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Als die Reformation das katholische Birseck erreichte

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01.01.2016
In Arlesheim steht die erste reformierte Kirche, die im traditionell katholischen Birseck gebaut wurde. Viele Jahre diente sie den Reformierten der Nachbargemeinden als «Mutterkirche». Am Reformationssonntag wird sie hundert Jahre alt.

Die Kirche war bis auf den letzten der 580 Plätze besetzt. Die Gäste standen dicht gedrängt in den Gängen. Rund 900 Personen nahmen am Reformationssonntag im Jahr 1912 am Einweihungsgottesdienst in der neuen reformierten Kirche in Arlesheim teil.
Es war die erste reformierte Kirche im katholischen Birseck. Erst viel später kamen weitere dazu: 1944 in Aesch, 1962 in Reinach und 2008 in Dornach. Dieses Jahr wird die Arlesheimer «Mutterkirche» hundert Jahre alt. Das Fest zum Jubiläum feiern die Arlesheimer zusammen mit den heute noch im Birsecker Verband zusammengeschlossenen Gemeinden Aesch-Pfeffingen und Dornach-Gempen-Hochwald sowie der katholischen Gemeinde von Arlesheim.

Reformierte Fabrikarbeiter
Die Industrialisierung brachte reformierte Arbeiter nach Arlesheim. 1856 liess der Spinnereibesitzer August Alioth auf seinem Privatgrundstück die erste reformierte Kapelle errichten. Um 1880 war bereits rund ein Viertel der Einwohner reformiert. Die Reformationskollekte, unterstützt von sämtlichen reformierten Kirchen der Schweiz, ermöglichte 1911 den Bau der neuen Kirche.
Heute gehört Arlesheim zu den wohlhabenden reformierten Gemeinden des Baselbiets. Im Zuge des kirchlichen Finanzausgleichs gehen fünf Prozent des Arlesheimer Budgets an die finanzschwachen Kirchgemeinden im Kanton. Weil sie selber nur dank der Spendenbereitschaft anderer wachsen und gedeihen konnte, habe Solidarität in seiner Kirchgemeinde einen hohen Stellenwert, erklärt Pfarrer Matthias Grüninger.
Die Diaspora-Situation spüre die Gemeinde aber noch heute, sagt der Pfarrer. Sie äussere sich im engen Kontakt zur katholischen Schwestergemeinde. Wie kaum ein anderes Baselbieter Dorf lebe Arlesheim die Ökumene. «Die Katholiken sind unser erster kirchlicher Partner», betont Matthias Grüninger. Die Zusammenarbeit ist vor allem in den letzten fünfzig Jahren gewachsen. In der ersten Zeit hingegen hätten die Reformierten im Birseck schon gelitten. Grüninger spricht von «konfessionellen Querelen und Gehässigkeiten erheblichen Ausmasses».

Der Dom in der Mitte, die Kirche am Rand
Bevor Arlesheim 1815 zum reformierten Kanton Basel kam, gehörte es zum Fürstbistum Basel. Die imposante Domkirche dominiert bis heute das Ortsbild. Die reformierte Kirche steht am Rand des Dorfes. «Der Dom hat zwei Türme, unsere Kirche einen das zeigt das Gewicht der beiden», meint Matthias Grüninger. Ein Problem sei das nicht: «Wir können und wollen nicht mit dem Dom konkurrieren.» Die Reformierten profitierten von der Verankerung der katholischen Gemeinde und ihrer starken Verbundenheit mit den traditionellen Dorfvereinen. Es sei selbstverständlich, dass alle einander helfen. Solidarität werde auch hier gross geschrieben.
Dabei ist die reformierte Kirche durchaus ein Juwel, das seit Anfang der Siebzigerjahre unter Denkmalschutz steht. Im Kunstführer, der auf das Jubiläum hin erscheint, würdigen die Autoren den Bau der Basler Architekten La Roche und Staehelin als den «bedeutendsten Sakralbau der Reformarchitektur im Baselbiet».
Matthias Grüninger freut sich auf den Festgottesdienst mit Abendmahl, bei dem sein Kollege Peter Spinnler eine Predigt halten wird. Man habe absichtlich diese klassische Form gewählt für die ökumenische Feier. Der Pfarrer hofft, dass sie der Kirche ähnlich volle Bänke beschert wie der Eröffnungsgottesdienst vor hundert Jahren.



Festprogramm zum Jubiläum

Ökumenischer Festgottesdienst. Sonntag, 4. November, 10 Uhr, in der Kirche
Kirchenbasar. Samstag, 3. November, 1217 Uhr, Sonntag, 4. November, 11.3017 Uhr, im Kirchgemeindehaus
Vernissage Kunstführer. Samstag, 3. November, 16 Uhr, im Saal, anschliessend Kirchenführung
Jubiläumskonzert. Sonntag, 4. November, 17 Uhr, in der Kirche

Karin Müller

Links:
www.ref-kirchearlesheim.ch

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