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Kirche und Staat

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25.02.2016

Jesus
predigt das Reich Gottes auf Erden. Er ruft zur Gottes- und Nächstenliebe auf und verkündet den Untergang aller politischen Mächte. Das Reich Gottes baue nicht auf Macht und Gewalt. «Ihr wisst, dass die Herrscher der Welt ihren Völkern Gewalt antun – so soll es unter Euch nicht sein!» (Mk 10,42) Im Hinblick auf das anbrechende Gottesreich fordert er, «gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, aber Gott, was Gott ist».

Apostel Petrus
betont in der Apostelgeschichte 5,29, «man solle Gott mehr gehorchen als den Menschen». Trotzdem erklärt er in den Briefen an die römische Gemeinde, «jeder Mensch soll sich den übergeordneten Gewalten unterordnen, . . ., denn die bestehenden seien von Gott eingesetzt». (Röm 13, 1-7)

Kaiser Theodosius I
erklärt 380 das Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches. Das Christentum wird Staatssache.

Augustinus
entwirft in seinem Werk «De civitate Dei» um 420 nach Christus sein Modell vom Verhältnis zwischen Kirche und Staat: Der irdische Staat ist eine zeitliche Ordnungsmacht, die auch vom Bösen beherrscht werden kann. Der Gottesstaat hingegen ist Teil der ewigen Welt- und Heilsgeschichte. Dieser Dualismus zwischen den beiden Reichen prägt das Mittelalter und den Kampf zwischen Papst und Kaisertum.

Martin Luther
unterscheidet wie Augustinus zwischen dem Reich Gottes und der Welt. Er sah Kirche und Staat als zwei «Regimente» Gottes, als zwei Reiche: Der Kirche verkündet das Evangelium der Vergebung der Sünde und der Staat sorgt auch unter der Anwendung von Gewalt für Ordnung. Die Landesfürsten vollziehen die Reformation. Daraus entsteht eine enge Bindung zwischen der protestantischen Kirche und den Fürsten und später zum Deutschen Kaiser.

Huldrych Zwingli
sieht im Obrigkeitsstaat eine Gottesordnung, die respektiert werden muss. Er sucht die enge Zusammenarbeit zur Zürcher Stadtregierung. Eine Obrigkeit darf daher nur dann gestürzt werden, wenn es sich bei ihr um eine Tyrannenherrschaft handelt, erklärt der Reformator. «Die Obrigkeit, welche ausser der Schnur Christi fahren», das heisst, die Vorschriften Christi sich nicht zum Massstab nehmen wolle, «möge mit Gott entsetzt werden.»

Karl Barth
hält 1919 in seinem Kommentar zum Römerbrief fest, dass Gottes unverfügbares Reich sich aller Staatgewalt entzieht. Als Reaktion auf den Nationalsozialismus geht der Basler 1934 noch einen Schritt weiter: In der Barmer Erklärung proklamiert er die «Königsherrschaft Jesu Christi» über alle Bereiche der Welt. Er lehnt damit die lutherische Zwei-Reiche-Lehre ab.

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