Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

Das Auge glaubt mit

min
01.01.2016
Ringvorlesung «Theologie der Bilder»: Sehen bestimmt unseren Alltag in erheblichem Masse und unseren Glauben? Der Funktion des Bildes für Glaube und Theologie geht eine Veranstaltung des Forums für Zeitfragen nach.

Unsere Welt ist eine Welt des Sehens. Kein anderes Sinnesorgan ist für die Orientierung in unserem Alltag so entscheidend wie die Augen. Dabei steht das Bild immer mehr im Zentrum. Nicht mehr Wörter leiten uns zum Ziel, sondern Piktogramme oder «Icons». Womit wir schon mitten im Glauben angelangt sind, stammt das Wort doch vom griechischen «eikon» ab, das wir heute auch noch in der Ikone kennen und «Abbild» bedeutet. Auch im Wort «Idol» (griech.
eidolon) steckt ein Bild, nämlich das Trugbild oder Traumbild. Dass sehen oder nicht sehen den Glauben beeinflusst, hat schon
der ungläubige Thomas erfahren. Der auferstandene Jesus, ein Trugbild, Traumbild oder Abbild? Thomas musste die Wundmale sehen, um glauben zu können das Auge glaubt mit.
In einem gewissen Gegensatz dazu steht die Reformierte Kirche, die dem Wort glaubt und «dem Bilde sehr skeptisch gegenübersteht», sagt der Basler Kirchenhistoriker Martin Wallraff. Die Frage stelle sich beispielsweise, wo denn das Bild für Glaube und Theologie hilfreich sei und wo schädlich und ob es nur zur «Textausschmückung» diene oder eine eigenständige Boschaft vermittle. Wallraff: «In Basel beschäftigt man sich an der Universität im Nationalfondsprojekt Eikones Bildkritik intensiv mit der Funktion des Bildes. Die Theologie müsste sich dieser Thematik öffnen, denn das Bild hat für das Verständnis von Glaube und Religion eine wichtige Bedeutung.»
Die Ringvorlesung «Theologie der Bilder» geht das Thema breit an; von Texten des Alten Testaments bis zu Filmen der Gegenwart, von der Tradition der Ostkirche bis zu neuen Entwicklungen christlicher Kirchen in Afrika. Gleich in der ersten Vorlesung mit Othmar Keel, emeritierter Professor für Altes Testament an der Universität Fribourg, werden Texte vorgestellt, die ohne Bilder unverständlich blieben. «Unverständlich», so Martin Wallraff, «wird die Veranstaltung auch für jene nicht sein, die ohne Vorkenntnisse die Vorlesungen besuchen möchten. Vorausgesetzt wird nur Interesse.» Zwar handelt es sich um Vorlesungen, sie werden aber im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich vorgetragen: mit Bildern. Wichtig ist Martin Wallraff, dass die Möglichkeit besteht, Fragen zu stellen und anschliessend im Gespräch die Thematik zu vertiefen.



Die Vorlesung «Theologie der Bilder» findet jeweils mittwochs um
18.15 Uhr im Hörsaal 119 des Kollegien­gebäudes am Petersplatz 1 statt, und zwar am 6./20. März (am 20. im Hörsaal 120), 3./17./24. April und am 15. Mai. Das genaue Programm ist auf der Seite www.forumbasel.ch im Bild zu sehen und zu lesen.

Franz Osswald

Links:
www.forumbasel.ch

Unsere Empfehlungen

«Es gibt kein Leben ohne Schmerz»

«Es gibt kein Leben ohne Schmerz»

Akute und chronische Schmerzen kennt jeder von uns. Was drückt dem Menschen auf den Rücken? Leben religiöse Menschen gesünder? Kann Schmerz ein Lehrmeister sein? Was ist Biofeedback? Wolfgang Dumat, Psychologe, Psychotherapeut und Experte für chronische Schmerzen, hat Antworten auf diese Fragen.