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Kunst und Kirche: Die Menschen berühren

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12.10.2022
Das Grossprojekt «Sakrale Zeiten?» bringt zeitgenössische Kunst in sakrale Räume und erkundet das Sakrale in der Kunst. Die Zusammenarbeit von Kunstschaffenden und Religionsgemeinschaften führt zu überraschenden Begegnungen.

«Sakrale Zeiten?» wurzelt in der Corona-Pandemie. Als viele Kunstschaffende keine Auftrittsmöglichkeiten mehr hatten und etliche sogar aufhörten, kreativ zu sein, kam Initiator Pascal Joray, Präsident der Basler Künstler:innengesellschaft BKG, die Idee zu diesem Kunstprojekt. Er nahm Kontakt auf mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Region. Denn diese beschäftigten sich wie die Kunstschaffenden mit Sinnfragen, sagte Joray an der Eröffnung in der Basler Peterskirche. Er freut sich über die Offenheit der Glaubensgemeinschaften, die ihm Mut gemacht habe, und über die vielen Kunstschaffenden, die sich begeistert für das Projekt engagieren, obwohl sie kein Geld damit verdienen.

Spiritualität in unsicheren Zeiten
In einer Zeit, in der vieles hinterfragt wird und unsicher erscheint, würden Spiritualität und Begegnungen umso wichtiger. Viele machten sich Gedanken über die Bedeutung und die Endlichkeit des Lebens und setzen sich mit der Vielfalt von Meinungen, mit Toleranz und Ausgrenzung, auseinander, so die Erfahrung von Pascal Joray. «Sakrale Zeiten?» soll dafür Räume schaffen. Das Suchen nach Antworten steht dabei im Vordergrund, darum auch das Fragezeichen im Titel.

Er stelle sich das Deckengemälde von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle vor, das die göttliche Berührung des Menschen zeigt, erklärt Joray: «Auch wir wollen Menschen berühren, ich hoffe, das gelingt.»

Das regionale Grossprojekt bietet bis zum 11. Dezember 50 teils überraschende Veranstaltungen mit Tanz, Musik, Performances, Literatur, Film, Workshops, Diskussionsrunden, Führungen und Predigtreihen an 22 Orten in der Region Basel, unter anderem die Installation «Friedensbäume für Christen – Juden – Muslime», das Kunstprojekt «Die Krone der Würde», bei dem man sich unter dem Motto «Wir sind alle Königinnen und Könige» mit einer selbst gemachten Krone fotografieren lassen kann, oder ein Gottesdienst mit Marimbaspiel.

Kunst und Kirche seit jeher verbunden
Fredy Bünter, stellvertretender Leiter der Abteilung Kulturförderung Basel-Landschaft, weist darauf hin, dass das Religiöse eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der bildenden Künste gespielt habe, dass man jedoch nicht religiös sein müsse, um Kunst erleben zu können. Für Bünter heisst «’sakral’ das Erkunden, was das Menschsein bedeutet». Ebenso trügen Begegnungen mit Menschen, das Hören eines Konzerts oder eine Kunstbetrachtung das Sakrale in sich.

Auch der Basler Regierungspräsident Beat Jans stellte an der Ausstellungseröffnung Betrachtungen zum Verhältnis von Religion und Kunst an. Jahrhundertelang sei die Kunst die Dienerin der Religion gewesen für Menschen, die nicht lesen konnten und kein Latein verstanden. Stifter von Kirchenkunst hätten damit in ihr eigenes Seelenheil investiert. Der Buchdruck und die Reformation, die mitunter in Bilderstürmen gipfelte, hätten dies geändert. Und heute würden Künstler religiös verehrt und Museen zu Wallfahrtsorten. «Touristen gehen eher ins Kunstmuseum als ins Münster», sagt Jans. Doch die Atmosphäre von Kirchenräumen wirke noch heute auf die Besucherinnen und Besucher. Sie seien Oasen, um in sich zu gehen, und als Räume für Kunstbetrachtung wie geschaffen.

Karin Müller, kirchenbote-online

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