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Ohne Ethik keine langfristigen Gewinne

von Silvana Pasquier
min
25.05.2020
Stephan Feldhaus hat als Kommunikationsexperte die Machtzentren der Wirtschaft kennengelernt.

Stephan Feldhaus ist ein Grenzgänger. Sein Leben pendelt zwischen Theologie, Ethik und Wirtschaft. Und dies nicht in den unteren Abteilungen

der Unternehmen, sondern in den Teppichetagen. Neun Jahre war der Kommunikationsfachmann Mitglied der Geschäftsleitung der Roche, vorher viele Jahre bei Siemens und in der Wissenschaft tätig. Heute hat er sein eigenes Unternehmen. Stephan Feldhaus kennt deshalb die Strukturen der Macht. «Werden die Ersten die Letzten sein, wie es die Bibel besagt?», fragt der Journalist. Ja, antwortet Feldhaus, er habe oft erlebt, dass jene, die sich ständig in den Vordergrund stellen, bei der Endabrechnung ganz hinten stehen. Das Bild der mächtigen Wirtschaft und ihren Lobbyisten in den Hinterzimmern der Politik ist Feldhaus zu pauschal. «In der Schweiz ist der Souverän das Volk, das über die Prozesse der direkten Demokratie die Verantwortung an die Regierung delegiert.» Der Staat setze die Spielregeln, auch für die Wirtschaft. Neben dem Lobbyieren der Wirtschaft gebe es noch andere Institutionen, die Einfluss nehmen: Die Parteien, Verbände, Berufsorganisationen und nicht zuletzt die Kirchen.

Die Wirtschaft an sich gebe es überhaupt nicht, sagt Feldhaus. «Es sind  Menschen, die die Unternehmen  leiten.» Und Menschen leben nicht nur nach Regeln, sondern haben ein Gewissen. Für den Kommunikationsexperten sind «Macht und Verantwortung untrennbar miteinander verbunden». «Viele Manager nehmen dies ernst und wollen dies auch leben», stellt Stephan Feldhaus aus Erfahrung fest. «Aber natürlich gibt es auch die anderen.» Eine Leitungsperson muss die Prinzipien leben, die sie von den anderen verlangt, ist Feldhaus überzeugt. Es war ausgerechnet ein Bischof in Eichstätt, den Feldhaus als Antibild einer Führungskraft erlebte. Er trat das, was er predigte, selbst mit Füssen. 

Das negative Bild der Bosse mit den hohen Löhnen, die nur nach hohem Gewinn streben, will Stephan Feldhaus nicht stehen lassen. Ethik sei auch in den Konzernleitungen durchaus ein Thema. Viele Führungskräfte wüssten, dass man mittel- und langfristig nur dann erfolgreich sei und Gewinn erziele, wenn man sich an «die Spielregeln und an ethische Grundsätze» halte. Für Feldhaus ist die Wirtschaft nicht Selbstzweck: «Eine Wirtschaft, die nicht dient, dient zu nichts.» Das Gleiche gelte für die Macht. «Macht dient!»

Tilmann Zuber, Kirchenbote, 25.5.2020

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