. Dazu Kirchenrat Stephan Maurer: «Die Kirche muss wegen der Unterschutzstellung erhalten bleiben. Dies wird auch in Zukunft so sein – wem immer die Kirche gehört.»

Pionierkirche
Die Schlagzeilen zur Elisabethenkirche treffen auch die Offene Kirche Elisabethen. Die Pionierkirche, die heuer ihr 25-jähriges Jubiläum feierte, ist im historischen Bau untergebracht. Auf Anfrage sagt Pfarrer Frank Lorenz: «Es ist für uns wohltuend und berührend zu merken, wie viele Menschen sich für uns interessieren, uns in der Situation ihre Solidarität aussprechen wollen, ohne dass wir danach gefragt hätten.» Die inhaltliche Arbeit sei stark mit dem Haus verknüpft. In einem 70er-Jahre-Kirchgemeindehaus würde diese nicht funktionieren. Die Offene Kirche Elisabethen startete deshalb eine kleine Aktion: Die Menschen können ihre Verbundenheit zur Kirche auch mit einem Selfie zeigen.

Toni Schürmann, kirchenbote-online, 5. Dezember 2020

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