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Klare Regeln für Schweizer Konzerne

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01.01.2016
Wenn Schweizer Konzerne im Ausland gegen Menschenrechte und Umweltstandards verstos­sen, sollen sie auch hierzulande belangt werden können. Das fordert eine Kampagne, an der sich «Brot für alle» und HEKS beteiligen.

Der Kabarettist Lorenz Keiser verleiht der Kampagne «Recht ohne Grenzen» das prominente Gesicht. In einem Spot führt er seinen bösen Hund an der engen Leine. Der «Hund», gespielt von Gilles Tschudi mit Anzug und Krawatte, symbolisiert weltweit tätige Schweizer Firmen.
Rund 50 Organisationen, darunter kirchliche Hilfswerke, haben sich zu «Recht ohne Grenzen» zusammengeschlossen. Mit ihrer Kampagne und einer an Bundesrat und Parlament gerichteten Petition verlangen sie zwingende Bestimmungen, um Konzerne mit Sitz in der Schweiz auf die Einhaltung der Menschenrechte und Umweltstandards zu verpflichten. «Heute trägt das Stammhaus eines Unternehmens keine Verantwortung für die Handlungen seiner Filialen oder Zulieferfirmen im Ausland», kritisiert Chantal Peyer von «Brot für alle». Bei Verstössen hätten die Opfer keine Möglichkeit, die verantwortliche Mutterfirma einzuklagen.

Roche und Syngenta im Visier
Unter den Konzernen, die «Recht ohne Grenzen» ins Visier nimmt, sind auch der Pharmariese Roche und das Agrochemie-Unternehmen Syngenta aus Basel. Roche führe in China Studien zu Organtransplantationen durch, obwohl sie nicht ausschliessen könne, dass die verpflanzten Organe von Hingerichteten stammten. «Roche untergräbt die internationalen Bemühungen, die unethische Nutzung solcher Organe in China zu beenden», heisst es bei «Recht ohne Grenzen». Auf Anfrage des Kirchenboten sagt Roche: «Die Beschaffung der Organe obliegt den klinischen Prüfzentren.» Roche habe keinen Anspruch, zu erfahren, woher die Organe stammten. Die Studien seien mittlerweile abgeschlossen. Das Transplantations-Medikament wird Patienten in China weiter zur Verfügung gestellt.
Syngenta, so der Vorwurf, verletze die Sorgfaltspflicht, indem sie das in der Schweiz verbotene Pflanzenschutzmittel Paraquat in Entwicklungsländer verkaufe. Syngenta mache sich mitschuldig an tausenden von Vergiftungs- und Todesfällen pro Jahr, da sie die sachgemässe Anwendung des hochgiftigen Pestizids nicht gewährleisten könne. Eine Wiedergutmachung an die Opfer leiste der Konzern nicht. Dazu schreibt Syngenta: «Die Kritik verkennt den unerlässlichen Beitrag von Pflanzenschutz zur Ernährungssicherheit. Wir schulen Landwirte auf der ganzen Welt in der sicheren Anwendung unserer Produkte.»

Karin Müller | mzb

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