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«Liebe auf den ersten Blick»

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26.04.2022
Mit Jutta Schenk, Marilene Hess und Balthasar Bächtold sind die Pfarrstellen in Beringen, Stein am Rhein-Hemishofen und Dörflingen neu besetzt.

Ein dreifaches Willkommen: Dieses Frühjahr hielten gleich zwei Pfarrerinnen und ein Pfarrer Einzug in eine Schaffhauser Kirchgemeinde: Jutta Schenk in Beringen, Marilene Hess in Stein am Rhein-Hemishofen und Balthasar Bächtold in Dörflingen. Allen gemeinsam ist die Freude am neuen Pfarramt.

Jutta Schenk: Beringen
In Beringen tritt Jutta Schenk «in grosse Fussstapfen», wie sie sagt, und erwähnt damit das Verdienst ihres Vorgängers Joachim Finger, dem es gelungen sei, die Kirchgemeinde über 28 Jahre hinweg aktiv zu halten. «Das ist nicht selbstverständlich in diesen Zeiten», sagt die Theologin aus Norddeutschland, die seit dreissig Jahren in der Schweiz lebt. Ihre Berufsstationen führten sie zuletzt nach Koblenz und Glarus, bevor sie im November nach Beringen zog. «Ich wollte es noch einmal wissen», begründet sie ihren Wechsel in die Klettgauer Gemeinde. «Ich wollte schauen, was wir für die Kirche tun können, um sie am Leben zu halten.»

Die Jugendarbeit im Klettgau sei dafür ein gutes Beispiel. «Ich will herausfinden, wie so etwas funktioniert, um es weiterzuerzählen.» Beringen sei eine überschaubare Gemeinde aus einem Dorf, einer Kirche, einem Friedhof, in der vieles bereits funktioniere. «Es ist beeindruckend, was hier schon alles läuft. Ich nehme das auf und ergänze, was noch gebraucht wird.»

Netzwerken sei ihr wichtig, und als Liebhaberei nennt sie Beerdigungen. «Da komme ich mit Menschen in Berührung, die ich sonst nicht kennen lernen würde, und kann auf diesem Weg etwas für die Kirche bewegen.» Angekommen ist sie bereits in Beringen: «Ich habe das gute Gefühl, am richtigen Ort zu sein.»

Marilene Hess: Stein am Rhein
Das bekräftigt auch Marilene Hess in Stein am Rhein-Hemishofen. Für die Pfarrerin aus dem Appenzellerland war das Stelleninserat der Kirchgemeinde «Liebe auf den ersten Blick». «Es war wie ein Zeichen vom Himmel, ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass ich persönlich gemeint bin.»

Ein Kabarettist, der in der Pfarrwahlkommission mitwirkte, hatte die Stellenausschreibung verfasst. «Pfiffig, geistreich, originell, aber auch tiefsinnig», beschreibt Hess den Inhalt. «Die Gemeinde suchte eine Pfarrerin, die ausdrücklich nicht weiss, «wo Gott hockt», die nicht anfällig ist für Schubladendenken und religiösen Kitsch.»

Das treffe voll und ganz auf sie zu. «Ich bin noch am Suchen, Hadern und Zweifeln und keine perfekte Pfarrerin, die souverän alle Lebenssituationen meistert. Aber ich glaube, dass ich mich hier mit all meinen Ecken, Kanten und Abgründen entfalten darf.»

Wenn sich Marilene Hess selbst beschreibt, wählt sie die Worte: «Unkonventionell, authentisch, bodenständig, differenziert, herzlich, kreativ, mit einer grossen Affinität zur Sprache und zur Kultur in Form von Musik, Theater und Kabarett.» Wichtig sei ihr, im Kleinen etwas bewegen zu können: «Ich denke, Kirche ist ein Ort, ein Raum, eine Plattform, auf der man miteinander das Leben feiern, suchen und entfalten darf. Unsere Gesellschaft, unsere Gemeinden, Städte, Kirchen und Vereine haben alle die Not, dass sich die Leute immer mehr in ihr Privates zurückziehen. Wir können aber als Gesellschaft, Welt und Kirche nur fortbestehen, wenn wir miteinander am selben Strick ziehen.»

Balthasar Bächtold: Dörflingen
Darum geht es auch in Dörflingen im östlichen Kantonsteil. Der kleine Ort verfügt über eine Kirchgemeinde mit 500 Mitgliedern. Das Pfarrhaus beherbergt seit Generationen die Pfarrfamilien. Der neue Pfarrer Balthasar Bächtold setzt diese Tradition fort. Der Theologe ist in Schaffhausen aufgewachsen und kehrt mit dem Pfarramt in Dörflingen in seinen Heimatkanton zurück, nachdem ihn das Theologiestudium nach Basel und Bern sowie nach Beirut im Libanon geführt hat. «Es ist schön, nun da wirken zu können, wo ich meine Wurzeln und mein privates Umfeld habe», sagt er.

An der Kirchgemeinde Dörflingen schätzt er die überschaubare Grösse und die langjährige Autonomie: «Die Gemeinde möchte auch zukünftig selbstständig bleiben, was mir sehr entspricht. So kann ich als Pfarrer, der im Dorf lebt, gezielt auf die Mitglieder eingehen.»

Balthasar Bächtold widmet sich intensiv dem Studium der Bibel. «Mich fasziniert die Arbeit mit der Heiligen Schrift. Ihre Werte in der Predigt weiterzugeben, ist eine wichtige Aufgabe.» Bächtold entschloss sich für die Stelle in Dörflingen, weil sie ein 50-Prozent-Pensum bietet. Der Theologe studiert daneben Jura und möchte später als Kirchenjurist arbeiten. «Juristische und theologische Fragen überschneiden sich oft, zum Beispiel bei der Frage, ob sich die Kirche politisch äussern darf. Mich interessiert das Spannungsfeld zwischen den beiden Bereichen.»

Adriana Di Cesare

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