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Der Gabenzaun

von Silvana Pasquier
min
27.04.2020
Bedürftige können sich seit Anfang April am Gabenzaun im Hof der Stadtkirche Liestal BL mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, aber auch Süssigkeiten und Spielzeug für die Kinder versorgen.

Im Kirchhof steht seit einem Monat ein Absperrgitter. Dieses soll jedoch niemanden davon abhalten, den Platz zu betreten – im Gegenteil, die Stadt Liestal stellte es der reformierten Kirchgemeinde zur Verfügung, die es zum Gabenzaun umfunktionierte. Pfarrer Andreas Stooss und seine Frau Christina lancierten das Projekt, um Menschen in finanziellen Schwierigkeiten mit Lebensnotwendigem durch den Corona-Lockdown zu helfen.

Am Gitter hängen etliche mit Spenden gefüllte Plastiktüten. Ein angehefteter Zettel gibt Auskunft über den Inhalt, manche Säckchen sind transparent, sodass man den Inhalt von aussen inspizieren kann. Was die Leute spenden, sei sehr unterschiedlich, erzählt Andreas Stooss. Neben den zu erwartenden Grundnahrungsmitteln finden sich auch Hygieneprodukte, Spielsachen oder Katzenfutter und sogar kleine «Luxusartikel» wie etwa ein Glas Nutella. «Süssigkeiten sind sehr beliebt und verschwinden schnell», so der Pfarrer.

Regelmässig kontrollieren er und seine Frau die Anzahl der Säcklein, die am Zaun hängen. «Es hängt nichts lange und die Spenden fliessen regelmässig», beobachtet Stooss. Meistens zähle er zwischen 15 und 30 Gaben, täglich würden etwa 20 abgenommen und ebenso viele angehängt. Der Pfarrer schätzt jedoch, dass die Zahl der Säckchen, die abgenommen werden, steigt: «Das finde ich erschreckend.» Zu Beginn seien die Säcklein oft über Nacht verschwunden. Viele seien wohl im Schatten der Dunkelheit gekommen, weil sie nicht gesehen werden wollten, meint Stooss. Der Pfarrer hofft, dass die Anzahl der Spenden nicht abnimmt. Er rechnet damit, dass der Zaun trotz den angekündigten Lockerungsmassnahmen noch eine Zeitlang gebraucht wird.

Auf die Idee mit dem Gabenzaun sind der Pfarrer und seine Frau gekommen, als zu Beginn des Corona-Lockdowns von einem Tag auf den anderen das «Tischlein deck dich» sein Angebot sistierte. Jede Woche hätten in Liestal jeweils 40 bis 50 Bezüger davon profitiert. Der Gabenzaun soll die Not etwas lindern. Die Nachricht hat sich blitzschnell verbreitet. «Ich staunte, was das an Unterstützung und Beifall ausgelöst hat.» Auch Leute, die ausserhalb vom «Stedtli» wohnen und während des Lockdowns das Haus nicht verlassen können, möchten den Gabenzaun unterstützen. «Wir überlegen uns darum, ob wir ein Spendenkonto einrichten», sagt Stooss.

So vieles sei zurzeit nicht mehr möglich, insbesondere persönliche Begegnungen und das gemeinsame Feiern, bedauert der Liestaler Pfarrer: «Es sind ganz wichtige Dinge, die wegfallen, und das tut weh.» Dennoch sieht er auch Positives: «Aus dieser Krise kann Schönes erwachsen. Das ist sehr eindrücklich.» So habe der telefonische Kontakt mit und zwischen den Mitgliedern der Kirchgemeinde «extrem zugenommen». Viele schrieben einander Kärtchen oder tauschten WhatsApp-Nachrichten aus. In diesen «Zeichen der Verbundenheit» sieht Andreas Stooss «ein Licht, das aufleuchtet, das Leben, das hinauswächst».

Karin Müller, Kirchenbote

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