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Dem Sterbenden die Hand reichen

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03.02.2020
Sterben macht uns als Mitmenschen oft hilflos. Die Evangelisch-Reformierte Landeskirche des Kantons Glarus bot deshalb einen «Letzte-Hilfe-Kurs» an. 20 Interessierte waren mit dabei, weitere 40 stehen auf der Warteliste.

Erste Hilfe? Letzte Hilfe? Hinter beidem stehen eine humane Haltung und die Bereitschaft, Menschen in Not beizustehen. Nur die Zielsetzung ist unterschiedlich: Erste Hilfe will primär das Überleben sichern, Letzte Hilfe Leiden lindern und Lebensqualität erhalten.

«Menschen in schweren Tagen und im Sterben nicht allein zu lassen, steht im Zentrum einer christlich verantworteten Ethik», sagte Spitalpfarrer Daniel Zubler im Kantonsspital Glarus. Der Leiter des Care Teams führte gemeinsam mit Andrea Schneider, diplomierte Pflegefachfrau, MAS of Palliative Care, durch den «Letzte-Hilfe-Kurs». In Österreich und Deutschland entwickelt, wurde dieser unter dem Patronat der Reformierten Landeskirche erstmals in Glarus angeboten.

Basiswissen für Angehörige

Die beiden vermittelten den 20 Teilnehmenden Grundwissen rund um das Umsorgen von schwer erkrankten und sterbenden Menschen. Gerade im Angesicht von Sterben und Tod tauchen grundsätzliche Fragen auf. Sie berühren Ängste und Hoffnungen und weisen in den Horizont religiöser und spiritueller Spurensuche. Der Abschied vom Leben ist der schwerste, den die Lebensreise für einen bereithält. Deshalb braucht es, wie auf allen schweren Wegen, jemanden, der dem Sterbenden die Hand reicht.

Im ganztägigen Kurs ging es um die Normalität des Sterbens als Teil des Lebens, um Vorsorgen und Entscheiden (Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag), um die Möglichkeiten, Leiden zu lindern, sowie ums Abschiednehmen. Die Teilnehmenden brachten sich dabei aktiv ein und erzählten sehr persönlich von ihren Erfahrungen. Sehr berührend war zum Beispiel beim Thema «Mit Kindern über das Sterben reden», wie eine Frau von einem vierjährigen Kind erzählte, welches sein Mami verloren hatte. «Das tat so weh», sagte sie mit Tränen in den Augen.

Abschied nehmen ist mit Schmerz, Trauer und Endgültigkeit verbunden. Die Trauer äussert sich dabei sehr individuell, es gibt kein «richtig oder falsch», kein «zu kurz oder zu lang». Rituale helfen, Abschied und Trauer eine Form zu geben. Sie sind wirksam, weil sie auf der körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Ebene ansprechen. Man kann zum Beispiel eine Kerze anzünden, um Licht und Wärme zurückzubringen. «Wir haben viele Rituale im Alltag; sie müssen nicht religiös sein», so die Kursleiter.

Lebensnah – trotz Tod

«Der Kurs war sehr interessant und spannend. Das Thema wurde von verschiedenen Seiten her beleuchtet. Es kam ganz klar zum Ausdruck: Jeder Mensch (Tod) ist anders», meinte eine Teilnehmerin am Schluss. Ein Mann fand es hilfreich zu erfahren, wie man praktisch Leiden lindern könne. Auch die Wichtigkeit und Problematik von Vorsorgeauftrag und Patientenverfügung habe er nun erkannt. «Der Kurs hat die Angst vor dem Letzten genommen, er war lebensnah – trotz Tod. Etwas zu kurz gekommen ist für mich der Umgang mit Fragen des Patienten, was nach dem Tod kommt. Welche Antworten wären da hilfreich?», sagte er. Letzteres könnte eventuell in einem weiteren Kurs vertieft werden, meinte Daniel Zubler. Zunächst aber gebe es im März und Oktober nochmals zwei Basiskurse für die rund 40 Angemeldeten, die auf der Warteliste stünden.

Nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die beiden Leitenden äusserten sich positiv. Initiantin Andrea Schneider fand es sehr wertvoll, dass Daniel Zubler als Seelsorger mit dabei gewesen war. «Für mich war es ein spannender und bereichernder Tag.» Der Bereichsleiter Seelsorge am Kantonsspital gab das Lob zurück und hob zugleich die angenehme Runde hervor, die «sehr lebendig, schnell eingehend, persönlich und zum Teil auch kritisch mitgemacht hat». 

Madeleine Kuhn-Baer, Medienbeauftragte

 

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