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Wie viel Boden braucht der Mensch?

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01.01.2016
Am 3. März stimmt das Volk über die Revision des Raumplanungsgesetzes ab. Die Wogen gehen hoch zwischen Befürwortern und Gegnern. Fest steht: Der helvetische Grund und Boden ist teuer geworden. Nicht zum Segen von allen, wie ein Abstecher in den Kanton Schwyz zeigt.

Der Mensch braucht Boden für Wohnung und Nahrung und just darum geht es letztlich bei der Revision des Raumplanungsgesetzes. Unlängst hat ein Schwyzer Regierungsrat im Alleingang zu starkes und rasches Wachstum gerügt und wurde dafür harsch kritisiert. Er erhielt Schützenhilfe aus dem Kanton Zug, wo wie in Ausserschwyz niedrige Steuern und Bauboom Realität sind. Die Nähe zur Stadt, attraktive Wohnlagen, Gymnasium, Berufsschule, Kultur- und Vergnügungszentren, Sommer-Sportmöglichkeiten vor der Haustür, Wintersport in Kürze erreichbar sorgen unaufhörlich für lukrative Zuzüger.

Gestörtes Gleichgewicht
Die Bautätigkeit in Ausserschwyz ist vor allem im Bezirk Höfe seit Jahren enorm, man spricht von Quadratmeterpreisen von 1500 bis 3000 Franken. Wer kann sich da das Bauen noch leisten? Einheimische kaum, ausser die Eltern ermöglichen es mit eigenem Bauland. Zahlreiche Bauwillige sind seit gut einem Dutzend Jahre in die nahe March ausgewichen, aber auch dort steigen die Bodenpreise. Hat man über Jahre das «Bauernsterben» beklagt, wird heute kaum mehr darüber räsoniert, aber es findet statt und Versteigerungen erinnern an diese Tatsache. Im Bezirk Höfe gibt es schätzungsweise sicher noch fünfzig Bauern. Es gibt auch «Neue» darunter, denn durch Ökologisches Bauern, das vom Staat gefördert wird, entstehen neue Anreize. So sieht sich wohl mancher Newcomer auch als eine Art Landschaftsgärtner.
Der Hof der Familie Kümin ist mit 30 Kühen sowie 15 Stück Jungvieh und den bewirtschafteten 24 Hektaren (dabei Pachtland auswärts) ein mittlerer Betrieb. Ein solcher bedeutete früher ein sicheres Auskommen. Dem ist heute nicht mehr so: Obschon sich Vater und Sohn beide als «Bauern mit Leib und Seele» im Gespräch outen. Jungbauer Stefan (32) ist zwar seit 2006 Pächter des elterlichen «Heimets», Umbauten, Viehzukauf und neue Maschinen machen es jedoch nötig, dass er zirka zwei Tage pro Woche als LKW-Fahrer zusätzlich arbeitet. Der Senior arbeitet voll auf dem Hof. Denn Milchwirtschaft, wie sie die Familien auf ihrem Betrieb seit Jahrhunderten betreiben, war und bleibt sehr arbeitsintensiv, im Gegensatz etwa zur Mutterkuh-Haltung.
Ein Standbein der Kümins ist das Mosten, jährlich gegen 5000 Liter. Sie haben damit schon alle Medaillen von Bronze über Silber bis Gold geholt. Sie besitzen rund 80 Bäume, vermostet werden indes nur Äpfel. Birnen und Kirschen sind Brennobst, und die Preise dafür sind heute noch wie vor 50 Jahren. Kümins bewirtschaften seit vielen Generationen ihren Hof, wo einst nach der Überlieferung 1797 der Heilige Clemens, aus Polen kommend, ein halbes Jahr eine Lateinschule betrieben haben soll, bevor er weiter nach Wien zog und dort heute Stadtheiliger ist. Ein schmuckes Bildstöckli am «Gaden», dessen Heiligen Clemens der bekannte Glaskünstler Bruno Meier schuf, kündet davon.

Bauland ein zweischneidiges Schwert
Zum Küminschen Besitz gehören auch 3000 Quadratmeter Bauland (II. Zone). Der Senior sah dies in der Vergangenheit immer als gewisse Sicherheit (Polster), falls die Jungen mal bauen wollten... Bauland besitzen, ist heute im Kanton Schwyz nicht mehr so vorteilhaft, muss dieses doch seit 2004 als Vermögen versteuert werden. Es kommt also bei den recht hohen Beträgen, die entrichtet werden müssen, immer wieder vor, dass ein Bauer fast wider Willen Land verkaufen muss, um das Auskommen für seine Familie zu gewährleisten.

Betty Peter

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