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Grosses Misstrauen gegenüber religiösen Einrichtungen

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22.04.2016
Eine breit angelegte Umfrage bei 18- bis 34-Jährigen zeigt: Das Misstrauen gegenüber religiösen Institutionen ist gross. Ein Kommunikationsberater sähe Potenzial.

Diese Schweizer Jugend: 86 Prozent wollen ohne den Glauben an (einen) Gott glücklich sein können. 92 Prozent trauen religiösen Institutionen nicht, 62 Prozent davon «überhaupt nicht» – sogar die Politik kommt mit zwei Drittel Misstrauenden deutlich besser weg (ein Viertel traut ihr überhaupt nicht).

Diese Resultate zeigt zurzeit die internationale Online-Umfrage «Generation what» (http://www.generation-what.de). Sie richtet sich an Menschen zwischen 18 und 34 Jahren in elf europäischen Ländern. 149 Fragen können sie beantworten – zu ihren Zielen, Wünschen, Hoffnungen und Ängsten in Lebensbereichen wie Arbeit, Familie, Freunde, Liebe, Sex und Politik.

Über 2000 aus der Schweiz
Im April wurde die Umfrage online geschaltet. Ein Jahr lang sollen die Resultate «in Echtzeit» aktualisiert werden. Über 2000 junge Menschen aus der Schweiz haben bisher teilgenommen – jedenfalls gaben so viele diese Herkunft selbst an. Denn schummeln können bei «Generation What» alle, was das Zeug hält.

Repräsentativ im engen Sinn sind die Ergebnisse daher nicht. «Es gibt wohl auch einen Drall, weil vor allem gesellschaftlich und politisch Interessierte mitmachen dürften», sagt Philippe Welti, Kommunikationsberater bei Farner Consulting. Immerhin sei die Zahl Teilnehmender bereits jetzt beachtlich. Und eine starke Motivation zu schwindeln sieht Welti nicht.

Ganz verschiedene Gründe
Zumindest als Annäherung sind die Resultate daher ernst zu nehmen. Die Ergebnisse bei den Fragen zum Glauben und zur Religion überraschen den Kommunikationsfachmann nicht: «Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Da die Frage nach dem Vertrauen aber sehr offen ist und alle Religionen einschliesst, können ganz verschiedene Gründe dahinterstecken.»

Klar sei aber: Religiöse Institutionen haben es schwer in der pluralistischen Gesellschaft. «Junge bedienen sich auch in der Spiritualität, wie sie wollen. Heute werden eher konkrete Anliegen wie Tierschutz oder Veganismus zu einer Art Religion», sagt Welti. Darin sieht er auch einen Grund, weshalb Hilfsorganisationen gemäss der Umfrage ein deutlich besseres Vertrauen geniessen – obwohl auch die Kirchen viel Gutes tun: «Die Kommunikation der Hilfsorganisationen ist gut, sie spricht die Leute an. Und sie haben Themen, die sich einfacher verkaufen lassen.»

«Viele gute Storys»
Was ist also als Kirche zu tun, dass der Nachwuchs bleibt? Darüber reden, und zwar in der Sprache und auf den Kanälen der Jungen, sagt Philippe Welti: «Die reformierte Kirche könnte hier sicher noch zulegen. Sie hat viele gute Storys zu erzählen.» Etwa dass die Kirche sehr viel leistet und diese Leistungen mehr Wert haben, als an Kirchensteuern hereinkommen. Oder dass Zwingli mit seiner Almosenordnung den Grundstein für unsere Sozial- und Wirtschaftsordnung legte.

Davon habe er selbst beispielsweise im ganzen Unterricht bis zur Konfirmation weder in der Schule noch in der Kirche etwas gehört, hält Philippe Welti fest. Und auch wenn er Fan der Kirche sei und sie nicht kritisieren wolle: «Etwas stolzer dürfte sie ruhig sein.»

Fehlende Leuchtturmpersönlichkeiten
Für die Sichtbarkeit der Institution täten der Kirche ausserdem charismatische Köpfe gut, «Leuchtturmpersönlichkeiten», wie Zwingli einer war. Dass sich davon nur wenige entfalten könnten, liegt für Welti zum Teil an der Kultur der Reformierten, die eine gut eidgenössische Zurückhaltung lebe. Die Folge sei, dass sich heute viele Reformierte allein gelassen fühlten und die Kirche nicht mehr als geistliche und moralische Instanz wahrnähmen, wie der Kommunikationsberater vor zwei Jahren in einem NZZ-Artikel feststellte.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Marius Schären / reformiert.info / 22. April 2016

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