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Gast in der Familie

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28.04.2021
Unerwartete Gäste – Familie Steiger nahm unvorhergesehen eine Mexikanerin für mehrere Monate bei sich auf. Aus der Begegnung wuchs eine Freundschaft.

«Meine Familie hatte null Erwartungen, als im Jahr 2015 die 20-jährige Ainee aus Mexiko für einige Monate in unseren Haushalt kam», erzählt Barbara Steiger. Die verheiratete Mutter von zwei Teenagern wandelte kurzerhand das Büro in ein Gästezimmer um. «Die Begegnung mit ihr war von Anfang an derart schön, dass wir sie sofort ins Herz geschlossen und wie unser eigenes Kind behandelt haben.» Zwar sei ursprünglich abgemacht gewesen, dass die junge Frau für die kostenlose Unterkunft und Verpflegung im Haushalt mithelfen würde. Aber das habe sich schnell zerschlagen. Sie habe sich einfach nützlich gemacht, und das sei völlig in Ordnung gewesen. «Wir haben sie während ihres Aufenthalts bei uns nie an die Abmachung erinnert», sagt Barbara ­Steiger.

Der Kontakt zu Ainee sei durch Freunde ihrer Schwester zustande gekommen, die in Mexiko an einer Schweizerschule unterrichteten. Um sich auf die Prüfungen in Architekturdesign vorzubereiten, habe Ainee nach einer Möglichkeit gesucht, kostengünstig einige Zeit in ­Europa zu verbringen. «Eigentlich wollte sie nach Italien, aber in der Schweiz hat es ihr dann schliesslich auch sehr gut gefallen», erinnert sich Barbara Steiger. Die Zeit mit ihr sei mehr als bereichernd ­gewesen. «Wichtig ist, gegenüber dem Gast immer offen zu sein.» Und Steigers erhielten auch viel zurück. «Dank Ainee konnten wir unser Englisch auffrischen und erlebten die eine oder andere kulinarisch Überraschung. Ihr Poulet mit Schoggisauce war speziell.» 

Ainee durfte die Familie Steiger auch auf Reisen begleiten. «Wir waren beispielsweise zusammen kurz in London, und mein Mann hat sie zu Vorträgen in der Schweiz mitgenommen.» Es habe ihnen allen viel Freude bereitet, Ainee die Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Von Zürich sei Ainee absolut begeistert gewesen. Der Zufall wollte es, dass sie ausgerechnet beim Sechseläuten-Umzug dabei war.  Sie sei nur fröhlichen Gesichtern und Menschen begegnet, die grosszügig Blumen verteilten. «Das hat sie tief beeindruckt.» Unter der Woche habe Ainee jeweils am Nachmittag und am Abend fleissig gezeichnet und sich für die Prüfungen vorbereitet. Am Wochenende sei sie mit den zwei Steiger-Kindern in den Ausgang gegangen oder für Ausstellungen nach Basel gefahren. «Für die beiden war Ainee wie eine grosse Schwester.»

Der Kontakt bestehe bis heute. «Manchmal meldet sie sich spontan per SMS, wenn sie gerade in Europa ist. Einmal haben wir von ihr ein Päckchen aus Japan erhalten», erzählt Steiger spürbar gerührt. «Wir hatten keine Erwartungen. Ainee war einfach ein Gast, der uns glücklich gemacht hat. Und daraus ist eine Freundschaft fürs Leben entstanden.»

Toni Schürmann, Kirchenbote, 28.4.2021

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